Berlin. Der Blick auf die Kurse der Rüstungsunternehmen wird ihre Aktionäre Anfang der Woche hocherfreut haben. Nach einem turbulenten Wochenausklang und den ersten Meldungen über ein viele Milliarden schweres Sondervermögen für Verteidigungsausgaben schossen die Notierungen in die Höhe. Die Aktien von Deutschlands bekanntestem Rüstungskonzern Rheinmetall kletterte auf deutlich über 1000 Euro. In den vergangenen drei Jahren hat sich der Wert des Unternehmens fast versiebenfacht. Auch die anderen Branchenunternehmen konnten ihren Börsenwert deutlich steigern.
Einiges sprich dafür, dass der Trend noch eine Weile anhalten könnte. Denn die europäischen Staaten werden in den kommenden Jahren wohl sehr viel mehr bei den Unternehmen bestellen und ihnen hohe Gewinne ermöglichen. Anders kann eine größere militärische Unabhängigkeit von den USA kaum erreicht werden.
Und es gibt neben Rheinmetall auch noch andere Unternehmen, die davon profitieren. Das wären in Deutschland beispielsweise die Firmen Hensoldt und Renk. Erstere ist spezialisiert auf Navigationssysteme, Letztere stellt Getriebe für Panzer her. Auch Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus gehört eventuell zu den Profiteuren der Aufrüstung, auch wenn der Aktienkurs bisher kaum Auftrieb von der politischen Wende erhielt. Das Unternehmen hat in anderen Sparten gerade ein Problem mit wichtigen Bauteilen, da ein Großbrand einen wichtigen Zulieferbetrieb zerstört hat.
Verbraucherschützer raten vom Kauf einzelner Aktien ab
Alternativen gibt es auch im europäischen Ausland, zum Beispiel Saab aus Schweden, BAE Systems aus Großbritannien oder Leonardo aus Italien. Auch hier sind die Kurse in der letzten Zeit schon deutlich gestiegen. Ein Warnsignal gibt es mit Blick auf die Empfehlungen der Wertpapieranalysten aber auch. Die Kurse liegen teilweise schon klar über den Prognosen der Experten. Und die Erfahrung lehrt, dass es nach steilen Anstiegen durch Gewinnmitnahmen auch rasch wieder abwärts gehen kann.
Verbraucherschützer raten Kleinanlegern in der Regel vom Kauf einzelner Aktien ab, weil das Risiko von Kursverlusten relativ hoch ist. Als Alternative empfehlen sie breit gestreute Fonds, vor allem günstige ETFs. Diese börsengehandelten Fonds gibt es auch für einzelne Branchen. Das Fachportal JustETF listet fünf auf Rüstung und Verteidigung ausgerichtete ETFs auf. Die besten haben im vergangenen Jahr bis zu 40 Prozent Rendite erzielt.
Bitcoin und Ethereum: Auch die Kryptokurse stiegen deutlich an
Auch in anderen Märkten sorgen politische Ankündigungen für kräftige Bewegungen. Das galt zum Wochenbeginn für die Kryptowährungen. Die Kurse von Bitcoin, Ethereum und drei kleinen Kryptowährungen stiegen massiv an. Am Montagmittag kostete ein Bitcoin über 92.000 US-Dollar, nachdem er Ende der vergangenen Woche zeitweilig unter die Marke von 80.000 US-Dollar gerutscht war. Der Grund für den plötzlichen Anstieg lieferte US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung, diese Kryptowährungen in die strategischen Reserven der Vereinigten Staaten aufzunehmen.
Dennoch bleiben Verbraucherschützer hinsichtlich Bitcoin & Co. skeptisch. Denn so große Kursschwankungen kommen bei den Kryptowährungen immer wieder vor. So ist der Bitcoin nach dem Höhenflug durch die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten regelrecht abgestürzt. Vom Rekordwert bei 109.000 US-Dollar ist die virtuelle Währung trotz des aktuellen Höhenfluges weit entfernt. Wer zu spät eingestiegen ist, hat viel Geld verloren. Der Kurs der zweitwichtigsten Kryptowährung Ethereum litt zuletzt unter dem Raub von rund 400.000 Ether, wie sie in Kurzform heißt, im Milliardenwert.
Was die US-Regierung bei Kryptowährungen im Detail plant, ist noch nicht bekannt. In wenigen Tagen soll im Weißen Haus ein Kryptogipfel stattfinden. Danach sind potenzielle Anleger vermutlich klüger. Werden die hohen Erwartungen an eine Unterstützung der virtuellen Anlagen nicht erfüllt, kann es auch schnell wieder bergab gehen. „Bitcoin ist Zockerei“, warnt Hermann-Josef Tenhagen, Chef des Verbraucherportals Finanztip.
Anleihemarkt bietet Chancen – aber mit Währungsrisiko
Deutlich ruhiger geht es auf dem Anleihemarkt zu. Auch hier bieten sich Anlegern gerade Chancen. Die USA sind hoch verschuldet. Unter dem künftigen Präsidenten Donald Trump wird der Schuldenberg noch weiter anwachsen, wenn er seine Pläne tatsächlich umsetzt. Eine Folge der Finanzpolitik ist jetzt schon erkennbar. Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen sind deutlich angestiegen. Bis zu 4,8 Prozent werfen sie derzeit ab. Diese Aussicht lockt Investoren aus anderen Ländern an. Können auch Privatanleger davon profitieren?
Das geht nur indirekt. Die Anleihen werden in großen Paketen an professionelle Investoren abgegeben. Sie werden zwar auch an der Börse gehandelt und können dort praktisch von jedermann erworben werden. Doch Expertin Karin Baur von der Stiftung Warentest hat eine andere Empfehlung für private Anleger. „Wir raten zu Fonds, wenn man in Staatsanleihen investieren will“, sagt sie. So können auch Sparer in Europa von den hohen Renditen der US-Anleihen profitieren – wenn es gut läuft.
Die Einschränkung hat einen guten Grund. Denn was am Ende für den Anleger herauskommt, hängt nicht nur von der Verzinsung der Anleihen ab. Auch der Wert des US-Dollar in Euro spielt eine gewichtige Rolle. Steigt der Kurs zugunsten des Dollar, erhöht das die Rendite. Im vergangenen Jahr betrug allein der Währungsgewinn laut Baur bis zu 6,4 Prozent. Umgekehrt kann es aber auch laufen. Verliert der Dollar an Wert, zehrt das die Rendite von Anleihen auf.
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