Managergehälter

Platz vier unter Top-Verdienern im Dax: SAP-Chef kratzt an 10 Millionen Euro

Was verdient eigentlich SAP-Chef Christian Klein? Eine Studie analysiert die Gehälter der Top-Verdiener im Dax - und listet auch BASF-Chef Markus Kamieth in den Top Ten. Bleibt die Frage: Sind diese Gehälter angemessen?

Von 
Alexander Jungert
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Christian Klein, Vorstandsvorsitzender von SAP, bei einer Veranstaltung in der Mannheimer SAP Arena. © picture alliance/dpa

Rhein-Neckar. Die Millionen-Gehälter der 40 CEOs im Dax lassen aufhorchen. In der jüngsten Rangliste der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München reißen zwei Manager die Grenze von zehn Millionen Euro für das Jahr 2024. Folgend die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer gehört zu den Top-Verdienern?

Oben steht VW-Chef Oliver Blume mit rund 10,6 Millionen Euro, dicht gefolgt von Bjørn Gulden mit 10,3 Millionen Euro. Bei den regionalen Vertretern hat SAP-Vorstandsvorsitzender Christian Klein die Nase vorn, laut Studie kommt er auf rund 9,3 Millionen Euro. Hinter ihm und immerhin noch in den Top 20: Belén Garijo López (Merck), Dominik von Achten (Heidelberg Materials) und Markus Kamieth (BASF).

Übersicht über die Top-Verdiener im Dax. © MM-Grafik

Vor einiger Zeit hat SAP veröffentlicht, dass der Vorstandsvorsitzende Christian Klein 19 Millionen Euro erhält. In der DSW-Studie ist „nur“ von 9,3 Millionen Euro die Rede. Wie passt das zusammen?

Jedes Jahr arbeitet sich der Lehrstuhl für Controlling der Technischen Universität München (TUM) im Auftrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) durch die Vergütungsberichte der Konzerne und arbeitet die Daten zu den Vorstandsmitgliedern so auf, dass sie sich vergleichen lassen. Die Zahlen sollen abbilden, was die Manager für ihre Leistung 2024 erhalten haben. Bei SAP-Chef Klein sind das 9,3 Millionen Euro. Im Vergütungsbericht des Softwarekonzerns hingegen fließen unter „gewährter und geschuldeter Vergütung“ auch Zuwendungen für erreichte Ziele aus den Vorjahren mit ein. Deshalb kommt der höhere Betrag von 19 Millionen Euro zustande.

Wie ist die Entwicklung generell in Dax-Vorständen?

Trotz der wirtschaftlichen Flaute sind im vergangenen Jahr die Gehälter der Dax-Vorstandsmitglieder gestiegen. Die Manager und Managerinnen einschließlich der Vorstandsvorsitzenden haben durchschnittlich eine Gesamtvergütung von 3,76 Millionen Euro erhalten - drei Prozent mehr als 2023, wie aus der Auswertung hervorgeht. Pensionszusagen sind in diesem Wert nicht enthalten. Speziell die 40 Vorstandsvorsitzenden im Dax erreichen eine durchschnittliche Gesamtvergütung von rund 5,7 Millionen Euro.

Der deutsche Leitindex Dax brachte es 2024 auf ein Jahresplus von 19 Prozent. © picture alliance/dpa

Warum sind die Gehälter trotz angespannter Wirtschaftslage gestiegen?

Man muss sehen, dass das Börsenjahr 2024 abermals ein starkes für den Dax gewesen ist – er brachte es auf ein Jahresplus von 19 Prozent. An der Börse wird bekanntlich die Zukunft gehandelt, und diese haben die Anlegerinnen und Anleger offensichtlich positiv gesehen. Die Entwicklung des Aktienkurses ist ein wesentlicher Messwert für die zunehmend variablen Bestandteile der Vergütung.

Was fällt in der Studie besonders auf?

Beim Verhältnis der Manager-Gehälter zu den durchschnittlichen Personalkosten ihrer Mitarbeiter zeigen sich große Unterschiede. So verdient die Vorstandsriege des Sportartikelherstellers Adidas das 95-fache eines normalen Mitarbeiters. Weniger Gefälle gibt es beispielsweise bei Heidelberg Materials (Faktor 48) und SAP (33). Im kaum veränderten Durchschnitt erhielten die Vorstände 41 Mal höhere Vergütungen als die durchschnittlichen Beschäftigten. Zur Einordnung muss man wissen: In den Jahren vor Corona habe man auch schon Werte über 50 gesehen, so die DSW.

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Welche Vorstandsvergütung ist angemessen?

An dieser großen Frage scheiden sich die Geister. Unternehmen rechtfertigen die hohen Summen vor allem damit, dass sie im weltweiten Wettbewerb um hoch qualifizierte Führungskräfte mithalten müssen. Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer bei der DSW, kann nachvollziehen, dass das Thema die Gemüter erhitzt. „Eilen die Topmanager von Rekord zu Rekord im eigenen Geldbeutel, während Inflation und hohe Energiepreise das tägliche Leben der Menschen im Land erschweren, ist die Empörung besonders groß. Und tatsächlich klafft die Schere zwischen Vorständen und Mitarbeitenden in der Vergütung kontinuierlich auseinander“, erklärt er. Generell ist für die DSW die „magische Schallmauer“ von zehn Millionen Euro vertretbar. Tüngler pocht aber darauf, dass Vergütungssysteme transparent und langfristig ausgestaltet sind.

Grundsätzlich wenig Verständnis für die Millionen-Summen hat etwa die Hilfsorganisation Oxfam Deutschland. Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden seien „völlig losgekoppelt von der Lohnentwicklung normaler Beschäftigter, denen ihre Lebenshaltungskosten zunehmend über den Kopf wachsen“, meint Referentin Leonie Petersen. Sie sieht in der „immer gravierenderen Ungleichheit“ durchaus eine Gefahr „für unsere Demokratie“.

Gibt es eine einheitliche (gesetzliche) Obergrenze für das, was Top-Manager in Deutschland höchstens verdienen dürfen?

Nein. Allerdings muss in den Vergütungssystemen der börsennotierten Konzerne jeweils festgelegt werden, was Chefs und Chefinnen höchstens bekommen dürfen.

Verglichen mit ihm verdienen deutsche Managerinnen und Manager eher Peanuts: Microsoft-Chef Satya Nadella erhielt im Jahr 2024 eine Gesamtvergütung von 73,1 Millionen Euro. © picture alliance/dpa

Wie stehen deutsche Spitzenmanager im internationalen Vergleich da?

Anderswo würden sie deutlich mehr verdienen, denn die durchschnittliche Gesamtvergütung im Dax ist relativ gering. Michel Doukeris vom Brauriesen AB InBev (Belgien) verdient mit 24,3 Millionen Euro das europäische Top-Gehalt. Im US-amerikanischen Dow-Jones-Index allerdings würde er damit sogar unter dem Durchschnitt von 28,5 Millionen Euro liegen. Microsoft-Chef Satya Nadella hat eine Vergütung von 73,1 Millionen Euro eingestrichen.

Fernab vom Dax – wie sehen die Vergütungen bei anderen regionalen Unternehmen aus?

Vorsicht: Diese Daten sind von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz und der TU München nicht zum Vergleich aufbereitet worden. Doch ein Blick in die Geschäftsberichte von regionalen Unternehmen der mittleren Werte (M-Dax) zeigt die Größenordnungen: Thomas Schulz, Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Industrieservicekonzerns Bilfinger, ist für das vergangene Geschäftsjahr auf eine gewährte und geschuldete Vergütung von rund 2,9 Millionen Euro gekommen. Bei Stefan Fuchs, Vorstandsvorsitzender des Mannheimer Schmierstoffherstellers Fuchs, ist die Gesamtvergütung mit rund drei Millionen Euro angegeben. Niels Pörksen (Mannheimer Südzucker, S-Dax) steht eine gewährte und geschuldete Vergütung von rund 1,8 Millionen Euro zu.

Wer legt die Vergütung von Vorstandsmitgliedern eigentlich fest?

Der Aufsichtsrat eines Unternehmens, in dem sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmervertreter sitzen. Das Vergütungssystem wird zudem der Hauptversammlung zur Abstimmung vorgelegt.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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