Berlin. Beim Online-Shopping ist die Bestellung nur einen Klick entfernt. Das wissen die Verkäufer, und erzeugen deshalb gerne künstlich Druck, damit sich Kunden schnell zum Kauf entschließen. Außer dieser gängigen Masche gibt es allerdings noch einige weitere, die Verbraucher unterschwellig zum Kauf verleiten.
Trick 1: Der durchgestrichene Preis
Schnäppchenjäger aufgepasst - hier ist etwas billiger geworden. Das soll der durchgestrichene Preis suggerieren. Doch Achtung: Der Händler muss diesen Preis nicht unbedingt einst verlangt haben. Es kann sich auch beispielsweise um die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers handeln, die der Händler damit zu unterbieten verdeutlicht. Diese wird allerdings von Händlern häufig unterboten, es heißt schließlich „unverbindlich“ und „Empfehlung“. Eine Variante des durchgestrichenen Preises sind Prozentangaben wie „minus 20 Prozent“. Die Gegenstrategie: Preissuchmaschinen. So lassen sich schnell die Preise für das gleiche Produkt bei unterschiedlichen Händlern vergleichen. Auch die Preisentwicklung eines Produktes über die vergangenen Monate hinweg lässt sich hier nachvollziehen. Einen Anspruch auf Vollständigkeit gibt es aber nicht. Den besten Überblick bekommt daher, wer gleich mehrere Preissuchmaschinen verwendet.
Trick 2: Künstliche Verknappung
Nur noch zwei Paar Schuhe, nur noch ein Zimmer in dieser Kategorie, das ist das letzte Regal in dieser Farbe - wird es knapp, tendieren Kaufwillige dazu, direkt zuzugreifen. Schließlich könnte es sein, dass jemand anders schneller und das letzte Exemplar dann schon weg ist. Dabei ist keineswegs ausgemacht, dass das Angebot dann tatsächlich ausverkauft ist. Meistens hilft es hier, Ruhe zu bewahren. Und sich zu überlegen, was einen mehr ärgern würde: Möglicherweise übereilt zugeschlagen zu haben? Oder leer auszugehen?
Trick 3: Das Siegel für die Eigenwerbung
Fair, nachhaltig, vertrauenswürdig, von Verbrauchern getestet, ohne Tierversuche - um Verbraucher zu informieren oder um für ein Produkt zu werben, gibt es eine ganze Reihe an Siegeln und Labels. Viele davon bieten einzelnen Zielgruppen Orientierung im Produktdschungel. Doch immer wieder kommt es vor, dass unseriöse Händler das grundsätzlich positive Image von solchen Zeichen ausnutzen und kurzerhand ein eigenes Siegel kreieren. Wer auf ein unbekanntes Exemplar stößt und es als Grundlage für eine Kaufentscheidung nehmen will, tut daher gut daran, die Seriosität zu überprüfen. Zuverlässige Anlaufstellen bei der Beantwortung der Frage, welches Siegel etwas aussagt, sind zum Beispiel die Verbraucherzentralen.
Trick 4: Versteckte Kosten
Was kostet eigentlich der Versand? Diese Information sollte im Optimalfall mit einem Klick in Erfahrung zu bringen sein - und zwar bevor der Kunde persönliche Daten eingeben muss. Leider wird das in der Praxis nicht so konsequent umgesetzt. Auch Kosten für eine eventuelle Rücksendung müssen Verbraucher häufig aufwändig recherchieren. Preissuchmaschinen bieten häufig an, den Endpreis inklusive Versandkosten anzuzeigen, doch vor dem Kauf sollte so eine Information überprüft werden. Das kann sich lohnen: Sind Versand- und Rücksendekosten hoch, gilt gerade bei einer Auswahlbestellung, bei der zum Beispiel ein Kleidungsstück in verschiedenen Größen geordert wurde, dass ein teurerer Anbieter mit günstigeren Nebenkosten unterm Strich billiger sein kann.
Trick 5: Gekaufte Bewertungen
Bei dem Überangebot an Waren und Produktvarianten kann es für Händler und Hersteller schwer sein, sichtbar zu bleiben. Deshalb helfen manche nach: mit gekauften Bewertungen, also solchen, die nicht von unabhängigen Kunden stammen. Eine Flut von positiven Rezensionen lässt zum Beispiel einige negative in der Masse untergehen - oder einen noch frischen Händler-Account renommiert aussehen. Eine Verschärfung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb hat zwar die Situation deutlich verbessert, etwa indem viele Händler Bewertungen, bei denen Nutzern das Produkt kostenlos gestellt wurde, nun deutlich kennzeichnen. Doch komplett vor gekauften Bewertungen geschützt sind Kaufwillige nicht. Ob eine Bewertung echt ist, lässt sich in der Praxis kaum sicher bewerten. Doch einige Tipps geben Anhaltspunkte.
Zum Beispiel: Strotzt der Text vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern? Wird ein Produkt überschwänglich gelobt oder kritisiert - und vielleicht gar ein Konkurrenzprodukt empfohlen? Wurde eine Flut positiver Rezensionen kurz nach Produkterscheinen verfasst (und es handelt sich nicht um ein Massenprodukt wie das neueste iPhone)? Hat der Verfasser in der Vergangenheit entweder noch kein Produkt oder ausschließlich immer das gleiche - etwa Haartrockner - bewertet? Treffen einer oder mehrere Punkte zu, sollten Nutzer aufmerksam werden. Gerade, wenn es um größere Anschaffungen geht, lohnt es zudem, die Bewertungen auf unterschiedlichen Portalen zu vergleichen - und Testergebnisse von renommierten Organisationen wie der Stiftung Warentest heranzuziehen.
Trick 6: Schwankende Preise
Wochentage und Uhrzeiten, die Region sowie das Endgerät, von dem aus man auf eine Webseite zugreift – all das kann Einfluss haben auf den angezeigten Preis. Im besten Fall weist der Anbieter darauf hin, zum Beispiel, dass es sich hier um einen Preis handelt, der nur Nutzer von mobilen Endgeräten angezeigt wird. Im schlechtesten Fall bleibt es intransparent. Das gilt auch, wenn jemand die Seite, auf der ein Produkt oder eine Dienstleistung angeboten wird, wiederholt aufruft. Manchmal steigt in solchen Fällen über die Zeit der Preis. Gerade vor größeren Ausgaben kann es sich daher lohnen, ein Angebot von unterschiedlichen Endgeräten aus anzusteuern. Darüber hinaus kann Browser-Hygiene helfen: Regelmäßig Verlauf und Cookies löschen, per Haken die Do-Not-Track-Funktion aktivieren und bei Diensten wie Facebook oder Google nach der Nutzung wieder ausloggen. Damit ist man im Internet ein bisschen weniger identifizierbar unterwegs – auch für Händler.
Trick 7: Die Empfehlung
Die allgegenwärtigen Sternebewertungen, die Galerie von „Kunden, die dieses Produkt gekauft haben, kauften auch...“, ein kleiner Hinweis „beliebt“ - all das sind kleine Köder mit einer Botschaft. Die lautet: Andere mochten dieses Produkt oder diese Dienstleistung, greifen Sie auch zu, Sie können damit nicht falsch liegen. Ausblenden lassen sich diese Köder kaum - aber es lässt sich bewusst machen, dass die anderen Kunden nicht unbedingt das Gleiche gut finden, wie man selbst.
Trick 8: Der kleine Aufpreis
Das neue Smartphone liegt kaum im virtuellen Warenkorb, schon appelliert der Händler an das eigene Gewissen. Ob man das Gerät nicht optimal schützen wolle - mit einer Versicherung? Oder zumindest mit einer Schutzfolie für das Display, gerne auch gleich inklusive Anbringung? Der Trick dahinter: Wer gerade eh schon eine große Ausgabe plant, wird bei einer kleinen zusätzlichen Summe nicht zaudern. Daher ist es wichtig, bei solchen vermeintlich günstigen Zusatzangeboten genau zu überlegen und zu vergleichen. Denn selbst wenn so ein Angebot im Einzelfall sinnvoll und gewünscht sein sollte - in der Regel lässt es sich auch im Nachhinein noch erwerben oder woanders und damit häufig sogar günstiger.
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