Verkehr

Bund verkauft letzte Lufthansa-Aktien

Die Veräußerung der Anteile am Luftfahrtunternehmen ist mit einem Gewinn von netto 760 Millionen Euro ein lohnendes Geschäft – auch für die Steuerzahler

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Rolf Obertreis
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Erfolgreiche Stabilisierung: Nach dem Verkauf des letzten Stützungsaktienpakets durch den Bund ist die Lufthansa wieder komplett in privater Hand. © Daniel Bockwoldt/dpa

Frankfurt. Viel schneller als erwartet und als notwendig hat der Bund seine Beteiligung und sein Aktienpaket an der Lufthansa wieder abgestoßen. Und dies mit einem ansehnlichen Gewinn von 760 Millionen Euro für den Steuerzahler. Zuletzt hatte der Staat über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) noch 6,2 Prozent der Lufthansa-Aktien gehalten. Ursprünglich waren es 20 Prozent.

Die Aktien waren Teil des insgesamt fast neun Milliarden Euro schweren Rettungspakets, mit dem die Lufthansa im Frühsommer 2020 nach dem vollständigen Stillstand des Welt-Luftverkehrs durch die Corona-Pandemie vor der Pleite gerettet wurde. 5,7 Milliarden Euro waren auf stille Beteiligungen entfallen, gut 300 Millionen auf die Aktien und weitere drei Milliarden Euro auf eine Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW. Die Einlagen des Bundes und den KfW-Kredit hat die Lufthansa bereits 2021 zurückgezahlt.

Am Dienstag hatte es noch geheißen, der WSF wolle nur einen weiteren Teil des Aktienpakets verkaufen. Am späten Abend dann teilte WSF-Geschäftsführerin Jutta Dönges mit, dass alle Aktien an internationale Investoren abgegeben worden seien. „Die Stabilisierung der Lufthansa ist erfolgreich abgeschlossen“, so Dönges. „Die für den WSF erzielten Erlöse aus der Veräußerung der Aktienbeteiligung von 1,07 Milliarden Euro übersteigen den für den Erwerb der Aktien eingesetzten Betrag von 306 Millionen Euro mit 760 Millionen Euro deutlich.“ Das sei eine erfreuliche Bilanz.

Auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr, der immer einen möglichst schnellen Ausstieg des Staates anstrebt hatte, reagierte am Mittwoch höchst erfreut. Er bedanke sich im Namen aller Beschäftigten der Lufthansa bei der aktuellen und der vorherigen Bundesregierung und allen deutschen Steuerzahlern für die Unterstützung der Lufthansa in der schwersten finanziellen Krise ihrer Geschichte. „Die Stabilisierung der Lufthansa war erfolgreich und sie zahlt sich auch finanziell für die Bundesregierung aus.“ Sie finde ein Jahr früher als erwartet ihren Abschluss. „Lufthansa ist wieder vollständig in privater Hand.“ Damit entfielen auch sämtliche Auflagen für die Stabilisierungsmaßnahmen, unter anderem das Verbot von Zinszahlungen auf Anleihen aus dem Jahr 2015. Die waren ausgesetzt worden und sollen jetzt nachgezahlt und wieder aufgenommen werden.

Insgesamt ging es zuletzt um 74,4 Millionen Aktien, die noch im Besitz des WSF waren. Letztlich wurden sie Finanzkreisen zufolge zu einem Kurs von 6,32 Euro verkauft. Bezahlt hatte der WSF im Frühsommer 2020 je Aktie nur 2,56 Euro. Die Aktie wurde an der Börse am Mittwochmittag zu einem Kurs von rund 6,10 Euro gehandelt. Ihr Jahreshoch hatte die im M-Dax notierte Lufthansa-Aktie Mitte Februar mit knapp 7,90 Euro erreicht.

Knapp 800 Flugzeuge am Boden

Mit Abstand größter Aktionär der Lufthansa ist jetzt der Hamburger Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne. Seine Kühne Holding hat ihren Gesamtanteil an dem M-Dax-Konzern auf rund 17,5 Prozent aufgestockt.

Der Bund war im Frühsommer 2020 rund 23 Jahre nach der Privatisierung der Lufthansa wegen der drohenden Pleite über den WSF wieder bei der Airline eingestiegen. Er gewährte eine stille Einlage in Höhe von 4,7 Milliarden Euro. Dazu kam eine Wandelanleihe über eine Milliarde Euro. Die Förderbank KfW steuerte einen Kredit über drei Milliarden Euro bei. Und schließlich kaufte der Bund Aktien für je 2,56 Euro und erwarb 20 Prozent der Lufthansa-Aktien. Lufthansa hatte wegen der Corona-Pandemie fast alle ihrer knapp 800 Flugzeuge abstellen müssen, 138 000 Beschäftigten war mit einem Mal die Arbeit ausgegangen. „Wir leben von den Reserven“, sagte Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley Ende Juni 2020 auf der außerordentlichen Hauptversammlung. „Die sind bald aufgebraucht. Ohne die Hilfe des Staates droht in wenigen Tagen die Insolvenz.“ In Folge der Krise reduzierte die Lufthansa die Flotte deutlich und baute weltweit rund 35 000 Stellen ab.

Die stillen Einlagen des Bundes und die KfW-Kredite hat die Lufthansa allerdings nie vollständig in Anspruch genommen. Im Februar 2021 hatte sie den KfW-Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro getilgt, im Oktober und November die stillen Einlagen von insgesamt 2,5 Milliarden Euro zurückgezahlt. Die ausstehenden Hilfen des Bundes kündigte die Airline. Mittlerweile ist die Lufthansa nach Angaben von Spohr wieder auf gutem Kurs. „Wir werden in diesem Jahr wieder profitabel“, sagte er vor wenigen Tagen.

Korrespondent Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich für den Mannheimer Morgen und für andere wichtige Regionalzeitungen wie den Tagesspiegel/Berlin, die Badische Zeitung/Freiburg, die Südwest Presse/Ulm und den Münchener Merkur als Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Banken, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Börse und in Frankfurt ansässige Unternehmen wie Lufthansa und auch Verbände wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA zählen zu meinen Schwerpunkten. Daneben auch die Luftfahrt. Zudem befasse ich mich über die KfW Bankengruppe und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.

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