Pharma - AbbVie investiert 100 Millionen Euro in Ludwigshafen / Moderne Labore sollen wissenschaftlichen Austausch fördern

AbbVie investiert 100 Millionen Euro in Ludwigshafen

Von 
Miray Caliskan
Lesedauer: 
Festakt im Auditorium: Tom Hudson, Senior Vice President von AbbVie, steht am Rednerpult, links die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. © Keiper

Ludwigshafen. Drei, zwei, eins - und der symbolische Startschuss fällt. Die Geschäftsführer von AbbVie Deutschland Olaf Weppner, Stefan Simianer und Thomas Scheidmeir, der Senior Vice President Tom Hudson sowie die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD drücken gemeinsam den roten Knopf und lösen tosenden Applaus im AbbVie-Auditorium in Ludwigshafen aus.

Es ist ein großer Tag für den Pfälzer Standort: Das Pharma-Unternehmen wird in den kommenden Jahren seinen weltweit zweitgrößten Forschungsstandort Ludwigshafen mit Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro stärken. Mit dem Geld soll das zentrale Laborgebäude „LU 12“ - das Herzstück des AbbVie-Campus - modernisiert und neu konzeptioniert werden.

„Ludwigshafen ist an über 80 Prozent aller Forschungsprojekte beteiligt: Das weltweit erfolgreichste Medikament gegen Autoimmunerkrankungen stammt aus Ludwigshafen, darüber hinaus konnten wir maßgeblich dazu beitragen, dass Hepatitis C heute in den meisten Fällen heilbar ist und Menschen mit Blutkrebs neue Behandlungsmöglichkeiten haben“, sagt Simianer. „Die Investition ist wichtig, weil sie die Spitzenforschung von morgen stärkt.“

Alzheimer, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson - der US-Pharmakonzern erforscht und entwickelt Therapien für einige der komplexesten Erkrankungen der Welt. Am Ludwigshafener Standort allein gehen 1000 Mitarbeiter dieser Aufgabe nach. Von hier aus werden auch Medikamente in mehr als 60 Länder geliefert.

Kommunikation stärken

„30 Millionen Menschen wurden schon mit Arzneimitteln, die bei AbbVie entwickelt worden sind, therapiert“, sagt die SPD-Politikerin Malu Dreyer. „Es ist nicht nur eine herausfordernde, sondern eine sinnstiftende Arbeit, die hier geleistet wird.“ Es sei sehr ungewöhnlich und käme selten vor, dass ein Unternehmen sich dafür entscheidet, so eine große Summe in einen Standort fließen zu lassen. „Aber es ist auch ein Vertrauensbeweis, dass AbbVie in Ludwigshafen und Rheinland-Pfalz eine Zukunft hat.“

Das Konzept des neuen Laborgebäudes wurde von den Forschern selbst mitgestaltet, erklärt der Projektmanager Andreas Freitag. „Es ist nicht nur ein Gebäude, das erneuert wird, sondern ein Arbeitsumfeld.“ Umso wichtiger sei es für AbbVie gewesen, dass die 300 Wissenschaftler, die in dem Herzstück des Standorts arbeiten, auch ein Mitspracherecht haben.

„Es gab einen dringenden Bedarf nach Renovierung“, sagt Tom Hudson. „Nur mit neuen Laboren und neuen Technologien können wir medizinische Hilfe leisten.“ In den kommenden sechs Jahren soll die Fläche von 11 500 Quadratemetern, verteilt auf fünf Etagen, nach und nach modernisiert werden. Unter anderem soll das neue Laborgebäude mit dem Bürogebäude verbunden werden, um die Kommunikation zwischen den AbbVie-Mitarbeitern zu stärken.

Generell sollen die „Weltklasselabore“ Nähe schaffen und den wissenschaftlichen Austausch fördern. „Denn die Forscher führen hier nicht nur klinische Studien durch, sondern entwickeln auch innovative Therapien“, so Freitag.

AbbVie Deutschland leiste mit einer Bruttowertschöpfung von rund 900 Millionen Euro einen maßgeblichen Beitrag zum Wirtschaftswachstum in Rheinland-Pfalz und zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP), so Stefan Simianer. Unter Wertschöpfung wird allgemein der Beitrag eines Unternehmens zum gesamten Einkommen einer Volkswirtschaft verstanden. Rund 400 Millionen Euro, also etwa die Hälfte der Bruttowertschöpfung, wurde 2017 durch die Erforschung und Entwicklung von Arzneimitteln generiert. Ein Jahr später investierte AbbVie 16,5 Prozent seines Umsatzes in den Bereich „Forschung und Entwicklung“.

Von Knoll zu AbbVie

  • 1886 gründeten Albert und Hans Knoll in Ludwigshafen die Pharmafirma Knoll & Co. 1975 kaufte die BASF die Aktienmehrheit und übernahm Knoll später komplett.
  • 2001 wurde Knoll an Abbott verkauft. Im Jahr 2013 folgte die Aufspaltung des amerikanischen Mutterkonzerns in zwei Unternehmen.
  • AbbVie wurde als forschendes Unternehmen mit patentgeschützten Medikamenten aufgestellt, unter dem alten Namen Abbott laufen die übrigen Aktivitäten weiter, darunter Generika (Medikamente ohne Patentschutz) sowie medizinische Geräte und Produkte.

Volontariat

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen