Mannheim. Der Abbau der Subventionen für fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas könnte trotz höherer Energiepreise zu mehr Wohlstand, steigenden Steuereinnahmen und deutlich geringeren CO2-Emissionen führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des ZEW Mannheim. Doch damit nicht genug: Denn der Untersuchung zufolge könnten rund ein Drittel aller Länder weltweit ihre Klimaziele erreichen – und zwar ohne zusätzliche Maßnahmen wie CO2-Preise. Damit ließen sich wirtschaftliche, fiskalische und klimapolitische Ziele besser miteinander vereinbaren als bislang angenommen.
„Viele Staaten tragen nach wie vor dazu bei, dass fossile Energieträger für den Verbraucher günstig bleiben“, sagt ZEW-Forscher Sebastian Rausch. Er verweist darauf, dass Teile der Kosten für die Versorgung übernommen, oder die externen Gesundheitskosten nicht in den Preis eingerechnet werden, die mit der Nutzung fossiler Brennstoffe einhergehen.
Rauschs Kollege Tim Kalmey betont, dass sich die Abschaffung von direkten Subventionen – zum Beispiel Steuerbefreiungen auf Kerosin oder Gaspreisdeckel – nur begrenzt auf den CO2-Ausstoß auswirken würde. „Entscheidend ist, dass auch die externen Kosten fossiler Brennstoffe, also die schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit durch lokale Luftverschmutzung, eingepreist werden“, sagt er. Die Wissenschaftler schätzen, dass sich dadurch die weltweiten CO2-Emissionen um 32 Prozent verringern würden.
Weltweit sechs Billionen US-Dollar Subventionen
Bisher gehören die Subventionen für fossile Brennstoffe zu den am häufigsten eingesetzten staatlichen Energiemaßnahmen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) belaufen sich die globalen direkten Subventionen auf rund 1,3 Prozent des Bruttoweltprodukts. Die indirekten Subventionen, die entstehen, weil die externen Kosten der Nutzung fossiler Brennstoffe nicht eingepreist sind, machen sogar 5,8 Prozent aus. In Summe sind das knapp sechs Billionen US-Dollar weltweit.
Sebastian Rausch: „Die unilaterale Abschaffung von Subventionen auf fossile Brennstoffe wäre praktisch für alle Länder wohlfahrtssteigernd, würde erhebliche fiskalische Mehreinnahmen generieren und die ökonomischen Kosten, um die Klimaziele zu erreichen, signifikant reduzieren.“
Nach den Erkenntnissen der ZEW-Wissenschaftler könnte rund ein Drittel aller Staaten ohne weitere Maßnahmen ihre Ziele erreichen, wenn die Subventionen in allen Ländern abgeschafft würden. Die Autoren führen da als Beispiele China, Indien und Indonesien auf. Aber auch Industrieländer, die viel Energie importieren – wie Deutschland, die USA, Japan oder Großbritannien – könnten so schon rund ein Drittel ihrer Klimaziele schaffen.
Trotz höherer Preise mehr Wohlstand und Steuereinnahmen
Den Staaten stünden durch die eingesparten Subventionen und Einnahmen aus der Bepreisung von externen Kosten der fossilen Energienutzung erhebliche Mittel zur Verfügung. Im Durchschnitt könnten die Länder Einnahmen in Höhe von 4,9 Prozent des gesamten Konsums erzielen, wobei die Schätzungen von 1,8 Prozent bis 16,2 Prozent je nach Region reichen. Außerdem müssten die Staaten für weniger Umwelt- und Gesundheitsschäden aufkommen und könnten erhebliche volkswirtschaftliche Zusatzkosten des voranschreitenden Klimawandels verhindern. Die wirtschaftlichen Folgen der höheren Energiepreise würden damit ausgeglichen werden.
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