Rhein-Neckar. Die Innovationsausgaben der deutschen Wirtschaft haben 2023 mit 203,4 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht - im Vergleich zu 2022 ist das ein Plus von 6,6 Prozent. Einen überdurchschnittlichen Beitrag dazu trägt die Dienstleistungsbranche bei. Dies ist das Ergebnis der Innovationserhebung 2024 des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesforschungsministeriums. „Deutschland ist Innovationsland, das zeigt auch die neue Erhebung. Innovation hat bei uns Tradition. Es ist sehr erfreulich, dass die Wirtschaft ihre Innovationsausgaben erneut steigern konnte“, sagt Noch-Forschungsminister Cem Özdemir (Grüne). Ein positiver Trend zeigt sich nach seiner Einschätzung auch beim erhöhten Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz. „Dass der Anteil der Unternehmen, die neue Ideen und Innovationen vorantreiben, stabil bleibt, ist ebenfalls gut“, so der Minister weiter, schränkt aber ein: „Der rückläufige Umsatzanteil mit Marktneuheiten ist allerdings ein deutliches Warnsignal. Wir müssen innovativ bleiben. Das braucht Mut wie Unterstützung.“
ZEW Mannheim
- Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ist eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Deutschland und in Europa. Das Institut hat derzeit 280 Mitarbeiter.
- Das ZEW wurde auf Initiative der baden-württembergischen Landesregierung, der Wirtschaft und der Universität Mannheim gegründet. Es nahm im April 1991 seine Arbeit auf.
- Zunächst wurde das ZEW von Heinz König geleitet, ihm folgte 1997 Wolfgang Franz als Präsident. Sein Nachfolger wurde Clemens Fuest. Achim Wambach übernahm das Amt im April 2016. was
Damit auch kleine und mittlere Unternehmen künftig mehr in Forschung und Innovation investieren, hat die Bundesregierung nach Özdemirs Angaben die Forschungsförderung gesteigert.
Betriebe wollen mit Innovationen wettbewerbsfähig bleiben
„Die Ergebnisse unterstreichen, dass die Unternehmen in Deutschland trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen auf Innovationen setzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg der Innovationsausgaben im Dienstleistungssektor, der den Strukturwandel in Richtung innovativer Services widerspiegelt“, sagt ZEW-Wissenschaftler Christian Rammer.
Wie in den Vorjahren setzt sich die Verschiebung der Innovationstätigkeit hin zu den Dienstleistungen fort. Im Dienstleistungssektor sind die Innovationsausgaben mit 9,8 Prozent stärker gestiegen als in der Industrie mit 5,4 Prozent. Dabei ist das Niveau der Innovationsausgaben in der Industrie mit 145,1 Milliarden Euro zweieinhalbmal so hoch wie in den Dienstleistungen mit 58,3 Milliarden Euro.
Der größte Teil der Innovationsausgaben entfällt auf Großunternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Im Jahr 2023 haben sie 170,8 Milliarden Euro für Innovationen ausgegeben, was einem Anstieg von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weisen im Jahr 2023 Innovationsausgaben in Höhe von 32,6 Milliarden Euro auf. Gegenüber dem Vorjahr sind sie mit 6,3 Prozent ähnlich stark gestiegen wie die der Großunternehmen.
Gemischtes Bild bei der Nutzung von Daten
Die systematische Nutzung von Daten hat sich in Deutschland zu einem zentralen Faktor für Innovation und Effizienz entwickelt. Laut der ZEW-Studie setzen 34 Prozent der Unternehmen gezielt auf datenbasierte Ansätze, um interne Prozesse zu optimieren und ihre Angebote zu verbessern. Besonders verbreitet ist das Sammeln und Analysieren interner Prozessdaten, das von 29 Prozent der Unternehmen systematisch durchgeführt wird. Dennoch bleibt der kommerzielle Umgang mit Daten marginal: Nur zwei Prozent der Unternehmen erwerben externe Datensätze, und lediglich ein Prozent verkauft eigene Daten an Dritte.
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg bei der Datennutzung sind die entsprechenden Kompetenzen. Rund ein Drittel der Unternehmen verfügt über eine datenschutzkonforme Infrastruktur. Doch spezialisierte Data Scientists beschäftigen lediglich zwölf Prozent der Unternehmen. Zwischen Datennutzung und Innovation besteht ein deutlicher Zusammenhang: Während 46 Prozent aller innovationsaktiven Unternehmen systematisch Daten nutzen, sind es unter den Unternehmen ohne Innovationsaktivitäten lediglich 17 Prozent.
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