Rhein-Neckar. Beschlagene Scheiben an Kühlschränken, undichte und vereiste Kühltruhen, vor denen sich Pfützen bilden: Eine Recherche des Nachrichtenmagazins „Stern“ und des Fernsehsenders RTL hat diese und weitere Unregelmäßigkeiten bei der Hygiene in einigen Filialen der Handelskette Kaufland aufgedeckt (wir berichteten). Auch Schimmel wurde festgestellt, im saarländischen Homburg sollen Mäuse und deren Kot entdeckt worden sein. Als Konsequenz daraus hat das Unternehmen – das wie Lidl eine Tochter der in Neckarsulm ansässigen Schwarz-Gruppe ist – die Märkte in Homburg und dem oberbayerischen Bad Tölz vorübergehend geschlossen.
Stammkunden auch in der Rhein-Neckar-Region fragen sich nun: Kann ich noch guten Gewissens dort einkaufen? Kaufland-Märkte gibt es unter anderem in Mannheim, Ludwigshafen, Edingen-Neckarhausen, Dossenheim, Schwetzingen und drei Mal in Heidelberg. Keine dieser oder weitere aus der Region waren unter den 50 von „Stern“ und RTL genauer untersuchten Standorten. Deshalb muss für eine – selbstverständlich nicht repräsentative – Stichprobe der Markt in Mannheim herhalten.
Wie es in der Filiale in Mannheim aussieht
Ob Zufall oder nicht: Bei einem Besuch an einem Vormittag vergangener Woche demonstriert Kaufland, dass man es ernst meint mit der Sauberkeit. Direkt im Eingangsbereich ist eine Reinigungskraft im Einsatz und dreht ihre Runden mit einer Putzmaschine. Dort, wie im ganzen Markt, sieht der Boden sauber und ordentlich aus. Im Bereich der Kühltheken und Gefriertruhen werden – anders als im TV-Bericht – keine Eimer, Lappen oder schwarz-gelbe Bänder, die das Wasser auf dem Boden aufhalten sollen, benötigt. Alle Gefriertruhen sind frei von Reif oder Eis, keine der Türen ist beschlagen.
In der Kühlabteilung wird man schließlich doch aufmerksam. In einem speziell gekühlten Bereich, in dem unter anderem Hackfleisch ausliegt, schließt eine der vier Türen nicht richtig und steht leicht offen. Und unmittelbar daneben ist eine weitere Reinigungsfrau zugange: Mit Lappen, Spachtel und Putzmittel reinigt sie penibel das Lüftungsgitter der Kühlregale.
Es dürfte die letzte größere Reinigung sein. „Noch in diesem Jahr werden die Kühlmöbel in Mannheim und Heidelberg-Pfaffengrund durch moderne Modelle ersetzt“, erklärt eine Kaufland-Sprecherin auf Anfrage. Auch das Kältesystem dahinter werde modernisiert. Weitere Filialen seien noch in der Planung. Der Tausch starte demnächst, schrittweise, im laufenden Betrieb und ist Teil von „umfangreichen Sanierungsmaßnahmen“. Die Sprecherin erläutert: „Darunter fallen neben den Kühlmöbeln unter anderem auch neue Theken sowie eine neue Kassenzone inklusive Selbstbedienungskassen.“
Zu den Filialen in der Region erklärt sie, dass die meisten in den Jahren 2000 bis 2025 eröffnet worden seien. Kunden könnten dort bedenkenlos einkaufen. Dennoch hat Kaufland auf die Berichterstattung reagiert: „In fünf der genannten Filialen ist bereits vor Ausstrahlung des TV-Beitrags eine umfangreiche Grundreinigung erfolgt“, so die Sprecherin. „In den drei übrigen wurden die Kühlmöbel gereinigt, die Grundreinigung wird hier in Kürze ebenfalls noch durchgeführt werden. Einschränkungen für Kunden entstehen durch die Grundreinigung nicht.“
Was Kaufland in den Filialen noch ändern will
Und das Unternehmen setzt auf weitere Maßnahmen: Laut der Sprecherin kontrollieren Mitarbeiter vor Ort zweimal am Tag die Filialen auf Sauberkeit und Hygiene, insbesondere in den Frischebereichen und im Bereich der Kühlmöbel. „Außerdem setzt Kaufland künftig bundesweit flächendeckend auf die Expertise unabhängiger externer Institute, um die Hygiene in den Filialen noch zuverlässiger zu kontrollieren. Dies gilt damit auch für die angefragten Standorte.“
Als unmittelbare Reaktion auf den Medienbericht hatte Kaufland als Konsequenz angekündigt, alle bundesweit 770 Fillialen in den nächsten Wochen einer Grundreinigung zu unterziehen. Auch die Kühlmöbel sollten „einwandfrei funktionieren“. Dafür will das Unternehmen eine halbe Million Euro pro Jahr investieren. „Die Kunden erwarten bei Kaufland zu Recht Frische und Qualität“, wird Kaufland Deutschland-Chef Jochen Kratz in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.
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