Grüne Transformation

Wie grün kann die Industrie in Mannheim werden?

Das neugegründete Green Industrie Cluster will mithelfen, dass die Rhein-Neckar-Region zu einer Vorzeigeregion für grüne Transformation wird. Angesichts der vielen produzierenden Betriebe ist das ein ehrgeiziges Ziel

Von 
Tatjana Junker
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Wie grün kann die Industrie werden? © Getty Images

Mannheim. Die grüne Transformation schaffen - für Mannheim und die Rhein-Neckar-Region ist das eine besondere Herausforderung. Zahlreiche Industriebetriebe haben hier ihren Sitz, in den Fabriken entsteht jede Menge klimaschädliches CO2. „Das heißt aber auch: Wenn es bei uns in der Region gelingen kann, kann es überall gelingen“, sagt Torben Stieglitz (kleines Bild). Als Clustermanager der Mannheimer Wirtschaftsförderung ist er gleichzeitig Geschäftsführer des neuen Vereins Green Industry Cluster, der sich gerade gegründet hat. Ziel: die Rhein-Neckar-Region zu einer Leitregion für „Grüne Industrie“ ausbauen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist mit dem Begriff Green Industry genau gemeint?

Im engeren Sinn bezeichnet der Begriff die Green-Tech-Branche - Unternehmen, die grüne, also klimafreundliche Zukunftstechnologien entwickeln und verkaufen. Zu dieser Branche werden insgesamt sieben Leitmärkte gezählt, zum Beispiel die Kreislaufwirtschaft, Nachhaltige Mobilität oder Energieeffizienz.

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Für Cluster-Geschäftsführer Stieglitz fällt unter den Begriff Green Industry aber auch die angestrebte Umstellung der Industrie insgesamt auf eine Produktion, die dem Klima und der Umwelt nicht schadet - ein Meilenstein, den man mit dem Green Industry Cluster erreichen möchte. „Wenn wir überlegen, was uns als Region von anderen abhebt, dann ist es ganz klar unsere starke Industrie. Das betrifft vor allem Mannheim, aber auch in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis gibt es viel produzierendes Gewerbe.“ Dadurch biete sich die Chance, sich zur Vorzeigeregion bei der grünen Transformation zu entwickeln.

Die Industrie in der Region könnte durch das Cluster laut Stieglitz zudem noch gestärkt werden, weil durch Green-Tech-Start-ups hier zum Teil auch neue Produktionsstätten entstehen. Als Beispiel nennt der Cluster-Manager das junge Mannheimer Unternehmen Frenvi. Es stellt essbares Besteck her und baut derzeit eine eigene Fertigung in Mannheim auf. Frenvi gehört auch zu den Gründungsmitgliedern des neuen Vereins.

Wie ist die Initiative zu dem regionalen Cluster entstanden?

Schon bei der Fortschreibung der wirtschaftspolitischen Strategie in Mannheim wurde 2021 entschieden, in der Stadt einen Schwerpunkt zu Green Tech aufzubauen. In der Folge wurde bei der Mannheimer Wirtschaftsförderung der Plan für das Cluster - also ein regionales Netzwerk aus Unternehmen und Institutionen in einem bestimmten Themenfeld - ausgearbeitet. „Wir kamen dabei relativ früh schon mit Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis ins Gespräch. Die Verflechtungen in der Region sind so groß, da macht es bei dem Thema keinen Sinn, an der Stadtgrenze aufzuhören“, sagt Stieglitz. Es sei das erste Mal, dass die beiden Städte und der Kreis gemeinsam Clusteraktivitäten auf den Weg gebracht hätten. Anfang Februar wurde nun ein Verein gegründet, der das Green Industry Cluster weiter voranbringen soll.

Wer steht hinter dem neu gegründeten Verein?

Zu den 17 Gründungsmitgliedern gehören neben den Städten Mannheim und Heidelberg der Rhein-Neckar-Kreis, mehrere Green-Tech-Start-ups aus der Region und Forschungseinrichtungen wie die Hochschule Mannheim und die SRH Hochschule Heidelberg. Auch Konzerne wie Südzucker oder die Chemischen Werke Kluthe und mittelständische Betriebe zählen zu den ersten Unterzeichnern der Vereinssatzung. Inzwischen sei auch die Uni Mannheim aufgenommen worden, weitere Anfragen seien in der Pipeline. Grundsätzlich bestehe Interesse, das Cluster auf die andere Rheinseite - also nach Ludwigshafen und in die Pfalz - auszudehnen.

Was sind die Hauptaufgaben des Vereins?

Ganz oben auf der Liste steht für Clustermanager Stieglitz die Vernetzung verschiedener Akteure. „Schon bei unserer Gründungsveranstaltung waren viele aus der Region dabei, die sich nicht kannten und sich gleich für die nächsten Wochen verabredet haben“, sagt er. Als Beispiel nennt Stieglitz ein Start-up, das Kunststoffe recycelt, um daraus Möbel zu bauen, und einen Entsorger, der froh ist, wenn er solche Kunststoffe los wird. „Solche Unternehmen bringen wir zusammen.“ Auch künftig seien Netzwerkveranstaltungen geplant. Über das Netzwerken sollen auch Innovationsprojekte angestoßen werden.

Eine weitere Aufgabe des Vereins sei der Kompetenzaufbau im Bereich Green Industry. So wird im April eine Schulung zu zirkulärer Produktentwicklung angeboten - zum Beispiel für Produktentwickler oder Geschäftsführungen. Die Unterstützung von Start-ups und Neuansiedlungen aus dem Green-Tech-Bereich sei ebenfalls Teil des Angebots, genauso wie die Beratung von Firmen zu Fördermitteln. Zudem will man unter anderem durch Messeauftritte die Sichtbarkeit der regionalen Anbieter erhöhen. „Unser Ziel ist: Wenn man Rhein-Neckar-Region hört, soll man automatisch an Green Tech denken und umgekehrt“, so Stieglitz.

Welche Rolle spielt das geplante Innovationszentrum Green Tech?

Das Innovationszentrum Green Tech soll bis 2026 im ehemaligen Musikpark in Mannheim entstehen. Das neue Zentrum werde künftig der „räumliche Kristallisationspunkt“ für die Green Tech Branche in Mannheim werden, so Stieglitz. Das Green Tech Cluster sei an dem Projekt beteiligt. Das Green Tech Cluster sei an dem Projekt beteiligt und werde über Veranstaltungen und Workshops sicher dazu beitragen, „Leben in das Zentrum zu bringen“.

Insgesamt sollen in dem Gebäude in der Hafenstraße nicht nur Green-Tech-Start-ups und Forschungseinrichtungen untergebracht werden, sondern auch die Mannheimer Klimaschutzagentur. Gebaut und betrieben wird die Einrichtung von der städtischen Tochtergesellschaft mg: mannheimer gründungszentren gmbh, die unter der Dachmarke Next Mannheim auch die übrigen Mannheimer Gründungszentren betreibt.

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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