Das Wichtigste in Kürze
- Die Mannheim City Air startete ihren Linienverkehr mit einem Flug nach Sylt am Karfreitag.
- Geschäftsführer Axel Reißmann will mit einem neuen Abrechnungsmodus Gewinne erzielen.
- Der City Airport Mannheim setzt auf stabile Umsätze durch die neue Airline.
Mannheim. Zugegeben, die Homepage der Mannheim City Air kommt ein wenig altbacken daher. Da muss schon noch etwas getan werden. Auch der Flugplan ist nicht aktuell. Die erste Maschine nach Sylt sollte demnach erst am Samstag abheben, doch in Wirklichkeit startete die Dornier 328 schon am Karfreitag um neun Uhr vom Mannheimer Flugplatz und landete auf der Urlaubsinsel um 10.07 Uhr. Immerhin steht jetzt mit Axel Reißmann der aktuelle Geschäftsführer auf der Website und nicht mehr Klaus Peters, der den Chefposten nur rund drei Monate ausübte. Mit Axel Reißmann hat Ende Februar 2025 ein alter Bekannter das Cockpit bei der neuen regionalen Fluggesellschaft übernommen. Er war früher schon Geschäftsführer - bei der insolventen Rhein-Neckar Air, die nach der Insolvenz im Januar von der Bildfläche verschwunden ist.
Neuer Abrechnungsmodus soll Kostenkontrolle erleichtern
Ist es aber wirklich eine gute Idee, ausgerechnet jenem Mann zu vertrauen, der mit der RNA sozusagen eine Bruchlandung hingelegt hat? Ein Argument, das für ihn spricht: Er war nur ein halbes Jahr Geschäftsführer bei der Pleite-Airline, die ja viele Jahre Verluste anhäufte, für die die Gesellschafter geradestehen mussten. Zu ihnen gehört auch Peters, der ihr Sprecher ist, und sich mit seinen 81 Jahren als „Rentner“ bezeichnet. Dafür ist er aber noch sehr umtriebig. Er setzt voll auf Reißmann. „Er ist ein absoluter Experte in diesem Metier, solche Leute sind sehr selten“, sagt Peters.
Reißmann strahlt jedenfalls einen Tag vor dem ersten Linienflug der Airline jene Ruhe aus, die es braucht, wenn man praktisch über Nacht eine neue Regionalfluggesellschaft gegründet hat und mit den üblichen Kinderkrankheiten eines jungen Unternehmens zu kämpfen hat. „Moment, ich muss mich jetzt kurz um den Check-in kümmern, sonst können die Passagiere morgen nicht in die Maschine steigen“, sagt er und hantiert an seinem Terminal herum. Am Anfang lief es mit dem Buchungssystem nicht rund, auch konnte man die Flüge nicht online, sondern nur telefonisch buchen. Und mit dem Bezahlen ist das auch so eine Sache. „Die meisten würden das am liebsten mit einer Kreditkarte tun, aber das geht bei uns noch nicht“, sagt Reißmann. Warum denn nicht? „Es gibt nur wenige Kreditkartenunternehmen, die mit Airlines zusammenarbeiten. Die Regulatorik ist da ganz aufwendig, wir sind da dran, aber momentan können die Kunden mit PayPal und per Rechnung bezahlen.“ Nach Ostern soll es aber klappen.
Geschäftsführer Axel Reißmann will Gewinne erwirtschaften
Nach dem erfolgreichen Erstflug gibt sich Reißmann am Karfreitag ganz entspannt. „Die Maschine wird in ein paar Minuten landen“, sagt er am Telefon. Alles hat wie am Schnürchen geklappt. Die Dornier 328 war mit 27 Passagieren fast ausgebucht. Reißmann macht klar, dass er die Mannheim City Air möglichst schnell in die schwarzen Zahlen fliegen lassen will. Wie soll das aber gelingen, die RNA verbuchte seit der Gründung 2013 doch hohe Verluste? Und im Prinzip bietet die neue Airline mit den Flügen nach Sylt, Elba und Usedom dasselbe Paket an. Das heißt, die Umsätze werden jetzt nicht plötzlich exorbitant steigen.
„Ich kann Ihnen erklären, warum ich dennoch vom Erfolg unserer Airline überzeugt bin. Wir können unsere Kosten besser als die RNA kalkulieren, weil sie transparenter sind“, sagt Reißmann. Wie die RNA hat auch die Mannheim City Air die Dornier 328 nicht gekauft, auch das Kabinenpersonal steht nicht auf der Lohnliste. Das alles stellt jetzt die Berliner Charterfluggesellschaft Private Wings. Die RNA hatte sich bei der Oberhachinger Fluggesellschaft MHS Aviation bedient.
Der entscheidende Unterschied: „Die RNA hat das Flugzeug für die komplette Reisesaison gemietet, wir bezahlen dagegen für jeden einzelnen Flug einen Fixpreis. Ich weiß also schon vor jedem Flug, ob wir einen Gewinn oder einen Verlust machen“, sagt Reißmann. Es gibt dann also keine Überraschungen. „Wenn bei der RNA zum Beispiel das Bordpersonal eine zusätzliche Ausbildung machen musste, bekamen wir dafür dann anteilig eine Rechnung“, sagt Reißmann. Und schiebt eine plastische Erklärung hinterher: „Wenn Sie eine Wohnung mieten, kommt immer etwas hinterher. Zum Beispiel die Nebenkostenabrechnung. Wenn Sie ein Hotelzimmer buchen, wissen Sie genau, dass die Übernachtung nur 100 Euro kostet.“ Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings bei diesem Geschäftsmodell. Auf der Maschine klebt nicht das Logo der Mannheim City Air, sondern jenes der Private Wings.
Der Abrechnungsmodus mit der MHS Aviation war ein Grund, der der RNA praktisch die Pleite bescherte. Reißmann musste Ende Oktober - kurz nach der Reisesaison ist ohnehin wenig Geld in der Kasse - einen Insolvenzantrag stellen. Auf seinem Schreibtisch war eine neue Rechnung gelandet, die er nicht bezahlen konnte, weil andere Geldeingänge noch fehlten.
Flugplatz-Chef Dirk Eggert freut sich auf die Umsätze mit der Airline
Das alles, verspricht Reißmann, wird mit der Mannheim City Air nicht passieren. Anders als bei der RNA will die neue Airline sogar Gewinne erzielen. Der Geschäftsführer geht in Zukunft von einem sechsstelligen Betrag aus. Festlegen auf die Höhe will er sich nicht, aber 300.000 Euro wären nicht schlecht. Peters, der ja ein alter Hase im Fluggeschäft ist - er war früher auch einmal für kurze Zeit RNA-Geschäftsführer - will den 37-jährigen Jungspund nicht zu sehr unter Druck setzen. Er wäre schon froh, wenn keine Verluste eingefahren werden. Die Gesellschafter - fünf Privatleute und ein regionales Unternehmen - haben andererseits natürlich keine Lust, ein Fass ohne Boden zu finanzieren.
Dirk Eggert, der Chef des City Airport Mannheim, freut sich natürlich, dass es weiter Linienflüge in Neuostheim gibt. In den vergangenen zwei Jahren hat der Flugplatz jeweils einen Gewinn von rund 110.000 Euro eingefahren. Für 2025 rechnet er wegen der hohen Abschreibungen für die Sanierung der Start- und Landebahn mit einem geringen Verlust. Jeweils ein Drittel der Umsätze erzielt die Flugplatz Gmbh mit den Linienflügen, Geschäftsreiseflügen und der allgemeinen Luftfahrt.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Die Mannheim City Air ist zum Erfolg verdammt