Mannheim. In den Geschäften hat das große Aufräumen begonnen. Die Dekoration aus Weihnachtsgirlanden, Sternen und Lichterketten hat bis zum Herbst ausgedient und wird bis dahin im Lager verstaut - das Weihnachtsgeschäft ist vorbei. Aber wie ist es für den Handel gelaufen? Die Erwartungen waren nicht sehr hoch. Mit einem Umsatzanstieg von rund 1,3 Prozent rechnete der Handelsverband - nominal, also ohne die Inflation von rund zwei Prozent zu berücksichtigen.
„Es war kein besonders berauschendes Weihnachtsgeschäft“, resümiert nun Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. Das sei nicht verwunderlich, da niemand ein besseres Ergebnis erwartet habe. „Die Verbraucher sind sehr verunsichert, die Sparquote ist entsprechend gestiegen“, so Rubel. „Das führt zu Preissensibilität und dazu, dass viele Kunden im Internet kaufen.“
Inhaber des Spielzeuggeschäfts Urmel zeigt sich zufrieden
Zufrieden ist Wolfgang Blatt, Inhaber des Spielzeuggeschäfts Urmel: „Es ist sehr gut gelaufen, wir hatten ein gutes Jahr und sind sehr zufrieden.“ Aber ist Spielzeug nicht sowieso ein Selbstläufer? „Ja“, sagt Blatt, „Spielzeug geht immer. Aber man muss als Händler etwas bringen und darf sich nicht zurücklehnen.“ Die Rahmenbedingungen seien schwierig, mit mehreren Baustellen in der Nachbarschaft seines Ladens. „Wir sind sehr froh, dass die Kunden trotzdem gekommen sind und uns belohnt haben.“ Holzspielzeug, Neuheiten oder Steiff Kuscheltiere seien die Renner gewesen - und Jellycat-Stofftiere aus Großbritannien: „Da sind wir kaum noch nachgekommen.“
Anders ist das Bild bei Galeria in P 1. „Wir hatten weniger geplant als im Vorjahr, und so ist es auch eingetreten“, erklärt Niko Rauch. Der Filialgeschäftsführer berichtet außerdem von „deutlich weniger Frequenz“ als im Weihnachtsgeschäft 2023. Umsatzbringer waren „Parfüm, Schmuck, Edelschmuck wie Diamanten, Süßwaren und Handtaschen“. Auch mit Fanartikeln des SV Waldhof habe das Haus gute Umsätze gemacht. „Doch die Leute haben aufs Geld geschaut, weil sie nicht wissen, was sie im Januar erwartet.“
Was dieses Mal zu erkennen war, so Rauch: „Die Umsätze haben sich sehr weit nach hinten verlagert.“ Der 23. Dezember sei mit Abstand der stärkste Tag gewesen, gefolgt vom vierten Adventssamstag. Je näher das Fest kam, desto mehr sei die Besucherfrequenz gestiegen. Einen Grund für die Last-Minute-Käufe kennt Rauch nicht, er hat jedoch eine Vermutung: „Vielleicht war es die Sorge, dass Bestellungen aus dem Onlineshop nicht mehr rechtzeitig geliefert werden.“
Sein Eindruck deckt sich mit persönlichen Beobachtungen. Am 23. Dezember - ein (Brücken-)Montag, an dem viele Arbeitnehmer schon freihatten - strömten die Besucher in die Mannheimer City. Die Vorlieben bei den Geschenken bildeten sich in den Warteschlangen in den Geschäften ab: Besonders viel Geduld war in Modeschmuck-, Süßwaren- und Buchläden gefragt.
Wann die meisten Besucher in der Mannheimer City gezählt wurden
Der 23. Dezember war laut der Datenbank des Kölner Unternehmens Hystreet, das die Besucherfrequenzen in Innenstädten misst, der besucherstärkste Tag im Dezember im mittleren Bereich der Planken (64 314 Passanten), gefolgt vom dritten Adventssamstag (14. Dezember, 64 024). Die höchste Frequenz registrierte Hystreet am ersten Adventssamstag, 30. November, mit 71 774 Besuchern. Auch der Black Friday am Vortag (62 892) zog viele Menschen an.
In den Daten lässt sich erkennen, welche Anziehungskraft die Weihnachtsmärkte haben. Denn mit Beginn der drei Veranstaltungen am 25. November gingen die Besucherzahlen im Vergleich zu den Wochen davor nach oben. Die jeweils stärksten Frequenztage waren Freitage und Samstage. Enttäuschend aus Sicht der Einzelhändler: Sie haben von dem Ansturm nicht finanziell profitiert, sagt Swen Rubel: „Die Frequenzen in den Städten wie Mannheim oder Heidelberg entsprechen nicht dem, was man an Umsätzen im stationären Handel gesehen hat.“ Es sei viel Publikum unterwegs gewesen, dieses habe aber die Weihnachtsmärkte oder die Gastronomie frequentiert.
Geschäftsführer freut sich über guten Zulauf in Q 6 Q 7
Trotzdem ist Rubel überzeugt, mit dem Angebot in der Stadt auf das richtige Konzept zu setzen: „Die Weihnachtsmärkte brauchen wir auch in Zukunft, damit die Leute in die Stadt kommen.“ Zustimmung kommt von Hendrik Hoffmann, Vizepräsident des Handelsverbands und Geschäftsführer von CRM, das Q 6 Q 7 betreibt: „Die Zahlen zeigen, dass die Innenstadt angenommen wird und Mannheim als Oberzentrum funktioniert.“ Es brauche ganzjährig Events in der Innenstadt.
In Q 6 Q 7 ist es gut gelaufen: „Unsere Händler ziehen insgesamt ein zufriedenes Fazit.“ Es seien erneut viele Gutscheine verschenkt worden, was dem Quartier zusätzliche Frequenz auch zwischen den Jahren beschert habe: „Da war die Hütte voll“, so Hoffmann. Das Parkhaus habe mehrfach im Weihnachtsgeschäft Allzeithochs bei der Belegung erreicht. „Das zeigt, dass wir sehr erfolgreich und in der Stadt gut etabliert sind.“ Das Konzept sei aufgegangen: „Es hat sich als richtig und erfolgreich herausgestellt, dass wir nicht an der Weihnachtsbeleuchtung oder an Events gespart haben.“ Das sei von den Besuchern - viele Familien - honoriert worden: „Wir hatten eine stärkere Frequenz als in den Jahren zuvor.“
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