Mannheim/Heppenheim. Der britische Konsumgüterhersteller Unilever will sich von seinen Eiscreme-Marken wie Magnum und Langnese trennen und diese in eine eigenständige Firma auslagern. Ziel sei, sich auf ein Portfolio von „Marken mit starken Positionen“ zu konzentrieren, heißt es in einer Mitteilung. Demnach soll der Umbau dazu führen, dass der Konzern stärker wächst und profitabler wird. Bis 2025 soll die Sparte abgespalten sein. Zudem steht ein Sparkurs an, in den nächsten zwei Jahren werden weltweit 7500 Arbeitsplätze abgebaut.
In der Region Rhein-Neckar ist Unilever zwei Mal vertreten: In Mannheim werden Waschstücke der Marke Dove produziert, hier arbeiten 240 Menschen. Das Langnese-Werk Heppenheim mit etwa 550 Beschäftigten ist eine der größten Eiscremefabriken Europas, die auch für viele andere Unilever-Firmen in Europa Speiseeis produziert. Dabei werden jährlich über 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme hergestellt. Davon ist der größte Teil Magnum.
Größte Eisfabrik Europas in Heppenheim
Heppenheim hat die ungewisseste Zukunft vor sich, schließlich könnte das Werk an einen neuen Eigentümer verkauft werden. Die Mannheimer Fabrik mit der Dove-Seife bleibt bei Unilever. Die Analysten von RBC Capital bemerken laut „Financial Times“: „Wir glauben, dass eine Abspaltung von Speiseeis angesichts des langsameren Wachstumsprofils und des Mangels an Kostensynergien aufgrund der kalten Lieferkette sinnvoll ist.“
Alles andere als begeistert ist Hermann Soggeberg, der Konzernbetriebsratsvorsitzende von Unilever. „Es hat sich abgezeichnet, dass etwas passiert – aber in diesem Ausmaß, das hat keiner für möglich gehalten“, sagt er. „Die Stimmung ist gedrückt, viele Beschäftigte sind in Schockstarre.“ Nach eigenen Angaben hat Soggeberg erst am Dienstagmorgen von den Einschnitten erfahren. Die geplante Abspaltung kann er nicht nachvollziehen.
„Natürlich haben wir Probleme – die Rohstoff- und Energiekosten sind gestiegen, der Absatz ist zuletzt schwächer gewesen“, fügt Soggeberg hinzu. „Allerdings bin ich überzeugt, dass es auch andere Stellschrauben gegeben hätte – eine massive Qualitätsoffensive zum Beispiel. Jetzt entscheidet Unilever einfach wieder aus Gewinn-Gesichtspunkten. Das ist fantasielos.“
Hauptsächlich Verwaltungsstellen vom Abbau betroffen
Auch Guido Noll, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Darmstadt & Mainz, haben die Nachrichten von Unilever kalt erwischt. Nachvollziehen kann er sie ebenso wenig wie Soggeberg. Nun starten die Beratungen in den Gremien der Arbeitnehmervertreter.
Unilever erklärt, dass hauptsächlich Verwaltungsstellen vom Abbau betroffen sein werden – Details zu einzelnen Standorten stehen noch aus. Obgleich die Abspaltung des Eiscreme-Geschäfts am wahrscheinlichsten ist, würden auch „andere Optionen in Betracht gezogen, um die Rendite für die Aktionäre zu maximieren“, teilt ein Unilever-Sprecher aus London mit.
Die geschärfte Strategie ist insofern bemerkenswert, als Unilever Mitte November 2023 noch hervorgehoben hatte, dass beide in der Region produzierten Marken – also Dove und Langnese – zu den „Power Brands“ gehörten, auf die sich Unilever stärker fokussieren wolle. Für Langnese gilt das nun nicht mehr.
Nach der Trennung werde Unilever ein einfacheres und leistungsfähigeres Unternehmen sein, sagt der Sprecher. Mit vier Sparten: „Beauty and Wellbeing“ (etwa mit Dove und Vaseline), „Personal Care“ (Axe und Rexona), „Home Care“ (Domestos) und „Nutrition“-Artikel (etwa Knorr). (mit mir)
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