Mannheim. Laut Südzucker haben 325 Personen die virtuelle Hauptversammlung verfolgt. 35 weniger als im vergangenen Jahr. Das ohnehin geringe Interesse - immerhin waren früher auf der Präsenz-Veranstaltung im Mannheimer Rosengarten rund 3000 Menschen dabei - ist also noch geringer geworden.
Aktionärsschützer zu Südzucker-Hauptversammlung: Es gibt viel zu besprechen
Aktionärsschützer wie Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisieren das virtuelle Format seit jeher. So auch am Donnerstag. Man bedauere sehr, dass keine Präsenz-Hauptversammlung stattfinde, erklärt er per Videoschalte. Immerhin gibt es seiner Ansicht nach viel zu besprechen: Etwa, dass die Tochtergesellschaft CropEnergies nicht mehr an der Börse gelistet und von Südzucker fast komplett übernommen worden ist. Oder dass es Wechsel im Vorstand gegeben hat - der langjährige Finanzchef Thomas Kölbl ist in den Ruhestand gegangen. Zudem sagt Klose: „Im virtuellen Format fehlt die Interaktion zwischen den Aktionären.“
Auch sein Kollege Andreas Schmidt von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) ist enttäuscht. Sogar so sehr, dass er Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung verweigert. Schmidt hebt hervor, das habe keine „operativen Gründe“, das Management leiste gute Arbeit. Aber aktuell seien eben Diskussionen nötig, die virtuell nur „ganz schwer“ zu führen seien. Als er über das Zuckergeschäft referiert, kann sich Schmidt einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Der Aufsichtsrat muss jetzt gut zuhören. Oder machen Sie ein Nickerchen?“
Dividende für Aktionäre von Südzucker steigt um 20 Cent
Das Management weist die Kritik zurück. „Der Vorstand ist der Überzeugung, dass sich das Format der virtuellen Hauptversammlung in den zurückliegenden Jahren, in denen die Hauptversammlungen ebenfalls virtuell durchgeführt wurden, grundsätzlich bewährt hat“, entgegnet Südzucker-Finanzchef und Kölbl-Nachfolger Stephan Meeder. Wie das Aktionärstreffen im nächsten Jahr ausgetragen werden soll, sei noch nicht entschieden.
Auch wenn eine virtuelle Hauptversammlung hohe Summen durch Technik und Übertragung verschlingt, ist sie in der Regel günstiger als die Variante in Präsenz. Schließlich fallen etwa Saalmiete, Catering und eine aufwendige Logistik weg. Auf großer Bühne im Rosengarten richtete Südzucker die Hauptversammlung zuletzt 2019, also vor der Corona-Pandemie, aus.
Bei aller Kritik am virtuellen Format: Es gibt gute Nachrichten für die Aktionärinnen und Aktionäre. Denn Südzucker zahlt eine höhere Dividende von 0,90 (Vorjahr: 0,70) Euro je Aktie. Auf der Grundlage von 204,1 Millionen ausgegebenen Stückaktien ergibt sich eine Ausschüttungssumme von 184 (Vorjahr: 143) Millionen Euro.
Südzucker schafft Rekord-Hoch beim Umsatz
Südzucker-Vorstandsvorsitzender Niels Pörksen hebt in seiner Rede hervor, das vergangene Geschäftsjahr 2023/2024 sei für die Gruppe gut verlaufen. „Wir können sehr zufrieden und stolz darauf sein, was wir erreicht haben.“ Mit einem Umsatz von 10,3 Milliarden Euro hatte der Konzern ein Rekordhoch geschafft.
Die Strategie 2026 Plus solle konsequent weitergeführt werden, so Pörksen. Das bedeutet unter anderem, dass Südzucker verstärkt neue Geschäftsfelder erschließt, zum Beispiel rund um pflanzliche Proteine.
Im laufenden Geschäftsjahr geht der Konzern weiter von sinkenden Kennzahlen aus. So soll der Umsatz 2024/25 (per Ende Februar) zwischen zehn Milliarden und 10,5 Milliarden Euro und das operative Ergebnis zwischen 500 Millionen und 600 Millionen Euro liegen.
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