Walldorf. SAP kommt mit dem geplanten Abbau von Arbeitsplätzen offensichtlich gut voran. Weil betriebsbedingte Kündigungen hierzulande praktisch ausgeschlossen sind, hat der Walldorfer Konzern ein Vorruhestand- und Freiwilligenprogramm ausgerollt. Man habe bis Ende der Meldefrist am 31. Mai „ein sehr hohes Interesse verzeichnet“, teilte ein SAP-Sprecher mit. Detaillierte Zahlen nannte er nicht.
Laut Informationen des „Handelsblatts“ sollen sich in Deutschland 5300 Mitarbeiter gemeldet haben. Rund 60 Prozent der Interessenten hätten sich Insidern zufolge für das Vorruhestandsprogramm für Mitarbeiter ab 55 registriert. Der Rest wolle sich mit einer Abfindung vom Unternehmen verabschieden, so das „Handelsblatt“.
Bis 17. Juni soll für die jeweiligen Beschäftigten klar sein, ob das Unternehmen zustimmt. Erst dann dürfen sie an den Programmen teilnehmen. Der Sprecher erklärte, SAP prüfe jede Anmeldung gründlich anhand objektiver Kriterien, die im Vorfeld mit dem Betriebsrat abgestimmt worden seien. So würden „Geschäftsrisiken“ durch den Verlust „kritischen Know-hows“ ausgeschlossen.
SAP will weltweit 8000 Arbeitsplätze abbauen
Seit Anfang dieses Jahres ist bekannt, dass SAP weltweit rund 8000 Arbeitsplätze abbauen will. Nach einem früheren Medienbericht entfallen in Deutschland voraussichtlich 2600 Stellen. Ob es nun mehr werden? SAP plant jedenfalls, bis Ende des ersten Quartals 2025 alles unter Dach und Fach zu bringen. Gleichzeitig will das Unternehmen in Wachstumsfelder wie Künstliche Intelligenz (KI) investieren und das Jahr 2024 „mit stabilen Mitarbeiterzahlen beenden“.
Das Vorruhestand- und Freiwilligenprogramm gilt als attraktiv. „SAP zahlt mit rund 1,5 Monatsgehältern pro Betriebsjahr so großzügige Abfindungen, dass es schon dumm wäre zu bleiben“, hatte Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, kürzlich dem Magazin „Capital“ gesagt. Doch nicht nur die finanziellen Konditionen könnten ausschlaggebend dafür sein, dass sich so viele Beschäftigte vorstellen können, SAP freiwillig zu verlassen. Wie aus Walldorf zu hören ist, gibt es auch Frust. Darüber zum Beispiel, dass Mitarbeiter künftig wieder häufiger ins Büro kommen sollen: mindestens an drei Tagen die Woche. SAP setzt die Regelung derzeit ohne grundlegende Zustimmung des Betriebsrates um.
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