Walldorf. Europas größter Softwarehersteller SAP macht mit dem Verkauf seiner Software zur Nutzung über das Netz (Cloud) weiter Tempo. Im ersten Quartal zog der Umsatz mit solchen Produkten aus dem fortgeführten Geschäft im Jahresvergleich um 24 Prozent an, wie das Unternehmen mitteilte.
Branchenexperten monierten jedoch, dass SAP im ersten Quartal vor allem mit den nicht zum Zukunftsgeschäft gezählten Softwarelizenzen zur Installation vor Ort überraschend viel Geld verdiente. Eine Premiere feierte Dominik Asam: Der neue Finanzchef und Nachfolger von Luka Mucic hatte seinen ersten größeren Auftritt vor Medienvertretern und Analysten.
Vorsichtige Ziele im laufenden Jahr
Insgesamt legten die Erlöse im ersten Quartal um zehn Prozent auf 7,44 Milliarden Euro zu. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern steigerte SAP um zwölf Prozent auf 1,88 Milliarden Euro. Bei den Geschäftszahlen ist die US-Tochter Qualtrics, deren Verkauf SAP im März angekündigt hatte, bereits ausgeklammert.
Softwarelizenzen erzeugen mit hohen einmaligen Verkaufspreisen vergleichsweise viel Ergebnis. Asam verwies auf mehrere große Abschlüsse in dem Bereich im ersten Quartal. Das dürfte sich so im Rest des Jahres nicht wiederholen. SAP legt im Verkauf auch kaum noch Fokus auf die Lizenzgeschäfte, seit Vorstandschef Christian Klein den Konzern auf die Cloudgeschäfte getrimmt hat, weil sie als stabiler und in der langen Frist auch als rentabler eingeschätzt werden wegen wiederkehrender Abo-Zahlungen.
SAP setzte sich für das laufende Jahr nach der Verkaufsankündigung von Qualtrics eher vorsichtige Ziele im fortgeführten Geschäft. Währungsbereinigt soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Sonderposten um acht bis elf Prozent klettern. Die Walldorfer erzielen vor allem bei ihrem Zukunftsgeschäft mit Cloudsoftware nach wie vor deutliches Wachstum. Der Auftragsbestand in der Sparte wuchs weiter kräftig.
Unter dem Strich musste SAP im ersten Quartal allerdings einen Gewinneinbruch hinnehmen. Inklusive aller Effekte und auch inklusive der Noch-Tochter Qualtrics sank der Nettogewinn um fast ein Fünftel auf 509 Millionen Euro. Einerseits hatten vor einem Jahr Wertsteigerungen bei Unternehmensbeteiligungen an Start-ups dem Unternehmen in die Hände gespielt.
Sparprogramm läuft
Doch auch das Sparprogramm mit der geplanten Streichung von rund 3000 Stellen kostete SAP rund 255 Millionen Euro. Der Großteil des Vorhabens sei im ersten Quartal abgearbeitet, sagte Klein. Ein Konzernsprecher teilte mit: „Dies ist ein laufender Prozess, und wir setzen nun die nächste Phase dieser gezielten Umstrukturierung in den Ländern um, in denen die Konsultationen mit den Sozialpartnern abgeschlossen sind.“ Details nannte er nicht.
„SAP verdient weiterhin gutes Geld. Wir haben die Erwartungen weitgehend erfüllt. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Belegschaft von der positiven Entwicklung profitieren wird“, erklärte Eberhard Schick, Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE. Seinen Angaben nach wird intern nach wie vor an Dienstreisen ohne direkten Kundenkontakt gespart. „Es ist an der Zeit, dass sich weltweit verteilte Teams mal wieder in echt sehen könnten."
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