Software

SAP verärgert Anwendergruppe

Offensichtlich sollen künftig nur noch Cloud-Kunden von den neuesten SAP-Innovationen profitieren. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe DSAG hält das für einen Fehler - und findet deutliche Worte

Von 
Alexander Jungert
Lesedauer: 
Blick auf ein Firmengebäude am SAP-Stammsitz Walldorf. © SAP SE

Waldorf. Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) echauffiert sich massiv über den Softwarekonzern SAP. Der Vorwurf: Kunden, die Systeme klassisch auf ihren Computern installiert haben - Fachleute sagen dazu „On Premise“ - seien von großen Innovationen wie etwa Künstlicher Intelligenz abgeschnitten. Die Anwendergruppe beunruhigt vor allem eine Aussage von SAP-Chef Christian Klein, nach der neueste Innovationen nur in der Cloud verfügbar sein sollen. „SAP hatte zuvor behauptet, Verbesserungen nicht auf cloudbasierte Angebote beschränken zu wollen“, erklärt der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen laut Mitteilung. „Die Aussage ist ein schwerer Schlag. Sie kommt einem Paradigmenwechsel gleich.“

In der Cloud greifen Kunden über das Internet orts- und geräteunabhängig auf SAP-Software zu. Cloud-Produkte stehen im Mittelpunkt der Strategie von Konzernchef Klein; versprechen diese doch kalkulierbare Einnahmen und Potenzial für die Vermarktung weiterer Produkte. Weil viele Kunden noch zögern, hat Klein das Angebot „Rise with SAP“ eingeführt. Es bündelt bestehende Angebote und Services und soll den Umstieg in die Datenwolke beschleunigen.

Die DSAG hatte den Softwarehersteller erst Anfang des Jahres dafür kritisiert, die On-Premise-Kunden nicht genug im Blick zu haben und sich zu stark auf cloudbasierte Innovationen und Angebote zu konzentrieren. Wer bisher auf On-Premise-Angebote gesetzt habe, gerate nun ins Hintertreffen, sagt Hungershausen weiter. Er spricht sogar von einer „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ unter den Kunden. Die neue Vertriebsstrategie erschüttere das Vertrauensverhältnis. „SAP muss einen ausgewogenen Ansatz bei den Innovationen gewährleisten und darf die Kundenzufriedenheit nicht aus dem Blick verlieren.“

Mehr zum Thema

Software

SAP darf Leanix übernehmen

Veröffentlicht
Von
Alexander Jungert
Mehr erfahren

Der Walldorfer Softwarekonzern geht nicht direkt auf die Vorwürfe der DSAG ein. Cloudbasierte Systeme gehörten „zu den robustesten, zuverlässigsten und kostengünstigsten Möglichkeiten“, betriebswirtschaftliche Software (ERP) zu betreiben, hebt ein Sprecher hervor. „Die Cloud mit automatischen Innovations- und Funktionsupdates (. . .) bietet dauerhafte Vorteile für Kunden und unterstützt sie dabei, auf dem neuesten Stand zu bleiben.“

Höhere Preise

Bei der Geschichte muss man wissen, dass SAP für viele Bestandskunden die Preise anhebt. Laut „Handelsblatt“ zahlen Kunden für die Wartung von Softwarelizenzen (also On-Premise) ab Anfang 2024 bis zu fünf Prozent mehr. Der Konzern begründet das unter anderem damit, dass die Wartung klassischer Softwaresysteme komplex sei, da es es zahlreiche unterschiedliche Versionen auf dem Markt gebe.

Die DSAG kritisiert, Kunden hätten durch die Preiserhöhung nicht automatisch einen entsprechenden Mehrwert. Für Analysten wie von der Großbank UBS ist das Kalkül. Wenn die Preise für Softwarewartung stärker stiegen als die für Cloud-Produkte, werde für SAP-Kunden die Umstellung auf die Cloud attraktiver.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen