Mannheim. Matteo Wacker versteht die Welt nicht mehr. „Wir sind ein junges Familienunternehmen aus Mannheim, das von Ritter Sport verklagt wird“, schreibt er auf dem sozialen Netzwerk Instagram. Und schiebt in einem anderen Post in Richtung Ritter Sport hinterher: „David gegen Goliath“.
Was ist da los?
Trubel verursacht „Monnemer Quadrat Bio“, ein Hafersnack mit Kakao-Haselnuss-Geschmack, 40 Gramm, den Wackers Online-Bio-Lebensmittelhandel bleibwacker anbietet. Die Süßigkeit kommt quadratisch daher, wie eben die Mannheimer Innenstadt. „Wir sind in Mannheim geboren, aufgewachsen und leben hier. Wir wollten ein Produkt für unsere Heimatstadt machen“, erklärt Wacker. Der Riegel enthalte nicht einmal Schokolade, auch die Zielgruppe sei eine völlig andere. Die Philosophie von bleibwacker seien natürliche und unverarbeitete Zutaten ohne Zusatzstoffe.
Der schwäbische Schokoladenhersteller Ritter Sport allerdings, der seit vielen Jahren mit dem Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut“ wirbt, stört sich an dem Erscheinungsbild und moniert Verstöße gegen das Markengesetz.
bleibwacker
- bleibwacker bietet nach eigenen Angaben Bio-Lebensmittel , die „naturbelassen und voller wertvoller Nährstoffe sind“. Dazu gehören Müsli, Gerichte im Glas, Saucen oder Snacks.
- Am Stammsitz Mannheim entwickelt Familie Wacker mit einem Team aus Ernährungswissenschaftlern die Produkte. Hergestellt werden sie von verschiedenen Manufakturen hauptsächlich in Deutschland .
- Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen mehr als 170.000 Kunden – größtenteils in Deutschland, dazu in Österreich und der Schweiz.
- bleibwacker zählt 30 Beschäftigte, Gründer und Chef ist Matteo Wacker.
Das Landgericht Stuttgart bestätigt die Klage. Ritter Sport verlange von bleibwacker die Unterlassung, „ihr Produkt Monnemer Quadrat Bio mit der aktuell verwendeten quadratischen Verpackung herzustellen, zu bewerben oder anzubieten, wobei die Klägerin verschiedene Sorten beanstandet“, teilt ein Sprecher mit. Ferner wolle Ritter Sport Auskunft, in welchem Umfang diese Art von Verpackung verwendet worden sei – und die Feststellung einer grundsätzlichen Schadenersatzpflicht (Az. 17 O 192/25).
Milka verliert gegen Ritter Sport
Die charakteristische Verpackungsform verteidigt Ritter Sport vehement. Zuletzt hatte Konkurrent Milka jahrelang versucht, den Markenschutz zu kippen. Doch vergebens. Im Juli 2020 entschied der Bundesgerichtshof (BGH) Karlsruhe in letzter Instanz, dass sich Ritter Sport die charakteristische Verpackungsform weiter als Marke schützen lassen darf. Und quasi die einzige quadratische Schokolade in deutschen Supermarktregalen bleibt (Az. I ZB 42/19 u. a.).
„Als einzige Schokoladenmarke konzentriert sich Ritter Sport schon seit den 1970er-Jahren ausschließlich auf das Quadrat“, erklärt eine Sprecherin des Schokoladenherstellers aus Waldenbuch bei Stuttgart. „Wie Umfragen bereits seit Jahrzehnten zeigen, assoziiert die überwiegende Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland mit dieser Art der quadratischen Verpackung die Marke Ritter Sport – selbst wenn das Produkt in einer weißen Folie ohne Logo oder Beschriftung verpackt ist.“
„Das Urteil des BGH verpflichtet uns geradezu, unsere Marke auch in Zukunft gegen markenrechtliche Verletzungen zu schützen“, so die Sprecherin. „Das ‚Monnemer Quadrat‘ der Firma Wacker ist aus unserer Sicht eine solche markenrechtliche Verletzung.“
Die sogenannte „dreidimensionale Marke“ geschützte Verpackungsform sei eine der bekanntesten Marken Deutschlands, fügt die Sprecherin hinzu. „Wenn wir diese in Kollisionsfällen nicht verteidigen, verlieren wir letztendlich unseren Markenschutz. Zwischen Schokolade und Müsliriegeln besteht dabei – juristisch betrachtet – Warenähnlichkeit, was bei einer Markenkollision ausreicht.“ Die zusätzliche Verwendung der Begrifflichkeit „Quadrat“ durch die Firma Wacker unterstreiche noch diese Form und verstärke somit die Markenkollision.
Die Sprecherin sagt: „Da es leider nicht möglich war, in gemeinsamen Gesprächen eine Einigung zu finden, sehen wir uns gezwungen, einen juristischen Weg einzuschlagen.“
Matteo Wacker: „Wir waren erstmal baff“
Nach Angaben von Matteo Wacker hatte man durchaus versucht, den Streit frühzeitig aus der Welt zu schaffen. Demnach schickte Ritter Sport im Januar eine Abmahnung, es folgte eine persönliche Kontaktaufnahme des Schokoladenherstellers. bleibwacker machte Änderungsvorschläge für die Verpackung, auf die sich Ritter Sport melden wollte – aber laut Wacker nie mehr gemeldet hat. Bis vergangene Woche, als plötzlich die Klage zugestellt worden sei. Über die Art und Weise, wie das gelaufen sei, habe sich Wacker gewundert: „Wir waren erstmal baff.“
In den Videos von Wacker auf Instagram gibt es derzeit kein anderes Thema. Ein Video zeigt den Geschäftsführer vor anderen Produkten, die eine quadratische Form haben. „Wurden die jetzt auch alle verklagt? Oder haben wir jetzt einfach Pech und es hat uns erwischt?“, fragt der 33-Jährige.
Ein erster Termin zur mündlichen Verhandlung ist laut dem Sprecher des Stuttgarter Landgerichts am 18. November.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/wirtschaft_artikel,-regionale-wirtschaft-ritter-sport-verklagt-bleibwacker-aus-mannheim-_arid,2323511.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.instagram.com/matteo.wacker/reel/DNdCS9nozg2/