Mannheim. Der Klimawandel wird künftig einen großen Einfluss auf die Pegelstände des Rheins haben – und damit auch auf die Güterschifffahrt. Das geht aus einer kleinen Anfrage des Stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Fulst-Blei, hervor.
Der Rhein und der Bodensee speisen im Sommer große Mengen ihres Wassers aus den schmelzenden Gletschern der Alpen. Doch die sollen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts schon nahezu vollständig abgeschmolzen sein, erklärt das Stuttgarter Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.
Das Gletschervolumen betrug nach Angaben des Ministeriums im Jahr 1974 noch 20 Kubikkilometer. Nach aktuellen Untersuchungen soll es sich bis zum Jahr 2050 auf etwa fünf Kubikkilometer verringern. Das hat Auswirkungen auf den Wasserstand des Rheins – und damit auch auf die Schifffahrt. Denn Schiffe können bei niedrigerem Wasser weniger Ladung transportieren.
Binnenschiffe müssen Ladung wegen Niedrigwasser im Rhein reduzieren
Schon in den vergangenen fünf Jahren mussten die Frachtmengen der Binnenschiffe bei Niedrigwasser zum Teil erheblich reduziert werden, erklärt das Ministerium in seiner Antwort auf die Anfrage. Dass Schiffe weniger Güter transportieren, beeinflusse dann wiederum auch nachgeschaltete Industrien und führe zu längeren Lieferzeiten und höheren Betriebskosten. Die Binnenschifffahrt sei vor allem für den Transport von Mineralölprodukten, Steinen und Erden wichtig.
Doch was passiert mit den Unternehmen, die vorwiegend auf Transport per Binnenschifffahrt setzen? Die müssten dann auf alternative und häufig teurere Transportwege übergehen, wie der Schiene oder dem Straßenverkehr – oder Investitionen in Lagerhaltung und Vorratsmanagement leisten, erklärt das Ministerium. Langfristig könnte das dann auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinflussen.
BASF-Schiff für Niedrigwasser seit 2023
Die BASF beispielsweise hat bereits seit 2023 ein Schiff für Niedrigwasser in seiner Flotte. Im sehr trockenen Sommer 2018, der lange zu niedrigen Pegeln im Rhein geführt hatte, hatte die BASF die Auslastung ihrer Anlagen reduzieren müssen. Das Niedrigwasser hatte neben anderen Faktoren dazu beigetragen, dass das Konzernergebnis um mehr als 20 Prozent zurückgegangen war. Daraufhin setzt die BASF nun nicht nur auf die speziellen Schiffe – der Konzern setzte auch gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde ein digitales Frühwarnsystem mit einer Vorwarnzeit von bis zu sechs Wochen um. Doch auch die BASF setzt verstärkt auf alternative Verkehrsträger wie die Bahn.
Mannheimer Hafen Teil europäischen Forschungsprojekt
Doch auch für die Häfen entlang des Rheins birgt Niedrigwasser wirtschaftliche Risiken. Eine geringere Anzahl an Schiffsbewegungen und geringere Ladungsmengen führen auch zu weniger Einnahmen für die Häfen durch Schiffs- und Umschlagsgebühren, erklärt das Ministerium.
Auch für den Mannheimer Hafen ist das Thema kein neues. Gemeinsam mit dem Hafen Ludwigshafen und fünf weiteren Oberrheinhäfen und Forschungseinrichtungen engagiert er sich im Projekt „CRANE“, das von der EU gefördert wird. In „CRANE“ werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Häfen und mögliche Anpassungen daran untersucht.
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