Landwirtschaft

Neue Strategie: Pfalzmarkt goes Portugal

Das ganze Jahr über frisches Obst und Gemüse: Der Pfalzmarkt bei Mutterstadt wird internationaler. Was das den Kunden bringt.

Von 
Rahel Adel
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Der Pfalzmarkt setzt auf neue Mitglieder in Portugal. So soll es ganzjährig frisches Obst und Gemüse geben. © Rahel Adel

Mutterstadt. Gehört Portugal seit neuestem zur Pfalz? Wenn es nach der Strategie des Pfalzmarkts geht, könnte man das fast meinen. Denn die Erzeugergemeinschaft will sich auch über den Gemüsegarten Deutschlands hinaus ausbreiten und sich internationaler aufstellen. Für die Kunden sei dies ein Vorteil, da sie dann auch im Winter Produkte des Pfalzmarkts beziehen können, so die Gemeinschaft.

Schon seit 2020 arbeitet der Pfalzmarkt mit Gemüseanbau-Betrieben in Portugal zusammen, erklärt Pfalzmarkt Vorstand Reinhard Oerther. Das sei Teil der 12-Monats-Strategie, bei der Kunden das ganze Jahr über Produkte der Gemeinschaft zur Verfügung gestellt werden. Jetzt sei ein portugiesischer Erzeugerbetrieb für Salat und Kohl tatsächlich in die Gemeinschaft eingetreten, so Verwaltungsvorstand Hans-Jörg Friedrich. Er habe sich die Vorgehensweise des Pfalzmarkts zwei Jahre angeschaut und dann beschlossen, Mitglied zu werden.

Pfalzmarkt übernimmt Vermarktung von portugiesischem Obst und Gemüse vor Ort

Der Erzeuger zahlt dabei einen Betrag an den Pfalzmarkt. Und der wiederum übernimmt die Vermarktung vor Ort. Das sei für die Erzeuger oft leichter, da sich die Gemeinschaft vor Ort auskenne und direkte Verbindungen in den Handel pflege. Außerdem sei die Planungssicherheit ein wichtiger Aspekt für die Erzeuger. Wenn sie Mitglied im Pfalzmarkt werden, nimmt dieser ihnen eine vorher abgesprochene Menge an Produkten sicher ab, erklärt Friedrich.

Jahresbilanz Pfalzmarkt

Der Umsatz lag 2024 bei 307 Millionen Euro und damit unter dem Umsatz des Vorjahres (339,6 Millionen Euro). Das liege unter anderem an den gesunkenen Preisen für Obst und Gemüse , so Verwaltungsvorstand Hans-Jörg Friedrich.

Die Produktionsmenge ist im Jahr 2024 leicht angestiegen . Wurden im Jahr 2023 noch 226.000 Tonnen produziert, waren es im Jahr 2024 bereits 230.000 Tonnen . Ein zentraler Einflussfaktor bei Produktpreisen und -mengen sei das Wetter , so der Pfalzmarkt.

Rund sieben Millionen Euro investierte der Pfalzmarkt im Jahr 2024, im Vorjahr rund zehn Millionen Euro. Die Investitionen seien nur mithilfe von EU-Förderungen möglich, so Friedrich.

Die Top drei Produkte des Pfalzmarkts waren 2024 Bundzwiebeln mit zirka 58 Millionen Bund, Radieschen mit zirka 33 Millionen Bund und Kohlrabi mit zirka 15 Millionen Bund. rad

Doch heißt das nun, dass sich der Pfalzmarkt von seinen Wurzeln abkehrt? Nein, denn die Gemeinschaft wolle ihre Pfälzer Identität behalten, meint Friedrich. Die Internationalisierung soll eine Nische im Geschäft bleiben, erklärt er. In naher Zukunft könne er sich vorstellen, drei bis vier weitere ausländische Betriebe mitaufzunehmen. Und das nicht nur unbedingt aus Portugal – denkbar wären auch Erzeuger aus Italien.

Bei Erzeugern aus Spanien sehe er wenig Sinn, da dort die Gemüse- und Obstproduktion durch die klimatischen Bedingungen immer schwerer werde. Das Land kämpft mit Wasserknappheit, aber auch mit Hochwasser wie etwa 2024 – beides Extremwetterereignisse, die sich künftig noch verschlimmern dürften. Der ganze Anbaumarkt von Obst und Gemüse verlagere sich derzeit eher nach Ägypten, Marokko, in die Türkei oder nach Albanien. Mitglied im Pfalzmarkt dürfen hingegen nur Erzeuger aus EU-Ländern werden, erklärt Friedrich – denn die Gemeinschaft werde aus EU-Geldern gefördert.

Doch was ist der Unterschied für die Endverbraucher, ob sie nun Gemüse eines Erzeugerbetriebs aus Portugal kaufen, der Teil des Pfalzmarkts ist, oder nicht? Jede einzelne Charge werde geprüft, erklärt Friedrich. Der Pfalzmarkt garantiere so, dass die Inhaltsstoffe und die Qualität die gleichen seien, wie beim heimischen Obst und Gemüse aus dem Pfalzmarkt.

Natürliche Anbaupause im Pfälzer Winter soll von Erzeugern aus Portugal überbrückt werden

Die Grundlage für die Internationalisierung des Genossenschaftsmodells sei durch eine Satzungsänderung gelegt worden, die Anfang 2025 von den Pfalzmarkt-Mitgliedern beschlossen wurde, teilte die Gemeinschaft mit. Damit will die Gemeinschaft auf die Kunden eingehen, die sich die Pfalzmarkt-Qualität das ganze Jahr über wünschen würden, erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dreyerling. Mit der Strategie soll also lediglich die natürliche Anbaupause über die Wintermonate überbrückt werden, so Dreyer.

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