Wiesloch. Preise von 600 Euro monatlich für eine kleine Studierenden-Wohnung, 500 Euro für das Zimmer in der Wohngemeinschaft – das ist mittlerweile die Realität in vielen deutschen Uni-Städten. Noch höhere Kosten sind ebenfalls nicht selten. Wobei studentisches Wohnen in Städten wie Chemnitz und Magdeburg auch erstaunlich günstig sein kann. Zahlen und Trends wie diese enthält der Studentenwohnreport 2024 des Finanzkonzerns MLP, der unter anderem Versicherungsprodukte an Akademiker verkauft.
Hohe Mieten und Wohnungsknappheit würden „zunehmend zur existenziellen Bedrohung“ für Studentinnen und Studenten, schreibt die Firma. Viele zögen deshalb nicht aus, sondern blieben bei ihren Eltern wohnen, sagte der an der Studie beteiligte Immobilienexperte Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
An der Preisspitze für kleine Wohnungen stehen München mit rund 800 Euro Nettokaltmiete ohne Betriebskosten und Berlin mit 600 bis 700 Euro. In der Spitzengruppe folgen Frankfurt, Stuttgart, Köln und Freiburg. Heidelberg und Tübingen liegen um die 500 Euro. Andererseits finden Studierende auch erschwinglichere Bleiben, wenn sie sich nach Bremen, Bielefeld, Bochum, Leipzig oder Mannheim orientieren (um die 400 Euro). In Magdeburg und Chemnitz lassen sich kleine Wohnungen unter 40 Quadratmetern auch mal für 200 bis 300 Euro mieten. 100 bis 200 Euro teurer als Leervermietungen sind oft möblierte Wohnungen.
In WGs lebt es sich erheblich günstiger
Günstiger leben Studierende dagegen in Wohngemeinschaften. Auch da ist München mit durchschnittlich 600 bis 700 Euro Spitzenreiter, dahinter folgen Berlin und Stuttgart mit etwa 600 und 500 Euro, Mannheim und Hannover liegen über 400 Euro. In Chemnitz bekommt man ein WG-Zimmer manchmal schon für 200 Euro.
An den 38 untersuchten Hochschulstandorten betrug der Preisanstieg für studentisches Wohnen in diesem Jahr durchschnittlich 5,1 Prozent. Das ist höher als die allgemeine Inflation, aber auch nur so viel wie die Kostensteigerung für Wohnungen insgesamt. Berlin lagen mit 9,4 Prozent und Leipzig mit 9,3 Prozent deutlich darüber.„Die geringsten Zuwächse weisen hingegen Würzburg und Tübingen auf (beide 1,6 Prozent)“, schreibt MLP, „in Heidelberg stagniert das Mietniveau“. Konkrete Erklärungen dafür gab es jedoch nicht.
Das Angebot für Studentenwohnungen, die Zahl der veröffentlichten Inserate, ist durchschnittlich um drei Prozent gesunken. Die Forschenden führen dies darauf zurück, dass wegen der Wohnungsknappheit insgesamt weniger Privathaushalte umziehen und weniger Wohnungen frei werden.
Weil Studentinnen und Studenten oft nur über geringe Einkommen verfügen, ist ihre Lage schwierig. Zwar steigt die Wohnkostenpauschale im BAföG,, der staatlichen Förderung, zum nächsten Semester von 360 auf 380 Euro,doch diese deckt die tatsächlichen Wohnkosten in vielen Fällen nicht annähernd ab. Außerdem erhalten zahlreiche Studierende kein Bafög. So plädierte IW-Forscher Voigtländer dafür, die Pauschale anzuheben. Außerdem sei es dringend anzuraten, mehr Wohnungen und auch mehr Wohnheimplätze für Studierende zu bauen. Die Entwicklung geht jedoch in die entgegengesetzte Richtung.
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