Energie

Mannheimer MVV erhöht den Strompreis um fünf Prozent

Ab April steigen die Strompreise beim Mannheimer Energieunternehmen MVV. Wie die MVV die Preiserhöhung begründet und wie viel ein Normalhaushalt künftig mehr im Monat zahlen muss

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Walter Serif
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Mannheim. Die Kunden der MVV müssen ab 1. April mehr Geld für ihren Strom bezahlen. Wie das Mannheimer Energieunternehmen am Donnerstag mitteilte, steigt der Strompreis in der Grund- und Ersatzversorgung im Durchschnitt um rund fünf Prozent. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden muss demnach im Classica-Tarif künftig fünf Euro mehr im Monat zahlen einschließlich aller Steuern, Abgaben und Umlagen.

Der Strompreis steigt ab April von 38,40 Cent auf 39 Cent pro Kilowattstunde. Das ist eine Preiserhöhung von rund 1,5 Prozent. Zusätzlich müssen die Kundinnen und Kunden der Mannheimer MVV aber einen höheren Servicepreis zahlen. Dieser steigt kräftig von 91,63 auf 136,85 Euro pro Jahr.

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Die MVV begründet dies mit dem starken Anstieg der Netzentgelte für Strom, die in den Servicepreis einfließen. Nach der Streichung des Bundeszuschusses zum Netzentgelt aus dem Bundeshaushalt 2024 erhöhten die vier Übertragungsnetzbetreiber in der Tat die Netzentgelte zum Jahreswechsel drastisch. Sie haben sich von 3,12 Cent je Kilowattstunde auf 6,43 Cent mehr als verdoppelt. Diese Netzentgelte werden üblicherweise über den Strompreis an die Endkunden weitergegeben. „Der sehr starke Anstieg der von uns nicht beeinflussbaren Netzentgelte trifft uns als Stromanbieter natürlich auch“, sagt MVV-Vetriebschef Ralf Klöpfer. Aber: „Dennoch könne das Unternehmen die deutlichen Preiserhöhungen der Übertragungsnetzbetreiber für seine Kundinnen und Kunden „aufgrund unserer vorausschauenden und kontinuierlichen Beschaffungsstrategie teilweise auffangen“, so der Vertriebsvorstand. Offensichtlich konnte die MVV größere Strommengen zu niedrigeren Preisen einkaufen.

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„Mit einem Plus von etwa fünf Prozent fällt unsere Preisanpassung vergleichsweise moderat aus“, sagt Klöpfer. Die Verbraucher könnten sich weiterhin darauf verlassen, dass das Energieunternehmen sie „sicher und zu möglichst stabilen Preisen versorgen“ werde.

Das klingt natürlich nach der üblichen PR eines Unternehmens. Allerdings fällt der Vergleich mit dem großen Energiekonzern EnBW mit Sitz in Karlsruhe zugunsten der MVV aus. EnBW erhöht den Strompreis ab April um happige 15,9 Prozent. „Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2900 Kilowattstunden bedeutet dies Mehrkosten von monatlich rund 16 Euro“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dieser Musterhaushalt ist vergleichbar mit dem der MVV.

So werden die höheren Preise begründet

Der Karlsruher Konzern begründet die im Vergleich mit der MVV kräftigere Strompreisanpassung ebenfalls mit den höheren Netzentgelten, verweist aber auch darauf, dass er zusätzlich Strom zu höheren Preisen einkaufen musste. Unterm Strich liegt EnBW nach eigener Darstellung über dem durchschnittlichen Branchenpreis. Die MVV stuft ihre Preise dagegen niedriger ein.

Bisher haben die Energieunternehmen die höheren Netzentgelte nicht auf breiter Front weitergegeben. Wahrscheinlich werden sie nachziehen, in welcher Größenordnung auch immer.

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Es sind aber auch weitere Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen, sie könnten bei Gas und Fernwärme anfallen. Denn ab März wird die auf sieben Prozent gesenkte Mehrwertsteuer wieder auf den regulären Satz von 19 Prozent steigen. Ob die MVV die höhere Mehrwertsteuer dann an die Verbraucher weitergibt? MVV-Chef Georg Müller bezeichnete einen solchen Schritt auf der Hauptversammlung im Dezember 2023 in Frankfurt nicht als abwegig.

Das Unternehmen hatte im Geschäftsjahr 2023 einen Rekordgewinn von 880 Millionen Euro erwirtschaftet. Obwohl dieser 2024 nach der MVV-Prognose auf weniger als die Hälfte schrumpfen wird, gibt es immer wieder Kritik an den angeblich zu hohen Preisen - die die MVV stets zurückweist. Nach Müllers Angaben dürfte ein Betrag „unter 20 Prozent“ aus dem reinen Kundengeschäft in der Region zum Gewinn 2023 beigetragen haben. Der MVV-Chef verweist aber auch stets darauf, dass der Energiekonzern mit seinem Geschäftsmodell Geld verdienen will. Ob das Unternehmen dabei zu viel für sich herausholt, liegt wie immer im Auge des Betrachters.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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