Mannheim. Die Versicherungsbranche muss sich verstärkt gegen Cyberangriffe zur Wehr setzen. In der Mannheimer Zentrale richtet die Inter gerade einen Leitstand ein. Über mehrere Bildschirme lassen sich alle relevanten Systeme beobachten, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und abzuwehren. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs hätten sich die Attacken gehäuft, erklärt Vorstandssprecher Roberto Svenda. Deren Anzahl liege im fünfstelligen Bereich – pro Woche. Die Rechenzentren hat die Inter mittlerweile nach Frankfurt und Stutensee (Landkreis Karlsruhe) ausgelagert. Dort werden sie von professionellen Rechenzentrumsdienstleistern betrieben.
Inter modernisiert IT-Landschaft
Apropos IT: Sie bleibt für die Mannheimer Versicherungsgruppe dieses Jahr ein großes Thema. Die IT-Landschaft werde weiter modernisiert, sagt Svenda. „Gleichzeitig investieren wir in die Effizienz unserer Verwaltungsprozesse, die im Zuge der Systemumstellungen zunächst nicht wie gewünscht funktioniert hatten.“ Was er damit meint: Die Inter hatte in den vergangenen Monaten teilweise für Verdruss bei Kunden gesorgt, weil diese in der privaten Krankenversicherung relativ lange auf Erstattungen warten mussten. Mittlerweile sei es „deutlich besser“ geworden, man sei „kurz vor Normalzustand“.
Die Inter hat schon vor zehn Jahren damit begonnen, ihre IT-Systeme zu modernisieren (Investitionen: mehr als 20 Millionen Euro). Svenda hebt hervor: So mancher Wettbewerber sei deutlich später dran.
Abläufe sind immer mehr digital. Nach Angaben von Svenda werden mittlerweile schon fast die Hälfte der Anträge auf Erstattungen in der privaten Krankenversicherung per App eingereicht – und nicht mehr auf Papier.
Inter arbeitet mit Heidelberger Start-up Enzo zusammen
Auch Künstliche Intelligenz (KI) ist spannend für die Inter. Seit Februar arbeitet sie mit Enzo zusammen. Das Start-up aus Heidelberg hat einen Sensor entwickelt, der Wasserleckagen erkennt. So sollen Schäden in Gebäuden durch KI im besten Fall verhindert oder zumindest in ihrem Ausmaß eingedämmt werden. Das Pilotprojekt läuft noch bis Ende des Jahres, eine dauerhafte Kooperation könne man sich gut vorstellen, erklärt Svenda.
Der Inter-Konzern konnte im Geschäftsjahr 2024 ein „solides Ergebnis“ erzielen. Die gebuchten Bruttobeiträge stiegen leicht, das Eigenkapital wurde weiter gestärkt. Der Jahresüberschuss fiel im Vergleich zum Vorjahr höher aus – geprägt von einem marktüberdurchschnittlichen Kapitalanlage-Ergebnis sowie deutlich gestiegenen Aufwendungen für Versicherungsfälle.
Personell hat sich einiges getan: Seit Anfang Juli ist Günther Blaich im Vorstand, er leitet den Vertrieb. Direkt unter dem Vorstand wurde eine „Operative Einheit“ eingeführt. Seit November 2024 gibt es zudem einen neuen Personalchef. Dass die Führungsetagen bei der Inter sehr männlich geprägt sind, ist Svenda natürlich klar – daran will das Unternehmen arbeiten. Zum Beispiel gibt es ein internes Talent-Programm für künftige Führungskräfte. Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer sind weiblich.
In den Stammsitz Mannheim steckt die Inter eine Menge Geld – etwa 30 Millionen Euro. Momentan wird die Fassade des Hauptgebäudes saniert. Auch innen wird umgebaut, New Work lautet das Stichwort. Am Hauptsitz Mannheim sind 924 Personen tätig, etwas weniger als im vergangenen Jahr. Die Inter meldet 25 offene Stellen.
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