Mannheim. Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar rechnet damit, dass die Zahl der Beschäftigten in der Region in diesem Jahr sinken wird. „Wir sind mit solchen Aussagen eigentlich sehr zurückhaltend, aber in der aktuellen Situation muss man davon ausgehen, dass das so kommt“, sagte IHK-Geschäftsführer Axel Nitschke jetzt mit Blick auf die Frühsommer-Konjunkturumfrage. Deren Ergebnisse stellte die Kammer am Mittwoch in Mannheim vor.
In der Umfrage, an der sich insgesamt 371 Unternehmen aus der Region beteiligt haben, gaben elf Prozent der Firmen an, dass sie zusätzliche Mitarbeitende einstellen wollen. Deutlich mehr Firmen - nämlich 26 Prozent - planen dagegen einen Arbeitsplatzabbau. Damit bleibt der Beschäftigungssaldo klar negativ und hat sich nach Angaben der IHK im Vergleich zur letzten Erhebung im Januar sogar weiter verschlechtert.
Im Einzelhandel der Region ist die Stimmung geradezu eingebrochen
Vor allem in der Industrie rechnen die Unternehmen mit einem Rückgang bei der Beschäftigung, aber auch im Einzelhandel hat sich die Situation in den vergangenen Monaten stark zugespitzt: Auch hier planen inzwischen deutlich mehr Betriebe einen Stellenabbau als einen -aufbau. „Das wird weniger über Kündigungen passieren als vielmehr über Verrentungen und Fluktuation“, so IHK-Geschäftsführer Nitschke.
Grund für den erwarteten Rückgang bei der Beschäftigung ist die wirtschaftliche Stagnation, die laut IHK immer mehr auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Der Aufschwung im Frühsommer lässt jedenfalls auf sich warten, insgesamt schätzen die Unternehmen der Region ihre Lage und Erwartungen aktuell sogar schlechter ein als noch Anfang des Jahres.
Aus der Industrie gibt es leichte Entspannungssignale
Leicht positive Signale kommen aus der Industrie: Dort hat sich die Auftragslage zuletzt etwas gebessert. Vor allem exportorientierte Unternehmen hätten in den vergangenen Monaten von mehr Aufträgen aus dem Ausland profitiert, auch durch vorgezogene Käufe aus den USA. „Einkäufer befürchten stark steigende Zölle und haben auf Vorrat geordert“, so Nitschke.
Nun müsse man hoffen, dass sich die leichte Aufhellung in der Industrie nicht als Strohfeuer entpuppe. Wie es weitergeht, dürfte vor allem davon abhängen, wie sich die USA im Handelskonflikt verhalten. Besonders zuversichtlich ist IHK-Geschäftsführer Nitschke diesbezüglich allerdings nicht: „Ich habe wenig Hoffnung, dass das ständige Hü und Hott unter Donald Trump schnell endet.“
Geradezu eingebrochen ist die Stimmung in den letzten Monaten unterdessen im Einzelhandel: Die Geschäfte müssten einerseits steigende Kosten für Personal und Mieten schultern, andererseits bleibt die Ware häufig in den Regalen liegen. Die Verbraucherinnen und Verbraucher halten aktuell das Geld zusammen, obwohl sie dank steigender Reallöhne eigentlich wieder mehr in der Tasche haben.
Nach Nitschkes Einschätzung ist dafür vor allem die allgemeine Verunsicherung verantwortlich, ausgelöst unter anderem durch die vielen geopolitischen Spannungen. Sie führen dazu, dass viele Menschen Angst um ihren Arbeitsplatz haben und deshalb vorsorglich lieber sparen. So hatte die Gesellschaft für Konsumforschung in ihrem Anfang der Woche veröffentlichten Konsumklimaindex für Mai festgestellt, dass die Anschaffungsneigung von den verbesserten Einkommensaussichten nicht profitiert. Auch hier erwartet IHK-Geschäftsführer Nitschke keine schnelle Entspannung: „Solange diese großen Unsicherheiten da sind, lassen die Verbraucher ihre Taschen zu.“
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