Mannheim. Es war die Hochphase der Pandemie, als Lisa Rosa Bräutigam - bis dahin verbeamtete Lehrerin - in Mannheim das Start-up nuwo mitgegründet hat. Seither können Firmen bei dem Unternehmen Büro-Möbel für ihre Beschäftigten im Home-Office leasen. Jetzt hat nuwo bei einer Finanzierungsrunde satte 2,75 Millionen Euro von Investoren eingesammelt - und will damit mehr Gas beim weiteren Wachstum geben.
Mehrere Investoren
- Als Lead Investor in der Finanzierungsrunde ist der Risikokapitalfonds VR Ventures/Redstone bei nuwo eingestiegen. Er investiert vor allem in Tech-Start-ups im Finanz- und Immobilienbereich in der Frühphase. An dem Fonds sind mehrere Volksbanken beteiligt.
- Weitere Investoren bei nuwo sind IBB Ventures – eine Beteiligungsgesellschaft, die öffentliche Gelder als Risikokapital in Berliner Start-ups investiert –, der Stuttgarter Händler für Geschäftsausstattung TAKKT über seine eigene Beteiligungsgesellschaft und die Freiburger Haufe Group Ventures.
„Da geht es jetzt letztlich um Schnelligkeit“, sagt Gründerin Bräutigam, die ursprünglich aus dem pfälzischen Landau stammt. So gebe es inzwischen für das Geschäftsmodell einige Nachahmer -„und wir wollen unseren Vorsprung nicht verlieren.“ Wachstumspotenzial sieht die 35-Jährige für das Unternehmen unter anderem im europäischen Ausland. „Konzerne müssen ihre Talentpools zunehmend über Deutschland hinaus erweitern. Dabei kann es durchaus sein, dass Beschäftigte remote von einem anderen Land aus arbeiten.“
„Persönlichkeit der Gründerin hat mich überzeugt“
Aus Sicht von Matthias Storch ist nun vor allem entscheidend, dass nuwo personell deutlich aufstockt. Der Mannheimer Unternehmer und Investor hat sich im Zuge der Finanzierungsrunde an dem Start-up beteiligt. Nuwo brauche zum Beispiel mehr Vertriebsexperten und Entwickler, um das Geschäft zügig und „strukturiert voranzutreiben“. „Es kommt jetzt darauf an, sich möglichst schnell am Markt zu etablieren und neue Kunden zu gewinnen. Ein Konzern, der seine Beschäftigten im Home-Office mit Möbeln ausstatten will, arbeitet dabei in der Regel nur mit einem Anbieter zusammen - und wenn er den ausgewählt hat, bleibt er ihm vermutlich erst einmal treu“, sagt Storch.
Überzeugt habe ihn an dem Start-up vor allem die Persönlichkeit und Motivation von Gründerin Bräutigam. „In all den Jahren als Investor habe ich gelernt: Ob ein Start-up erfolgreich ist, hängt nicht so sehr an der Geschäftsidee an sich, sondern vor allem an den Gründerinnen und Gründern.“
Umzug von Mannheim nach Berlin
Gleichzeitig glaube er an den Erfolg des nuwo-Angebots: „Ich bin selbst ein großer Verfechter von schöner Büro-Einrichtung. Die Person, die am Schreibtisch sitzt, ist produktiver, wenn das Ambiente stimmt“, meint Storch. Als Unternehmer schätze er es zudem aus eigener Erfahrung, Büroausstattung je nach Bedarf flexibel zu- oder abbuchen zu können.
Für die nächste Wachstums-Etappe ist nuwo unterdessen auch umgezogen: Firmensitz ist jetzt nicht mehr Mannheim, sondern Berlin. „Für uns als junges Unternehmen ist Berlin immer noch der place-to-be. Es gibt dort ein starkes digitales Ökosystem, und auch der Zugang zu Investoren war für uns dort einfacher“, erklärt Bräutigam. Die Rhein-Neckar-Region bleibe für nuwo aber wichtig. Das Start-up habe in seiner Anfangszeit dort sehr von dem Netzwerk großer Unternehmen profitiert. „Das hat uns geholfen, unser Angebot weiterzuentwickeln, und einige unserer größten Kunden sind weiter in der Region.“
Dass die Nachfrage nach ihren Home-Office-Lösungen mit dem Ende der Pandemie sinkt, kann Bräutigam unterdessen nicht beobachten. „Wir glauben weiter an die hybride Welt“, sagt sie. Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor ein Arbeitnehmermarkt, es gebe einen Wettbewerb um qualifizierte Beschäftigte. „Firmen, die in dieser Situation kein mobiles Arbeiten anbieten, dürften da Probleme bekommen“, glaubt Bräutigam.
Inzwischen biete man Unternehmen außerdem an, auch deren Büroflächen in der Firma auszustatten und zu managen. „Auch hier müssen Arbeitgeber umdenken und eine attraktive Office-Umgebung bieten.“ Leasing-Modelle seien auch in diesem Bereich gefragt. „In Zeiten von hohen Mieten für Büroflächen wünschen sich viele Firmen Flexibilität und möchten nicht unbedingt in eigenes Mobiliar investieren, auf dem sie dann jahrelang sitzen.“
Beschäftigte können im firmeneigenen Shop Möbel wählen
Generell verstehe sich nuwo nicht in erster Linie als Möbelausstatter, sondern eher als Tech-Unternehmen. Das Start-up stelle seinen Kunden jeweils kuratierte, firmeneigene Onlineshops zur Verfügung, in denen Beschäftigte Ausstattung fürs Home-Office auswählen könnten. „Da ist dann zum Beispiel auch ein Genehmigungsverfahren integriert, das sicherstellt, dass nur berechtigte Mitarbeitende bestellen können“, erklärt Bräutigam.
Auch andere Formalitäten rund um das Thema Home-Office-Ausstattung, wie beispielsweise eine Überlassungsvereinbarung, habe man digitalisiert. „Die Idee ist, dass die jeweilige Personalabteilung mit dem ganzen Thema möglichst keine Arbeit mehr hat.“
Für dieses Jahr strebt nuwo einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich an. Die Zahl der Beschäftigten soll bis Ende 2023 von aktuell 13 auf mindestens 15 steigen.
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