Projekt "Guter Rat"

Geld von Mannheimer Millionenerbin Marlene Engelhorn wird verteilt

Die deutsch-österreichische Aktivistin Marlene Engelhorn will ihr Millionen-Erbe verschenken. An diesem Wochenende treffen sich zum ersten Mal 50 Menschen, die darüber entscheiden sollen, wer das Geld bekommt

Von 
Walter Serif
Lesedauer: 
Die deutsch-österreichische Millionenerbin und Sozial-Aktivistin Marlene Engelhorn gibt nun den größten Teil ihres Vermögens an die Gesellschaft zurück. © Roland Schlager/dpa

Mannheim. Jetzt wird es spannend: 50 ausgewählte Menschen aus Österreich treffen sich erstmals an diesem Wochenende in Salzburg. Sie sollen entscheiden, wie die mehr als 25 Millionen Euro verteilt werden sollen, die Marlene Engelhorn geerbt hat. BASF und Boehringer Mannheim machten ihre Familie reich. Marlene Engelhorn ist die Enkelin der 2022 verstorbenen Traudl Engelhorn-Vechiatto. Deren Mann Peter Engelhorn war ein Urenkel des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Peter Engelhorn war Mitgesellschafter von Boehringer Mannheim (heute Roche).

„Mit diesen 50 Mitgliedern kommt der Gute Rat der Idee des Bürgerrats, eine Art ‚Mini-Österreich‘ zu schaffen, so nahe, wie es nur möglich ist“, sagt Projektleiterin Alexandra Wang. Nach ihren Angaben ist es gelungen, die "grundlegende Einstellung der österreichischen Bevölkerung zur Vermögensverteilung abzubilden". Der sogenannte Gute Rat wird demnach die kommenden sechs Wochenenden "intensiv und zielführend am Thema Verteilungsgerechtigkeit" arbeiten. "Dabei erhalten die 50 Ratsmitglieder Unterstützung von einem erfahrenen Moderatorenteam und zahlreichen Experten", sagte Wang.

Marlene Engelhorns Geld liegt auf Treuhandkonto

Bereits am 9. Januar dieses Jahres hatte Marlene Engelhorn bekanntgegeben, dass sie ihr Erbe  an die Gesellschaft rückverteilen möchte. Das Geld liegt nach ihren Angaben auf einem Treuhandkonto, auf das sie selbst keinen Zugriff hat. Der Gute Rat soll nun Ideen für die Rückverteilung entwickeln. Dafür treffen 50 zufällig, aber nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählte Menschen zusammen.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Um aus den 1424 Menschen, die sich nach dem Versand von 10 000 Einladungen registriert hatten, die 50 Ratsmitglieder auszuwählen, wurden neun Kriterien mit 35 Merkmalen berücksichtigt. So liegt die Abweichung von der Gesamtbevölkerung über alle Merkmale hinweg den Angaben zufolge bei nur 1,5 Prozent. Auch Menschen mit Migrationshintergrund wurden demnach berücksicht. "Die Staatsbürgerschaft spielte keine Rolle, sondern die Wohnsitzmeldung in Österreich", heißt es in der Mitteilung. Die Auswahl der 50 Ratsmitglieder erfolgte durch das Wiener Foresight-Institut, das die wissenschaftliche Begleitung des Projekts übernommen hat.

Mehr zum Thema

Interview

Wie viel Geld Marlene Engelhorn wirklich verschenken will

Veröffentlicht
Von
Walter Serif
Mehr erfahren
Milliardärsfamilie Engelhorn

Marlene Engelhorn will geerbte Millionen an Allgemeinheit zurückgeben

Veröffentlicht
Von
Dpa/red
Mehr erfahren
Interview

Mannheimer Millionen-Erbin Marlene Engelhorn: „Wer erbt, hat nichts dafür gemacht“

Veröffentlicht
Von
Walter Serif
Mehr erfahren

Die Aktivistin Engelhorn kritisiert den österreichischen Staat, weil dieser keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften erhebt. Mit dem Guten Rat will sie ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen.

Im einem früheren Interview mit dieser Redaktion betonte Engelhorn, dass ihre Familie sie unterstützt und es auch billige, dass sie das Geld weggebe. Aber: „Auch wenn ich kein Vermögen mehr besitze und irgendwann ins Erwerbsleben gewechselt habe, muss ich sagen, ich bin zwar jetzt raus aus der Reichensuppe, bleibe aber durch und durch privilegiert.“ Warum? „Ich bin ja durch meine Familie mit einem sozialen Sicherheitsnetz ausgestattet, das viel enger ist als das öffentliche. Das finde ich sehr schade“, sagte sie.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke