Mannheim. Zuerst einmal: Spannung aufbauen. „Was folgt einem Praktikum irgendwann? Wenn ja, was glaubt ihr, wohin es gehen wird? Auflösung morgen um [die] gleiche Zeit!“, hat Cawa Younosi, ehemaliger Personalchef von SAP Deutschland, am Donnerstag auf dem Karrierenetzwerk Linkedin geschrieben.
Nun ist die Katze aus dem Sack. „Es war an der Zeit für mich, etwas Neues anzufangen - nach SAP und meinem ‘Praktikum’ bei einer Agentur. Jetzt habe ich mich entschieden - ich gehe zur Charta der Vielfalt“, sagt Younosi dieser Redaktion. Der Berliner Verein setzt sich für Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt ein. „Diese Arbeit ist aus meiner Sicht dringlicher denn je.“ Denn „das Erstarken rechtsextremer Parteien“ gefährde solche Werte.
Younosi : SAP-Trennung aus "Strauß an Gründen"
Der 49-Jährige startet am 1. September als Geschäftsführer und folgt auf Corina Christen und Franzi von Kempis. Younosi gehört bis zu heute zu den deutschlandweit bekanntesten Personalern - auch wegen seiner Social-Media-Aktivitäten. Auf Linkedin hat er mehr als 106 000 Follower. Eines seiner Lieblingsthemen: innovative Ansätze zur Förderung von Chancengleichheit.
Im Oktober 2023 hatte der Softwarekonzern SAP überraschend die Trennung von seinem Deutschland-Personalchef bekanntgegeben. Über die Gründe gibt es viele Spekulationen, aber keine offiziellen Stellungnahmen von SAP oder Younosi. In einem Interview mit dieser Redaktion sprach er lediglich von einem „Strauß an Gründen“, die in Summe den Ausschlag gegeben hätten. Ist er gegangen, weil es ihm verwehrt geblieben ist, in den Vorstand einzuziehen? Oder weil es unterschiedliche Ansichten zur Personalarbeit bei SAP gab? Oder wegen einer angeblichen internen Untersuchung gegen ihn?
SAP-Vorstand Klein dreht einige Younosis-Ansätze zurück
Tatsächlich hat sich seit seinem Abschied bei SAP einiges geändert. So kassierte der Vorstand um Christian Klein etwa Younosis Vorstoß, frisch gebackenen Vätern sechs Wochen bezahlten Sonderurlaub zu gewähren. Auch die Anwesenheitspflichten im Büro wurden strenger geregelt. Younosis Nachfolger ist mittlerweile gefunden: Siemens-Manager Daniel Müller wird ab November neuer Personalchef bei SAP Deutschland.
Charta der Vielfalt
- Der Charta der Vielfalt e. V. ist nach eigenen Angaben die größte Arbeitgeberinitiative zur Förderung von Diversity in Unternehmen und Institutionen Deutschlands. Das Herzstück des Vereins ist die Urkunde „Charta der Vielfalt“, die zur Anerkennung und Einbeziehung von Vielfalt in der Arbeitskultur 2006 gemeinsam von Unternehmen und Politik ins Leben gerufen wurde. Im Januar 2011 wurden die Aktivitäten in einen Verein überführt.
- Ziel der Initiative ist ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld und dass alle Beschäftigten – unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtlicher Identität, körperlichen und geistigen Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung, sexueller Orientierung und sozialer Herkunft – Wertschätzung erfahren.
- Mehr als 5.000 Organisationen haben die Charta der Vielfalt bis heute unterzeichnet. Damit repräsentiert die Charta der Vielfalt über 15 Millionen Beschäftigte.
- Bundeskanzler Olaf Scholz ist Schirmherr des Charta der Vielfalt e. V. Sitz des Vereins ist Berlin.
- Infos im Netz: www.charta-der-vielfalt.de
Im Frühjahr noch hatte Younosi bei der Bielefelder PR-Agentur The Trailblazers ein „Praktikum“ absolviert. Nun also die neue Aufgabe bei Charta der Vielfalt. Younosis Expertise aus der Wirtschaft und sein Engagement für eine diverse und inklusive Arbeitswelt passten perfekt zu den Werten und Zielen der Organisation, sagt Eva Voß, stellvertretende Vorsitzende des Vereins, laut Mitteilung. Vorstandsvorsitzende Nina Straßner ergänzt, sie sei überzeugt, dass er die Charta der Vielfalt „entscheidend weiterentwickeln und wichtige Impulse setzen wird“. Straßner und Younosi kennen sich aus der Zeit bei SAP. Die Personalerin und Arbeitsrechtlerin sitzt mittlerweile im Aufsichtsrat des Softwarekonzerns.
Younosi will weiter in Walldorf wohnen bleiben
Younosi will nach eigenen Angaben weiterhin mit seiner Familie in Walldorf leben und regelmäßig in Berlin sein. Der Verein hat seine Geschäftsstelle in Mitte unweit der bekannten Friedrichstraße. „Ich freue mich, mit der neuen Rolle meinen Beitrag dazu leisten zu können und bin überzeugt, dass wir gemeinsam noch viel bewegen können und auch müssen.“
Charta der Vielfalt ist nach eigenen Angaben die größte Arbeitgeberinitiative, um Vielfalt in Unternehmen und Institutionen voranzutreiben. Als Herzstück gilt die Urkunde „Charta der Vielfalt“, die Unternehmen und Politik 2006 gemeinsam ins Leben gerufen hatten. Im Januar 2011 wurden die Aktivitäten in einen Verein überführt.
Mehr als 5500 Organisationen haben die „Charta der Vielfalt“ bisher unterzeichnet, darunter BASF, Bilfinger, Daimler Truck, Essity, John Deere, MVV, Roche, SAP, Südzucker und der Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar. Ziel der Initiative sei ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld und dass alle Beschäftigten Wertschätzung erfahren, heißt es auf der Internetseite. Alter, ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung und soziale Herkunft sollen im Berufsalltag keine Rolle spielen.
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