Mannheim. Dass unsere Wirtschaft bei der Digitalisierung Nachholbedarf hat, gehört inzwischen zu einer Binsenweisheit. Unbestritten ist aber, dass die vergleichsweise kleine Informations- und Kommunikationstechnologiebranche (IKT) als Anbieter von innovativen Produkten und Dienstleistungen ein entscheidender Treiber der Digitalisierung der gesamten Wirtschaft ist.
Digitalbranche in Deutschland feiert Erfolge
Das ZEW hat in einer aktuellen Studie im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die Digital-Branche untersucht und den Vergleich zu anderen Kern-Wirtschaftszweigen gezogen. Ein erstes Fazit vorweg: Die Branche floriert, ihre dynamische Entwicklung trägt überdurchschnittlich zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum und zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland bei.
Die beiden Teilbereiche Hardware und Dienstleistungen bilden zusammen die Digital-Branche, in der im Jahr 2022 knapp 1,5 Millionen Erwerbstätige in rund 99 000 Unternehmen arbeiteten. Das ist ein neuer Höchststand. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 88 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Selbstständigen. „Über den gesamten Beobachtungszeitraum von 2009 bis 2022 hinweg ist die Zahl der Erwerbstätigen in der IKT-Branche um rund 59 Prozent gewachsen - deutlich stärker als in allen Vergleichsbranchen“, sagt ZEW-Wissenschaftler Thomas Niebel.
Digitalbranche in Deutschlen: Anhaltend positiver Trend
Auch die Bruttowertschöpfung der Digital-Branche setzt ihren seit 2011 anhaltenden positiven Trend fort und erreicht 2022 einen neuen Höchstwert von knapp 152 Milliarden Euro. Die ZEW-Forscher geben aber zu bedenken, dass diese nominalen Werte auch von der hohen Inflation getrieben werden. Erfreulich ist, dass die Bruttoanlageinvestitionen nach ihrem Minus 2020 das zweite Jahr in Folge ihren Aufwärtstrend fortgesetzt und mit 29 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert erzielt haben.
Auch bei den Umsätzen ist die hohe Inflation mit im Spiel. Diese sind um plus zwölf Prozent auf 315 Milliarden Euro gewachsen - ebenfalls ein neuer Höchststand. Bereits im Vorjahr konnte sich die Branche zumindest teilweise vom Pandemie-bedingten Rückgang 2020 erholen. Mehr als zwei Drittel der Umsätze entfallen 2022 auf die ITK-Dienstleister, den Rest erwirtschafteten die Hardwarehersteller.
Mit einem Anteil von gut vier Prozent am Umsatz der gesamten gewerblichen Wirtschaft belegt die IKT-Branche im Vergleich der zehn untersuchten Branchen den achten Platz. Die Spitzenposition besetzt der Handel (35 Prozent).
Digitalbranche sehr innovativ
Die Digital-Branche besticht vor allem durch ihre hohe Innovationsfähigkeit. Mit einer Quote von rund 85 Prozent ist sie die mit Abstand innovativste. Es folgen Elektrotechnik/Maschinenbau (72) und Fahrzeugbau (66). Die Innovatorenquote misst den Anteil der Betriebe, die in den vergangenen drei Jahren ein neues Produkt oder einen neuen Prozess eingeführt oder diese verbessert haben.
„Die IKT-Branche ist die einzige der untersuchten Wirtschaftszweige, in der die Zahl der Betriebe abgesehen vom Pandemiejahr seit 2009 ständig gestiegen ist“, sagt ZEW-Forscher Robin Sack. 2022 beträgt das Wachstum plus 23 Prozent. Mit einem Wert von gut 7,3 Prozent hat die Branche von 2020 bis 2022 die höchste Gründungsrate. Allerdings ist die Zahl der Gründungen wie in allen Branchen 2022 stark gesunken.
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