Einzelhandel

Diese Läden wagen einen Neuanfang in der Mannheimer Freßgasse

Der Einzelhandel in der Mannheimer Innenstadt hat es momentan aus vielerlei Gründen nicht leicht. Jetzt kommen positive Signale aus der Freßgasse - mit neuen Läden

Von 
Christian Schall
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Mannheim. Der Einzelhandel in der Innenstadt hat es momentan aus vielerlei Gründen nicht leicht. Jetzt kommen positive Signale aus der Freßgasse. Dort haben sich im Quadrat Q 5 zwei neue, inhabergeführte Geschäfte angesiedelt. Es sind zwei alte Bekannte, die der City schon lange verbunden sind, in der Freßgasse aber den idealen Standort für ihre Aktivitäten sehen. Zufällig sind beide Geschäfte sogar fast direkte Nachbarn.
Im ehemaligen Steiff-Geschäft hat Cotto Wohnen eröffnet. „Wir haben alles, womit man seine Wohnung einrichten kann“, sagt Inhaberin Patricia Schneider, die mit ihrem Geschäft in die Gegend zurückkehrt, in der sie in der rund 25-jährigen Geschichte am längsten angesiedelt war: „Jetzt sind wir wieder mitten im Zentrum. Hier ist viel los, die Frequenz ist hoch.“ Die Entscheidung, den bisherigen Standort in B 1 nach gut drei Jahren schon wieder zu verlassen, hätten Rückmeldungen ihrer Kundschaft mit beeinflusst, erzählt Schneider: „Vielen war das zu abgelegen. Außerdem waren die Auswirkungen des Verkehrsversuchs dort schon deutlich.“
Obwohl die Freßgasse durch die Unterbrechung in P 1/Q 1 direkt vom Verkehrsversuch betroffen ist, sieht Schneider keinen Nachteil: „Ich verspreche mir sehr viel von der Lage, in der Umgebung sind große Parkhäuser.“

Andere Warenpräsentation
Das neue Geschäft ist 170 Quadratmeter groß und verteilt sich auf zwei Etagen. Was beim Blick auf die Regale direkt auffällt: Das Sortiment ist nach Farben sortiert. Zwar hat Schneider weniger Schaufensterfläche, dafür kann sie die Ware besser präsentieren: „Wir haben jetzt etwa 40 laufende Meter Wand.“ Viel Platz für das hochwertige Sortiment, das zu einem großen Teil von deutschen Herstellern stammt. „Die Resonanz der Kunden nach den ersten Tagen ist super“, freut sich die Inhaberin. Der bisherige Standort in B1 ist noch bis 23. Dezember geöffnet.
Für die Gartenmöbel in ihrem Sortiment will sie verstärkt einen neuen Showroom im Gewerbegebiet Taylor nutzen. Dort ist auch das Lager des Onlineshops, den ihr Sohn Maximilian leitet. „Nur stationärer Handel ohne Onlineshop funktioniert nicht mehr. Das hat sich durch die Corona-Krise noch verstärkt“, sagt Patricia Schneider. Viele Kunden würden sich vor dem Kauf im Internet informieren und sich nach neuen Kollektionen umsehen.


„Schwerer“ Umzug
Bereits im Oktober ist Juwelier Troncone innerhalb der Freßgasse umgezogen. Die Brüder Claudio und Roberto Troncone haben nach mehr als 50 Jahren den Standort in Q 1 verlassen und ebenfalls in Q 5 ein neues Geschäft bezogen. Zuvor hatten sie die Ladenräume mit viel Aufwand renoviert. Dafür haben sie auf Expertise aus Italien zurückgegriffen: Den Laden hat einer der führenden Ladenbauer für Juweliere in Italien designt, berichtet Claudio Troncone. „Das haben sie super umgesetzt, es entspricht genau dem Vorschlag der Computeranimation.“ Im Juli sei die Einrichtung mit einem Sattelschlepper aus Italien angeliefert worden, in nicht einmal zwei Wochen habe die Einrichtung weitgehend gestanden.
Helle und warme Farben prägen den neuen Verkaufsraum. Ein besonderer Hingucker sind Meranoglas-Hänger an der Decke, die von oben angestrahlt werden und das Licht reflektieren. „Stolz sind wir auf unsere Schautreppe“, sagt Troncone und deutet auf den hinteren Bereich des Geschäfts. Dort führen mehrere Stufen aus hellem Teppichboden auf eine Empore mit einem größeren Besprechungstisch und einem abgetrennten Raum für Beratungsgespräche.

Aus Italien und Deutschland
„Wir bieten Gold in sieben Farben, für jeden Hauttyp, an“, erklärt der Juwelier. Kunden können sich jetzt auch besser von der Straße aus inspirieren lassen: „Wir haben unsere Dekoration im Fenster ausgeweitet.“ Kernkompetenz des Juweliers ist nach eigenen Angaben das Geschäft mit Trauringen. Viele Schmuckstücke stammen aus italienischen Manufakturen, sie führen aber auch deutsche Hersteller.
Das erste Geschäft hatten ihre Eltern 1966 in H 2 eröffnet. „Wir haben uns stetig verbessert“, scherzt Claudio Troncone. Das Vorhaben haben die Brüder rund ein Jahr lang geplant. Als es mit dem Umzug im Sommer soweit war, wartete noch eine buchstäblich schwere Herausforderung: Der Panzerschrank musste über die Freßgasse transportiert werden. Rund eineinhalb Stunden habe es gedauert, das mehr als eine Tonne schwere Stück über die Distanz von vier Quadraten zu bewegen. Damit kein falscher Verdacht auf einen Diebstahl aufkommt, hatten die Juweliere vorab zur Sicherheit die Polizei informiert.

 

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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