Nutzfahrzeuge

Daimler Truck auf Rekordkurs - hohe Auslastung in Mannheim

Nach einem starken Quartal soll der Gewinn von Daimler Truck deutlich steigen. Die Beschäftigten im Mercedes-Benz-Werk Mannheim haben gut zu tun. Derweil verteidigt das Management den ständigen Blick auf die Fixkosten

Von 
Alexander Jungert
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Feiert im Oktober Weltpremiere: der elektrische Fernverkehrs-Lkw eActros 600. Er wird in Wörth gebaut, Komponenten kommen auch aus Mannheim. © Daimler Truck

Mannheim. Die Laune von Konzernchef Martin Daum könnte kaum besser sein. Daimler Truck hat im zweiten Quartal erstmals konzernweit die Marke von zehn Prozent Rendite geknackt und sieht sich auf dem Weg zu einem Rekordgewinn. Man sei weiter auf Erfolgskurs, erklärt Daum. Das gesamte Team sei entschlossen, 2023 zu einem weiteren Rekordjahr zu machen.

Der Dax-Konzern profitiert davon, dass er die Verkaufspreise stark erhöhen und so steigende Kosten für Rohstoffe und Personal mehr als ausgleichen kann. So stieg der Umsatz um 15 Prozent auf rund 13,9 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 28 Prozent auf fast 1,4 Milliarden Euro (siehe Tabelle). Daimler Truck hatte bereits operative Eckdaten zum zweiten Quartal vorgelegt und die Renditeprognose für das Gesamtjahr um einen Prozentpunkt auf 8,5 bis zehn Prozent angehoben. Der Gewinn werde bei höherem Umsatz und Absatz „sehr“ deutlich steigen, sagt Daum.

„Leute arbeiten am Anschlag“

Permanent wird auf die Fixkosten geschaut, was der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht zuletzt heftig kritisiert hat. „Bei uns arbeiten die Leute auch am Anschlag“, sagte er. Es gebe eine gewisse Resignation, zumindest in den Produktionsstandorten, wie eine weitere deutliche Reduktion der Fixkosten erreicht werden könne. Natürlich wolle auch er ein sehr effizientes Unternehmen. Aber man müsse auch darüber diskutieren, ob man genügend investiere, um langfristig im Geschäft zu sein.

Für Finanzchef Jochen Goetz ist die Sache eindeutig: „Wir investieren genügend in die richtigen Produkte, um langfristig erfolgreich zu sein.“ Gleichzeitig bekräftigt er, dass auch künftig auf die Fixkosten geachtet werde, um den Konzern widerstandsfähiger zu machen. „Mir ist klar, dass der Betriebsrat das nicht immer gut findet“, sagt Goetz. Doch es sei „ziemlich offensichtlich, dass wir uns hier noch verbessern müssen“.

Das Lkw-Geschäft jedenfalls brummt. Das ist auch am Standort Mannheim zu spüren. Dort arbeiten im Lkw-Motorenwerk von Mercedes-Benz und bei Daimler Buses (ehemals Evobus) insgesamt rund 7900 Menschen.

„Die Nachfrage nach Lkw ist weiterhin hoch. Wir können den Absatzanstieg unter anderem auf eine verbesserte Situation in den Zulieferketten zurückführen“, wird Andreas Moch, Standortverantwortlicher für das Mercedes-Benz-Werk Mannheim, in einer Mitteilung am Dienstag zitiert. Auch für das verbleibende Geschäftsjahr 2023 gehe man von einer robusten Entwicklung aus. „Erst vor wenigen Wochen haben wir die Absatzprognose für das Gesamtjahr auf insgesamt 530 000 bis 550 000 Einheiten angehoben. Entsprechend rechnen wir auch mit einer weiterhin hohen Auslastung am Standort.“

Im Oktober steht im Hause Daimler Truck der nächste Höhepunkt an: die Weltpremiere des batterie-elektrisch angetriebenen Fernverkehrs-Lkw eActros 600. Die Typbezeichnung 600 leitet sich von der Batteriekapazität in Kilowattstunden ab. Sie soll eine Reichweite von etwa 500 Kilometer ohne Zwischenladen ermöglichen.

Heiße Phase für den eActros 600

Der eActros 600 wird auf der bestehenden Montagelinie der Wörther Produktion gefertigt, parallel und flexibel neben den Lkw, die einen Dieselantrieb erhalten. Dort wird er auch mit den elektrischen Antriebskomponenten ausgestattet. Aus Mannheim kommt die sogenannte Frontbox. Mit diesem Modul soll der ehemalige Bauraum des Verbrennungsmotors effizient genutzt werden. In der Frontbox werden mehrere Steuergeräte und Hochvolt-Komponenten sowie der elektrische Luftpresser gebündelt - die Montage aller Einzelkomponenten, von der Rahmenvorbereitung bis hin zu den Hochvoltprüfungen dieser Einheiten, werden im Mercedes-Benz-Werk Mannheim durchgeführt. Die Produktionsstätten - Wörth, Mannheim, Gaggenau und Kassel - bereiten sich auf die Serienfertigung vor, die 2024 starten soll.

Europäischer Busmarkt stärker

Daimler Truck geht nach eigenen Angaben wie auch andere Lkw-Bauer derzeit angesichts voller Auftragsbücher wählerisch bei der Annahme von Bestellungen vor; so öffnet das Unternehmen etwa die Auftragsbücher für das kommende Jahr erst September/Oktober. Zeichen eines Abschwungs im konjunkturabhängigen Lastkraftwagengeschäft seien trotz aller Unsicherheit in der Weltwirtschaft weiter nicht auszumachen, hebt das Management hervor. Während der Corona-Krise hatte sich die Nachfrage aufgestaut, da der Mangel an Halbleitern und anderen Teilen die Produktion stark bremste. Hier hat sich die Lage offensichtlich weitgehend entspannt.

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Auch von der Bussparte - in Mannheim werden Stadtbusse für den öffentlichen Nahverkehr gebaut - gibt es gute Nachrichten. „An unseren deutschen Produktionsstandorten Mannheim und Neu-Ulm spüren wir die positive Entwicklung des europäischen Markts“, sagt Daimler-Buses-Chef Till Oberwörder. „Wir verzeichnen in beiden Werken eine stabile Auftragssituation, wobei wir auch im zweiten Halbjahr weiterhin mit Engpässen in den Zulieferketten rechnen.“ In Europa habe man im ersten Halbjahr ein Absatzplus von 42 Prozent auf 3100 Einheiten erzielt.

Mit Blick auf 2024 äußert sich das Truck-Management zuversichtlich. „Wir sehen ein gutes Jahr, wir sind weit entfernt von jeglicher Krise in der Lkw-Industrie“, sagt Goetz. Und Daum meint, das nächste Jahr werde ebenfalls kein schlechtes.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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