Stadtbusse

Daimler Buses schärft Strategie nach

Daimler Buses will auf dem Markt noch stärker werden - und hat sich neue Ziele gesetzt. Davon könnte auch das Mannheimer Werk profitieren

Von 
Alexander Jungert
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Beschäftigte montieren im Mannheimer Werk von Daimler Buses einen eCitaro. © Daimler Truck

Till Oberwörder, Chef von Daimler Buses, ist gerade in Madrid. Dort findet an der Rennstrecke Jarama eine Veranstaltung rund um Fahrsicherheit statt. In der geschärften Strategie, die Oberwörder von der spanischen Hauptstadt aus auf einer Videokonferenz vorstellt, geht es weniger um Fahrsicherheit. Dafür um höhere Wettbewerbsfähigkeit. Die Punkte im Einzelnen:

Die neuen Ziele

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben bereits Marktführer in all seinen globalen Kernmärkten - und möchte diese Position bis zum Jahr 2030 ausbauen. Daimler Buses peilt zudem bis zum Ende des Jahrzehnts „unter günstigen Marktbedingungen“ eine bereinigte Umsatzrendite von neun Prozent an. Bereits ab 2025 plant Daimler Buses, acht Prozent zu erreichen. Die Kennzahl zeigt das Verhältnis des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) zum Umsatz. Auch unter einem weniger idealen Marktumfeld soll das Tochterunternehmen von Daimler Truck profitabler werden. Was Daimler Buses vorhat, ist ehrgeizig: 2023 lag die bereinigte Umsatzrendite bei 4,7 Prozent.

Busverkehr soll wachsen

Der Markt für Busse ist nach Ansicht von Oberwörder nach einem Knick während der Corona-Pandemie zurück in der Spur. „Die Krise ist jetzt vorbei. Wir sind zurück, das Geschäft ist zurück.“ In deutlichen Worten spricht der Manager von einer „Dekade des Busses“. Der öffentliche Nahverkehr mit Stadtbussen soll der stärkste Treiber sein. Dass anhaltende Streiks viel Vertrauen der Fahrgäste gekostet haben und kosten, sieht Oberwörder eher als Momentaufnahme. Er ist überzeugt: Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Verkehrsmitteln steige kontinuierlich. Und zwar durch strenge Vorgaben der EU, nach denen Diesel-Antriebe aus den Innenstädten verbannt werden.

ARCHIV - 05.03.2018, Baden-Württemberg, Stuttgart: Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses, schaut nach der Jahres-Pressekonferenz Daimler Buses in die Kamera. (zu dpa: «Daimler-Buses-Chef: «Die Krise ist jetzt vorbei»») Foto: Marijan Murat/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa

Mindestens 90 Prozent aller Stadtbus-Neuanschaffungen eines Flottenbetreibers müssen ab 2030 aus lokal CO2-neutralen Fahrzeugen bestehen. Das Segment der Überland- und Reisebusse soll ab 2030 45 Prozent weniger CO2 ausstoßen. Das erzeuge „einen gewissen Druck“ bei der Kundschaft. Zur Wahrheit gehört: Der Optimismus von Oberwörder passt noch nicht zu den wirklichen Absatzzahlen. So verkaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr zwar rund 500 eCitaros - geplant waren allerdings zwischen 600 und 650 Modelle.

Mehr Synergien nutzen

Batterie-elektrisch angetriebene Stadtbusse wie der eCitaro werden im Mannheimer Werk bereits seit 2018 in Serie gefertigt. Ab Mitte der Dekade folgen E-Überlandbusse und bis 2030 elektrifizierte Reisebusse. Auch die Produktentwicklung soll ihren Beitrag dazu leisten, dass Daimler Buses künftig profitabler wirtschaftet: Dafür sollen sich Elektrobusse zukünftig verstärkt den Antriebsstrang, Komponenten und Technologien - wo immer möglich - mit den elektrisch angetriebenen Lastwagen des Daimler-Truck-Konzerns teilen. Mehr Details dazu will das Unternehmen Ende des Jahres nennen.

Service, Service, Service

Daimler Buses hat seit Mai 2023 eine neue 100-prozentige Tochtergesellschaft: Daimler Buses Solutions. Sie soll Verkehrsbetrieben bei der Konzeption und dem Aufbau einer Infrastruktur für Elektrofahrzeuge helfen. Auch dieses Geschäft wird nun ausgebaut, um die Absatzzahlen der E-Busse zu steigern. Dazu gehört ein dichtes Werkstattnetz, das eine schnelle Instandsetzung von Unfall- oder Pannenfahrzeugen gewährleisten soll. Ersatzteile sollen zudem mithilfe von 3D-Druck-Verfahren besser verfügbar sein.

Unterstützung durch KI

Daimler Buses will digitale Services vorantreiben und dabei auf neueste Analyse-Werkzeuge und Künstliche Intelligenz (KI) zurückgreifen. Das Unternehmen wird zum Beispiel über alle Baureihen hinweg von seinen Bussen „digitale Zwillinge“ erstellen. Anders gesagt: Künftig produzierte Busse werden komplett digitalisiert. So können noch schneller Verschleißteile oder im Schadensfall Ersatzteile identifiziert werden.

Darüber hinaus soll flächendeckend in der Produktion der digitale Busaufbau zum Einsatz kommen. Hier werden alle Komponenten der jeweiligen Baureihen in der korrekten Montagereihenfolge vorab digital am Computer zusammengesetzt und die einzelnen Prozessschritte analysiert. So kann im Vorfeld der Montageablauf optimiert und späteres Nachbessern vermieden werden.

Zukunftsbild für Mannheim

Ab dem Jahr 2028 wird der Rohbau (Karosseriebau) komplett am tschechischen Standort Holysov gefertigt. An der Verlagerung aus Mannheim ist nicht zu rütteln, ohnehin wird sie schon Schritt für Schritt umgesetzt. Nach früheren Angaben sind davon 650 Beschäftigte betroffen. Sie sollen bestenfalls weiterqualifiziert werden und in anderen Abteilungen arbeiten. Denn Mannheim mit insgesamt rund 3000 Beschäftigten soll künftig das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse werden. Oberwörder hebt hervor, dass nun, durch die geschärfte Strategie, kein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen geplant sei. Nach der jüngsten Vereinbarung sind betriebsbedingte Kündigungen ohnehin bis zum Jahr 2033 ausgeschlossen.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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