Mannheim. Die Finanzämter in Baden-Württemberg sind schneller geworden. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Umfrage des Steuerzahlerbundes. Demnach brauchten die Finanzbeamten im vergangenen Jahr für die Bearbeitung der Einkommensteuererklärungen 2023 durchschnittlich 41 Tage. Damit verbesserten sich die Steuerbehörden im Ranking der Bundesländer vom letzten auf den vierten Platz. 2023 lag die Bearbeitungszeit noch bei 54 Tagen.
„Die Verkürzung der durchschnittlichen Bearbeitungszeit um gleich 13 Tage ist für die baden-württembergischen Steuerzahler eine gute Nachricht“, sagte der Landesvorsitzende Eike Möller. Allerdings sollten die Finanzbeamten auch in den nächsten Jahren nicht nachlassen, sondern das gute Ergebnis bestätigen und darüber hinaus an einer weiteren Verbesserung arbeiten.
Thüringen im Länderranking auf Platz eins
Die Umfrage des Verbands bezieht sich auf Steuererklärungen, die bis Ende des Jahres 2024 für den Veranlagungszeitraum 2023 abgegeben wurden. An der Spitze der Rangliste stehen die Finanzämter in Thüringen, die im Schnitt 39 Tage für eine Steuererklärung brauchten, gefolgt von den Finanzämtern in Sachsen-Anhalt (39,7 Tage) und Hamburg (40,6). Rheinland-Pfalz (43) und Hessen (44,30) belegen die Plätze sechs und sieben. Nach Angaben des Steuerzahlerbundes waren in den meisten Bundesländern die Beamten schneller im Vergleich zum Vorjahr, die im Südwesten forcierten das Tempo aber am höchsten. In Rheinland-Pfalz sank die Bearbeitungszeit um 1,5 Tage, in Hessen waren es 6,5 Tage.
Auch bei der Bearbeitung der Steuererklärungen von Arbeitnehmern, die weniger aufwendig sind, steigerten sich Baden-Württembergs Finanzämter deutlich und benötigten durchschnittlich nur noch 38 Tage. Im Vorjahr waren es hier 51 gewesen. Im Länder-Ranking bedeutet dies einen Sprung aus dem Tabellenkeller auf den mit Rheinland-Pfalz geteilten zweiten Platz. Nur Thüringen war hier mit 35,2 Tagen noch schneller. Hessen (44,6) landetet auf dem elften Platz.
Weniger Grundsteuererklärungen in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr
Nach Angaben der Finanzverwaltung Baden-Württemberg liegt der Hauptgrund für die verkürzte Bearbeitungszeit darin, dass im vergangenen Jahr die zusätzliche Arbeit bei den Grundsteuererklärungen sowie für die Abwicklung der Energiepreispauschale des Bundes deutlich zurückgegangen ist. Hinzu kommt sicherlich die in vielen Bundesländern erneut gestiegene Quote der vollständig automationsgestützt bearbeiteten Erklärungen. Sie kletterte deutschlandweit im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr von damals 20,5 Prozent auf jetzt 22 Prozent.
Im Falle eines sogenannten „Autofalls“ wurde der Bescheid bereits nach 10-14 Arbeitstagen versandt. In Baden-Württemberg ist die Zahl der sogenannten „Autofälle“ zwar von 17,2 Prozent auf jetzt 20,1 Prozent angestiegen, in diesem Ranking bleibt man damit in den unteren Regionen und landet vor Bayern auf dem vorletzten Rang. „Bei der vollautomatischen Bearbeitung hat das Land eindeutig noch Luft nach oben“, sagt Eike Möller vom Steuerzahlerbund.
Die Anzahl der zu bearbeitenden Steuerfälle steigt in Baden-Württemberg Jahr für Jahr, so wurden 2024 insgesamt 4,6 Millionen Einkommensteuererklärungen bearbeitet, 2023 waren es 100.000 weniger gewesen. Gleichzeitig wird das Steuerrecht stets komplizierter. „Durch Steuervereinfachungen und Pauschalen sollten Steuererklärungen entbehrlich oder zumindest weniger kompliziert und damit schneller zu bearbeiten sein“, fordert Möller ein Umdenken der Politik.
Mögliche Verbesserungen sowohl für die Steuerzahler als auch für die Finanzbeamten sieht Möller zudem in einer vorausgefüllten kurzen Steuererklärung für Rentner sowie in einer Erhöhung der Nutzerfreundlichkeit beim Onlineportal Elster.
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