Kommentar Ärgerlich: Sparkassen zahlen weiter nur Mini-Zinsen

Auch in Baden-Württemberg haben die 50 Sparkassen 2024 einen satten Gewinn kassiert. Warum bekommen die Kunden aber so wenig Zinsen bekommen, kritisiert Walter Serif.

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Walter Serif
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Mannheim. Die Sparkassen in Deutschland machen satte Gewinne und brauchen sich deshalb vor der privaten Konkurrenz wie der Deutschen Bank und der Commerzbank nicht zu verstecken. Das liegt aber nicht nur an der Geschäftstüchtigkeit der öffentlich-rechtlichen Institute, von denen es allein in Baden-Württemberg 50 gibt. Ein nicht geringer Teil ihrer Gewinne speist sich auch daraus, dass die zahlreichen Kundinnen und Kunden seit Jahr und Tag nur magere Zinsen bekommen.

Die Begründung, dass der Service - also die viele Filialen und Geldautomaten - seinen Preis hat, überzeugt die Kritiker wenig. Das gilt auch für das Argument, dass sich die Sparkassen am Gemeinwohl orientieren und deshalb ja mit den privaten Banken nicht vergleichbar seien. Es stimmt: Viele Vereine, Initiativen und soziale Einrichtungen profitieren vom gesellschaftlichen Engagement der Sparkassen. In Baden-Württemberg sind da im vergangenen Jahr immerhin 65 Millionen Euro zusammengekommen. Aber ein wenig dick tragen die Sparkassen da schon auf.

Die Bürgerbewegung Finanzwende - gegründet vom ehemaligen Mannheimer Grünen-Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick - zweifelt jedenfalls das aufpolierte Image der Sparkassen an und spricht von einer „verschleierten Macht“. Finanzwende kritisiert die zu hohen Gehälter einzelner Vorstände, wirft den Sparkassen Abzocke von Kunden durch teure Zertifikate vor und moniert natürlich auch die mageren Zinsen. Wer die Begriffe „Sparkassen“ und „Gerichte“ googelt, stößt immer wieder auf Urteile zugunsten der Verbraucher. Erst kürzlich erklärte der Bundesgerichtshof die Praxis der Negativzinsen für Guthaben auf Tagesgeld und Sparkonten für unwirksam - auch Sparkassen haben diese neben anderen Banken erhoben.

Damit nicht der falsche Eindruck entsteht: Natürlich dürfen die Sparkassen Gewinne erzielen. Aber sie sollten sich dann auch ehrlich machen und nicht den Eindruck erwecken, sie seien soziale Einrichtungen. Und das mit den Mini-Zinsen auf den Konten - da verhält es sich übrigens bei den Genossenschaftsbanken ähnlich - kann so nichts weitergehen. Es ist nun einmal so, dass vor allem ältere Menschen aus Bequemlichkeit lieber ihr Geld auf dem Girokonto oder Sparbuch parken und nicht in Aktien oder langfristige Festgeldanlagen investieren. Davon profitieren die Sparkassen. Bei allen Vergleichsportalen schneiden sie jedenfalls nicht sonderlich gut ab. Nur ein Beispiel: Der Berliner Neobroker Trade Republic zahlt auch auf Tagesgeld einen Zins, der sich an dem der Europäischen Zentralbank orientiert. Gegenwärtig sind das 2,75 Prozent.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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