Wiesloch. Der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen kommt mit dem geplanten Stellenabbau am Stammsitz Wiesloch voran: „Mittlerweile haben wir etwas über 80 Prozent in der Umsetzung der Maßnahmen erreicht“, sagte Vertriebs- und Technikvorstand David Schmedding am Donnerstag bei Veröffentlichung der Quartalsbilanz. Man sei „guter Dinge, im Laufe der nächsten Wochen und Monate“ am Ziel anzukommen.
Insgesamt will Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch rund 450 Stellen sozialverträglich abbauen, insbesondere über Altersteilzeitprogramme. Ende Juni arbeiteten am Standort noch 3.844 Menschen und damit 221 weniger als vor einem Jahr.
Der Abbau ist Teil eines Sparprogramms, das Konzernvorstand Jürgen Otto dem Maschinenbauer kurz nach seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr verordnet hatte. Es soll das Unternehmen profitabler aufstellen. Mit den Arbeitnehmervertretern hat Otto vereinbart, die Personalkosten innerhalb der nächsten drei Jahre um 100 Millionen Euro zu senken.
Verteidigungsdeal soll Auslastung in Wiesloch sichern
In den Zahlen zum ersten Quartal zeigen die Maßnahmen Schmedding zufolge bereits Wirkung. So verbesserte sich die bereinigte EBITDA-Marge, eine Profitabilitätskennziffer, auf 4,4 Prozent. Im Vorjahreszeitraum war die EBITDA-Marge, die das Ergebnis ins Verhältnis zum Umsatz setzt, wegen eines Quartalsverlusts noch negativ gewesen. Auch der Umsatz verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal: Er lag mit 466 Millionen Euro um 16 Prozent höher.
Die Fabrik in Wiesloch sei ausgelastet „bis weit in dieses Kalenderjahr hinein“, sagte Vorstandsmitglied Schmedding. Zusätzliche Arbeit für das Werk verspricht sich Heidelberger Druckmaschinen durch neue Geschäftsfelder: So hatte das Unternehmen Anfang der Woche eine strategische Partnerschaft mit dem norddeutschen Verteidigungsspezialisten Vincorion bekanntgegeben. Sie sieht vor, dass in Wiesloch künftig Komponenten für Stromgeneratoren von Vincorion gebaut werden sollen, die für den Einsatz in Militärcamps gedacht sind. Das Defence-Projekt soll von der bestehenden Belegschaft in Wiesloch gestemmt werden und „eine vernünftige Auslastung neben der Druckmaschine auch zukünftig sichern.“
Heidelberger Druckmaschinen: Werden Zölle an US-Kunden weitergeben
Zum Anfang der Woche bekanntgewordenen Zoll-Deal zwischen der EU und den USA sagte Schmedding, grundsätzlich sei die dadurch erzielte Planungssicherheit erst einmal positiv. Der Maschinenbauer habe mit seinen Kunden vertraglich klar geregelt, dass diese eventuelle Zoll-Aufschläge selbst tragen müssten. „Trotzdem: 15 Prozent, das ist natürlich ein Wort, auch für unsere Kunden.“
Schmedding zufolge sind die USA einer der größten Verpackungsdruckmärkte weltweit, Heidelberger Druckmaschinen macht dort insgesamt knapp 20 Prozent seines Umsatzes. Allerdings entfalle nur die Hälfte davon auf das Geschäft mit neuen Maschinen und sei entsprechend von den neuen Zöllen betroffen. Die andere Hälfte werde durch Umsätze vor Ort erwirtschaftet, beispielsweise für Verbrauchsmaterialien oder Serviceleistungen. Gleichzeitig gebe es in den USA keinen nationalen Anbieter für vergleichbare Druckmaschinen, so dass Kunden vor Ort faktisch keine Alternative zu Import-Produkten hätten.
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