Bilanz - Weinheimer Mischkonzern verzeichnet Einbußen im Automobilgeschäft, wächst dafür aber bei den Reinigungsprodukten

Bilanz 2020 - Weinheimer Mischkonzern Freudenberg trotzt der Krise

Von 
Carsten Propp
Lesedauer: 
Am Freudenberg-Stammsitz in Weinheim sind aktuell mehr als 4100 Mitarbeiter beschäftigt. © Freudenberg

Weinheim. Der Weinheimer Mischkonzern Freudenberg hat das erste Corona-Jahr besser überstanden als erwartet. Das geht aus der Bilanz für 2020 hervor, die das Unternehmen am Dienstag präsentierte. Zwar sorgte die Pandemie auch bei Freudenberg im Vergleich zu 2019 für Rückgänge bei Umsatz und Betriebsergebnis – aber insgesamt ist Weinheims größer Arbeitgeber bisher gut durch die Krise gekommen.

Normalerweise präsentiert der Vorstand die Bilanz bei einer Pressekonferenz im Hermannshof in Weinheim. Pandemie-bedingt verzichtete das Unternehmen in diesem Jahr darauf. Vorstandsvorsitzender Mohsen Sohi stand aber für Fragen der Journalisten in Video-Meetings zur Verfügung. Dabei schaltete er sich aus den USA zu. „Für Freudenberg waren die vergangenen zwölf Monate außergewöhnlich anspruchsvoll und herausfordernd“, erklärte Sohi.

Neben einem strikten Kostenmanagement habe die deutliche Entspannung des wirtschaftlichen Umfelds mit Beginn des vierten Quartals 2020 geholfen. Dabei machte Sohi keinen Hehl daraus, dass er über diese Entwicklung „sehr erleichtert“ ist. Denn noch im Juli 2020 hatte er mit einem Umsatzrückgang von bis zu 15 Prozent gerechnet.

Investitionen in Elektromobilität

Interessant ist aber auch ein anderer Vergleich: Als unmittelbare Folge der Finanzkrise musste Freudenberg 2009 einen Umsatzrückgang von knapp 17 Prozent und einen Verlust in Höhe von 250 Millionen Euro ausweisen. Die Folgen der Corona-Krise sind dagegen bisher deutlich weniger dramatisch. So erzielte Freudenberg 2020 trotz der Corona-Pandemie ein positives Betriebsergebnis von 670 Millionen Euro.

Während der Umsatzanteil des Automobilgeschäfts von 44 auf 40 Prozent zurückging und auch die Bereiche Maschinenbau und Textilindustrie Federn lassen mussten, stieg die Nachfrage nach Medizinprodukten (Freudenberg Medical). Der Umsatzanteil des Endverbrauchergeschäfts verbesserte sich sogar von zehn auf zwölf Prozent. In diesem Bereich erzielte die Geschäftsgruppe Haushaltsreinigungsartikel und Wäschepflegeprodukte (Freudenberg Home and Cleaning Solutions) – zu der unter anderem die Marke Vileda gehört – im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Milliarde Euro Umsatz.

Dennoch investiert der Weinheimer Konzern weiterhin auch in den Automobilsektor. Elektromobilität sei – neben der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit – einer der strategischen Schwerpunkte. „Das Auto war und ist wichtig für Freudenberg und wird es auch in Zukunft sein“, betonte Sohi. Ferner sei man dabei, die Systemkompetenz im Bereich Brennstoffzelle auszubauen. Dabei habe man vor allem den Markt für Busse und Trucks, aber auch für die Schifffahrt im Blick.

Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Bernd Egner, kommentierte die Bilanz für das Jahr 2020 so: „Einerseits sind wir erfreut, dass Freudenberg bisher so gut durch die Corona-Krise gekommen ist. Andererseits erwarten wir – auch mit Blick auf den geplanten Stellenabbau bei den Einlagevliesstoffen (Freudenberg Performance Materials Apparel) in Weinheim –, dass der Vorstand die Beschäftigten vor Entlassungen schützt.“

Vorstandschef Sohi erklärte dazu, dass es im Textilgeschäft ein strukturelles Problem gebe, auf welches das Management reagieren müsse. Aber man werde alles tun, um in den Gesprächen mit dem Apparel-Betriebsrat zu einer „einvernehmlichen Lösung“ zu kommen.

Mehr Beschäftigte in Deutschland

Deutschlandweit ist die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahr von 11 398 auf 11 625 sogar leicht gestiegen. Davon profitierte zum Beispiel der Standort Kaiserslautern, an dem 711 Menschen fürFreudenberg arbeiten (plus 110). Am Stammsitz in Weinheim sank dagegen die Beschäftigtenzahl um 184 auf 4145, am Standort Reichelsheim um 14 auf 545.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen