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Energiekosten geben Mannheimer Industriekonzern Bilfinger Auftrieb

Nahezu jeder fürchtet sich derzeit vor den hohen Energiekosten - dem Mannheimer Industriekonzern Bilfinger haben sie im zweiten Quartal eine hohe Nachfrage beschert. Und das Unternehmen sieht weiteres Wachstumspotenzial

Von 
Christian Schall
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Ein Industriekletterer von Bilfinger wartet eine Offshore-Anlage. © Bilfinger

Mannheim. Nahezu jeder fürchtet sich derzeit vor den hohen Energiekosten – dem Mannheimer Industriekonzern Bilfinger haben sie im abgelaufenen Quartal eine hohe Nachfrage beschert. Umsatz und Ergebnis legten gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich zu. „Im zweiten Quartal haben wir dank eines positiven Marktumfelds und der guten Leistung unserer Mitarbeitenden eine solide Performance gezeigt“, sagte Vorstandschef Thomas Schulz am Donnerstag in einer Telefonkonferenz anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen.

Das Marktumfeld ist schwierig. Corona-Pandemie, hohe Inflation, eine mögliche Energieknappheit und Probleme in den weltweiten Lieferketten sind die großen Herausforderungen für Unternehmen. Auf die Kunden Bilfingers steige der Druck, ihre Anlagen effizienter und nachhaltiger zu machen. Darin sieht Schulz eine große Chance für den Mannheimer Konzern, an dessen Spitze er seit 1. März steht. „Insbesondere im Energiesektor sind Entscheidungen und Investitionen der öffentlichen Hand sowie bei unseren Kunden erforderlich, unter anderem, um die Energie- und Gasversorgung bezahlbar und unabhängig von Russland zu machen.“

Von dem Markt, nämlich bestehende Anlagen zu verbessern und effizienter zu gestalten sowie mit neuer Technik Anlagen zu bauen, verspricht sich Schulz „nachhaltiges, profitables Wachstum“. Dafür hat Bilfinger im Juli ein internes Expertenteam eingesetzt, das bis spätestens Februar eine Strategie weiterentwickeln soll, um in den relevanten Märkten die Nummer 1 für Effizienz und Nachhaltigkeit zu werden. In Teilen des Unternehmens habe man die Position schon heute. „Unsere Ambition ist, dies mittel- bis langfristig in allen Bereichen, die mit Effizienz- und Nachhaltigkeitsverbesserungen zu tun haben, zu erreichen“, erklärte Schulz.

Aus Fernwärme wird Fernkälte

Obwohl viel über neue Energien wie Wasserstoff oder Biogas gesprochen werde, müsse weltweit die bestehende Infrastruktur für Energieträger wie Gas weiterentwickelt werden, so Schulz. Wenn Gas nicht mehr aus Russland, sondern aus anderen Regionen komme, müssten Anlagen technisch angepasst werden, weil sich Gas je nach Regionen der Erde unterscheide. Hierfür habe Bilfinger eine Kernposition.

In München beispielsweise werde ein Fernwärme- in ein Fernkältenetz umgewandelt, über das sich dann Bürogebäude kühlen ließen. So könnten bis zu 70 Prozent CO2 gegenüber bisherigen Kühlungssystemen eingespart werden. Hierfür plant und installiert Bilfinger die Anlagentechnik für die neue Fernkältezentrale. Große Investitionen im Zusammenhang mit CO2-Reduzierung und Batterien erwartet das Unternehmen im Bereich Chemie und Petrochemie, der 30 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht.

Im zweiten Quartal legte Bilfinger beim Umsatz im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 1,08 Milliarden Euro zu. Der Auftragseingang verbesserte sich in allen Segmenten und stieg um vier Prozent auf 1,11 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis steigerte sich um 46 Prozent auf 19 (Vorjahr 13) Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr bestätigt Bilfinger den Ausblick und rechnet mit einem deutlich höheren Umsatz (Vorjahr 3,7 Milliarden Euro) und operativem Ergebnis (2021: 121 Millionen Euro). Das Konzernergebnis werde dagegen deutlich geringer ausfallen. Im vergangenen Jahr hatte Bilfinger von Sondereinflüssen im Ergebnis und von Steuererstattungen profitiert. Die im SDax gehandelte Aktie gab am Donnerstag nach und lag zwischenzeitlich mehr als sechs Prozent im Minus.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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