Autos im Test

XPeng G6: Ein Meister an der Ladesäule

Der chinesische Hersteller XPeng bietet mit dem G6 ein interessantes und preislich attraktives SUV-Coupé. Vor allem das Energiemanagement ist überzeugend.

Von 
Christian Schall
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Mit einem Radstand von 2,89 Metern bietet der XPeng G6 viel Platz und Beinfreiheit. © XPeng

Wenn Passanten etwas ungläubig ein vorbeifahrendes Auto mustern, dann hat es meist ein auffälliges Merkmal. Im konkreten Fall des Testwagens kann es nicht an der weißen Lackierung gelegen haben, die ist allgegenwärtig. Laute Motorengeräusche scheiden ebenfalls aus, weil es ein Elektrofahrzeug ist. Bleibt eigentlich nur die Marke. Dann ist höchstwahrscheinlich ein – weitgehend unbekannter – chinesischer Hersteller im Spiel, und so ist es auch: XPeng.

Der Name des 2014 als Softwarehersteller gegründeten Unternehmens leitet sich aus der Kurzform des Vornamens des Vorstandsvorsitzenden ab: Xiaopeng He. Im Frühjahr 2024 ging XPeng in Deutschland an den Start und bietet inzwischen drei Modelle an: ein großes SUV (G9), eine Limousine (P7) und ein SUV-Coupé (G6).

XPeng G6 RWD Long Range

Motor: Permanent Magnet Synchronous-Motor

Leistung: 210 kW / 286 PS

Batteriegröße: 87,5 kWh

Max. Drehmoment: 440 Nm

Antrieb: Heckantrieb, Ein-Gang-Automatik

Höchstgeschw.: 200 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 6,7 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 17,5 kWh / Testverbrauch: 18,5 kWh

Max. Ladeleistung: bis zu 280 kW (DC), 10 bis 80% in 20 Minuten

Reichweite: 570 km (lt. Hersteller)

Länge: 4.753mm, Breite: 1.920 mm, Höhe: 1.650 mm

Leergewicht: 2.025 kg

Kofferraum: 571 - 1.374 l

Preis: 47.600 Euro

Serienausstattung: 20 Zoll Räder, Zweizonen-Klimatisierung, digit. 10,2 Zoll Fahrerdisplay, 14,96 Zoll Zentralbildschirm, Vordersitze beheizt u. belüftet, Sitzheizung hinten, Navigationssystem, Panoramaglasdach, el. Heckklappe, Intelligentes Wärmemanagementsystem m. Wärmepumpe, automat. Ein- u. Ausparkhilfe m. 360 Grad Kamera, div. Assistenzsysteme. cs

Für den Test haben wir uns das SUV-Coupé G6 angesehen. Mit kuppelhafter Dachlinie, Heckspoiler und schmalen LED-Lichtsignaturen rollt der Wagen auf 20-Zöllern an.

Im Innenraum herrscht die Schlichtheit, die auch andere chinesische Hersteller wie Nio oder BYD bevorzugen. Die Verarbeitung ist tadellos, die meisten Oberflächen sind mit Kunstleder oder Stoff bezogen. Ein Handschuhfach gibt es nicht, dafür ein großes Fach zwischen Fahrer und Beifahrer.

Der Innenraum ist schlicht gestaltet. © XPeng

Die einzig vorhandenen Schalter sind die zum Öffnen und Schließen der Fenster. Dreh- und Angelpunkt ist ein knapp 15 Zoll großer Bildschirm in der Mitte, über den nahezu alle Funktionen gesteuert werden – der Softwarehersteller lässt grüßen. Das erfordert etwas Eingewöhnung, denn auch zum Verstellen der Außenspiegel muss die Funktion zunächst auf dem Schirm abgerufen werden, bevor die endgültige Position über die Lenkradtasten bestimmt wird. Es gibt aber ein Schnellwahlmenü für wichtige Funktionen. Löblich ist, dass penetrant bimmelnde Assistenten wie der Geschwindigkeitswarnton sich einfach abschalten lassen.

Das Platzangebot ist hervorragend, und zwar vorne wie hinten. Trotz eines Glasdaches und der coupéhaften Karosserie bleibt im Fond selbst großen Passagieren viel Luft über dem Scheitel. Auch die Beinfreiheit ist großzügig, so dass drei Erwachsene auf der Rückbank mühelos Platz finden. Die Sitze bieten einen hohen Komfort, lassen sich beheizen und vorne auch belüften. Ebenso üppig fällt der Gepäckraum aus, der mindestens 571 Liter fasst.

Die Fahrleistungen des Chinesen sind souverän. Über die hintere Achse angetrieben, geht es zügig, aber nicht übermütig voran. Bei Tempo 200 wird die E-Maschine abgeregelt. Das Fahrwerk ist straff ausgelegt, rollt eher unsanft ab und überträgt auf holprigen Pisten ein Poltern in den Innenraum.

Freude dagegen bereitet das Energiemanagement, das eine hohe Effizienz zeigt, auch während die Klimaanlage den Wagen kühlt. In der Stadt begnügt sich der Wagen mit zehn bis elf Kilowattstunden. Auf der Autobahn lassen sich längere Abschnitte mit Tempo 130 bis 140 zurücklegen, ohne, dass der Verbrauch extrem in die Höhe schnellt.

Der Kofferraum fasst üppige 571 Liter. © XPeng

Wenn nach rund 450 Kilometern nachgeladen werden muss, spielt der XPeng seine Stärke aus: Mit bis zu 280 kW (im Test immerhin 224 kW) zapft er den Strom aus der Säule und schafft so in zehn Minuten Nachschub für rund 200 Kilometer.

In der Preisliste des G6 herrscht Übersicht. Die Variante mit 66 kWh-Batterie kostet 43.600 Euro, mit dem größeren 87,5 kWh-Akku 47.600 Euro. Der Allradantrieb liegt noch einmal um 4.000 Euro höher. Da die Fahrzeuge vollausgestattet sind, erübrigen sich weitere Optionen. Lediglich für vier Außenlackierungen (800 Euro) und eine Anhängerkupplung (1160 Euro) ist ein Aufpreis zu zahlen. Obendrein gibt es sieben, für die Hochvoltbatterie acht Jahre Garantie – beides bis 160.000 Kilometer.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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