Rassig, sportlich und attraktiv - das schießt doch durch den Kopf, wenn man an Alfa Romeo denkt. Der betörend röchelnde Motorsound einer Giulia hallt noch in den Ohren. Doch auch der Autohersteller aus Turin, der seit 2021 zum Stellantis-Konzern gehört, kann sich der lautlosen E-Antriebe nicht verschließen und bringt nun sein erstes rein elektrisches Großserienfahrzeug auf den Markt, den Junior. Er ist unterhalb des Tonale positioniert, also ein kleiner SUV.
Über Schönheit lässt sich ja trefflich diskutieren, es gibt aber Autos, die auf Anhieb gefallen. Dazugehört auch der neue Alfa, der mit seinen schmalen Scheinwerfern und der selbstbewussten Schnauze die Blicke auf sich zieht. Und selbst von hinten kann er begeistern, erinnert das Heck - festhalten - doch an einen Maserati 3200 GT, der 1998 vorgestellt wurde.
Gebaut wird der Junior im polnischen Tychy, deshalb kam er auch zu seinem Namen - gesteuert von höchster Stelle. Die italienische Regierung hatte kurz nach Präsentation des Fahrzeuges, das ursprünglich Milano heißen sollte, mit juristischen Schritten gedroht, falls ein in Polen gebautes Modell einen italienischen Namen trage. Alfa knickte ein - und wählte den in der Historie des Herstellers durchaus positiv besetzten Namen Junior aus.
Unter der Hülle ist der Neue Teil einer Großfamilie und teilt sich den elektrischen Antriebsstrang mit Konzernbrüdern wie dem Opel Mokka, dem Jeep Avenger oder dem neuen Fiat 600e. AC-Laden ist mit maximal 7,4 kW möglich. Die DC-Ladeleistung beträgt maximal 100 kW, das heißt, in rund einer halben Stunde ist bis 80 Prozent geladen. 156 PS machen noch keinen Rennwagen, dennoch schiebt auch der Junior beeindruckend ansatzlos davon, wenn es denn sein muss. 150 km/h Höchstgeschwindigkeit sind nicht viel, im Blick auf die dann sehr schnell schmelzende Reichweite, wird sie aber auch nicht häufig genutzt. 19 kWh brauchten wir im Test.
Das Fahrwerk des Alfa ist ganz traditionell sportlich-straff ausgelegt, auch die Lenkung arbeitet sehr präzise. Das macht richtig Spaß, denn der Junior wird so zum munteren Kurvenräuber, der dank niedrigen Schwerpunkts eine sportwagenähnliche Handlichkeit an den Tag legt.
Wer zu viert im Junior auf große Fahrt gehen will, sollte sich natürlich darüber iim Klaren sein, dass es sich hier um einen Kleinwagen handelt. Vorne sind die Platzverhältnisse gut, die hohe Seitenlinie und die schmalen Scheiben vermitteln ein sportlich-gedrungenes Raumgefühl. Hinten, die Türgriffe sind traditionell in der C-Säule versteckt, sollten die Beine nicht zu lang sein. Die coupéähnliche Linie macht Sitzriesen in Sachen Kopffreiheit zu schaffen. Der Kofferraum präsentiert sich dagegen stattlich mit 400 bis 1.265 Litern (bei umgeklappten Rücksitzlehnen) an Ladevolumen. Zusätzlich bietet der Junior einen Frunk unter der vorderen Haube, in dem das Ladekabel verstaut werden kann.
Alfa Romeo Junior Elettrica Speciale
Motor: Hybrid-Synchronmotor; 400 Volt
Leistung: 115 kW / 156 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm; Batteriegröße: 54 kWh
Max. Reichweite: 410 km
Antrieb: Frontantrieb, Ein-Gang-Automatikgetriebe
Höchstgeschw.: 150 km/h
Beschleunigung: 9 Sekunden von 0-100 km/h
Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 15,5 kWh Testverbrauch: 19 kWh
DC-Ladezeit (10–80 %) 100 kW: 27 Minuten
Länge: 4.173 mm, Breite: 1.981 mm, Höhe: 1.533 mm
Kofferraum: 400 – 1.265 l
Leergewicht: 1.545 kg
Preis: 41.500 Euro
Serienausstattung: 18-Zoll- LM-Felgen, Navigationssystem, 180-Grad-Rückfahrkamera, el. Heckklappe, Keyless Entry, Sportlenkrad, Sportpedale, Sitze in Stoff-Kunstleder, vorne beheizbar, Voll-LED-Scheinwerfer, Klimaautomatik,Hi-Fi-Audiosystem, digitales Cockpit, zahlreiche Assistenzsysteme. se
Die Sportsitze und das Lenkrad mit Leder und Alcantara vermitteln Hochwertigkeit, die der Einsatz von viel Hartplastik etwas trübt. Nicht aber den Gesamteindruck. Der getestete Junior Speciale ist bestens ausgestattet, ein regelrechter Hingucker und eine nette Alternative im Einheitsbrei der E-Mobile. Den Alfa Romeo Junior gibt es auch als Hybrid-Variante ab 29.950 Euro. Rassig, sportlich, attraktiv.
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