Im Test

Viel Platz für die Familie

Kompaktes Elektromodell Mercedes EQB bietet optional dritte Sitzreihe und kann damit bis zu sieben Insassen befördern – viel Ausstattung, aber hoher Preis

Von 
Christian Schall
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Mannheim. Bei der Konstruktion von Elektroautos wird meist großen Wert auf die Aerodynamik gelegt. Es geht darum, hohe Reichweiten zu erzielen, und da spielt ein optimierter Luftwiderstand eine große Rolle. Auf den ersten Blick passt der Mercedes EQB so gar nicht in dieses Anforderungsprofil. Denn seine Silhouette erinnert ein wenig an die kantige G-Klasse, wenn auch die Ecken etwas abgerundeter sind. Doch der sehr gute Cw-Wert von 0,28 sagt etwas anderes. Die Schwaben haben den Wagen unter anderem mit strömungsgünstiger Front- und Heckschürze und einem sehr glatten, nahezu vollständig geschlossenen Unterboden aerodynamisch optimiert.

Mit seinem Allradantrieb ist der EQB auch geländetauglich. Dieses rustikale Attribut wurde bei der Gestaltung des Innenraums aufgenommen. Alu-Elemente zieren das Lenkrad, die triebwerkähnlichen Lüftungsdüsen, Türgriffe und die Armaturentafel der Beifahrerseite.

Segeln oder rekuperieren

Mercedes-Benz EQB 350 4MATIC

Motor: Zwei Elektromotoren

Leistung: 215 kW / 292 PS

Batteriegröße: 66,5 kWh

Max. Drehmoment: 520 Nm

Antrieb: Allradantrieb, Ein-Gang-Automatik

Höchstgeschw.: 160 km/h

Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 6,2 Sekunden

Verbrauch pro 100 Kilometer (Werksangaben/WLTP): 19,4 kWh / Testverbrauch: 21,4 kWh

Reichweite: 419 km (lt. Hersteller)

Länge: 4684 mm, Breite: 1834 mm, Höhe: 1701 mm

Leergewicht: 2175 kg

Kofferraumvolumen: 495-1710 l

Preis: 58 197 Euro

Serienausstattung: 18 Zoll LM-Räder, Leder-Multifunktions-Sportlenkrad, LED-Scheinwerfer, Alu-Dachreling, Klimaautomatik, Komfortsitze, klappbare Sitzlehnen im Fond, Rückfahrkamera, Ambientebeleuchtung, Navigation, Multimediasystem, Tempomat, Mode 3-Ladekabel, Komfortfahrwerk mit Tieferlegung, versch. Assistenzsysteme. cs

Die beiden Elektroaggregate an Vorder- und Hinterachse liefern einen kräftigen Schub an Beschleunigung. Danach kann der Fahrer selbst entscheiden, ob er weitgehend widerstandsfrei segeln – also gleiten, ohne die Bewegungsenergie zu bremsen – oder rekuperieren und die Energie in Strom umwandeln möchte. Über Schaltwippen am Lenkrad kann er die verschiedenen Stufen wählen. Alternativ überlässt er das dem Eco-Assistenten, der die Fahrsituation vorausschauend berechnet.

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Das Fahrverhalten lässt sich außerdem über drei Fahrmodi bestimmen. Etwas träge sind Antritt und Beschleunigung im Eco-Modus. Doch diese Fahrstufe soll ja schließlich dabei helfen, Energie nicht zu verschwenden. Die reicht bei vollem Akku für 400 Kilometer – wenn man wirtschaftlich fährt und es mit den Komfortfunktionen bei Heizung oder Klimaanlage nicht übertreibt.

Ein ganz anderes Gesicht zeigt der EQB beim Wechsel in den Sport-Modus. Obwohl der Wagen bauartbedingt mit hohem Aufbau eigentlich nicht dafür gemacht ist, ihn durch Kurven zu jagen, gibt er sich dabei sehr dynamisch. Es gibt eine Extra-Portion Beschleunigung, und auch das Segeln gelingt besser. Dass der Fahrspaß auf Kosten der Reichweite geht, versteht sich von selbst.

Wenn man das Modell in die Kompaktklasse eingruppiert, wie Mercedes das macht, dann bietet der Wagen für diese Kategorie ordentlich Platz. Egal, ob vorne oder hinten, die Bein- und Kopffreiheit ist großzügig. Zudem bietet die erhöhte Sitzposition eine gute Übersicht/Rundumsicht. Im Fond könnten sich große Passagiere allenfalls am Aufstellwinkel der Beine stören, weil der Boden wegen der darunter verbauten Batterie höher liegt. Doch Grund zum Klagen ist das eigentlich nicht. Ansonsten gibt es viel Platz zum Dach hin und zu den Rücklehnen der Vordersitze, selbst, wenn dort Großgewachsene Platz nehmen.

Und die Sitzposition hinten ist ungewöhnlich variabel: Über eine Schlaufe lässt sich die Rückenlehne serienmäßig in mehreren Stufen verstellen. Gegen 429 Euro Aufpreis kann auch die Rückbank um 14 Zentimeter verschoben werden, etwa, wenn mehr Platz im Gepäckraum benötigt wird. Oder, wenn dort zwei weitere Passagiere unterkommen sollen. Denn der EQB kann, ebenfalls gegen Aufpreis (1416 Euro), bis zu sieben Personen befördern – eine Besonderheit in dieser Klasse. Weil die zwei Sitze der dritten Reihe allerdings nur bis 1,65 Meter Körpergröße zugelassen sind, kann dort nur der Nachwuchs Platz nehmen.

Ob Großfamilie oder nur ein Fahrer – die Reise im EQB ist sehr komfortabel und außergewöhnlich leise. Allerdings auch nicht ganz günstig: Zwar verfügt der Wagen über eine recht ordentliche Serienausstattung, doch die Baureihe startet erst bei 52 550 Euro für den EQB 250 mit 190 PS und 471 Kilometer Reichweite.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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