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Netflix-Serie "The Crown" kramt alte Skandale des neuen Königs aus

Die fünfte Staffel von „The Crown“ wird im November bei Netflix ausgestrahlt. Und das kann Charles III. massiv schaden. Bereits jetzt gibt es erhitzte Diskussionen

Von 
Oliver Stöwing
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Diana (Elizabeth Debicki) leidet unter der Gefühlskälte ihres Gatten Charles (Dominic West) und der Queen (Imelda Staunton). © Netflix

Berlin. Schloss Windsor steht in Flammen – so beginnt der Trailer für die fünfte Staffel der Serie „The Crown“, die am 9. November bei Netflix startet. Erhitzte Diskussionen gibt es schon jetzt über die neuen Folgen der Saga um das britische Königshaus.

Dass die neue Staffel zufällig zeitgleich mit dem Queen-Tod und dem dadurch gesteigerten Interesse am Königshaus sendefertig ist, bedeutet für die Netflix-Bosse einen Segen: Nach der Pandemie war das Unternehmen ins Straucheln geraten. Große Hoffnungen setzten die Kalifornier deshalb auf „The Crown“. Budget für Produktion und Marketing wurden erhöht – doch der Queen-Tod beschert den Machern nun unbezahlbare Aufmerksamkeit. Aber auch harte Kritik, noch bevor die erste Folge angelaufen ist.

Ehemaliger Premierminister kritisiert durchgesickerte Szenen als "bösartigen Unsinn"

So erzürnte sich Judi Dench (87, „M“ aus den James-Bond-Filmen) darüber, wie negativ Charles dargestellt werde. Die Oscar-Preisträgerin forderte, Netflix solle kennzeichnen, dass es sich bei „The Crown“ um Fiktion handele – „für eine leidtragende Familie und Nation, als Zeichen des Respekts gegenüber einer Königin, die ihrem Land pflichtbewusst 70 Jahre lang gedient hat, und um den eigenen Ruf beim britischen Publikum zu erhalten“.

Frisch im Amt: König Charles III. und Camilla. © Andrew Milligan/PA Wire/dpa

Zuvor hatte schon der ehemalige Premierminister Sir John Major (79) durchgesickerte Szenen als „bösartigen Unsinn“ kritisiert. So will Charles in der Serie seine Mutter stürzen, weil sie zu alt sei und den Draht zum Volk verloren habe. Ihre Erziehung sei so schlecht gewesen, „dass sie eine Gefängnisstrafe verdient hätte“. Der offizielle royale Biograf William Shawcross (76) warf dem britischen Chefautor Peter Morgan (59) vor, die verstorbene Königin zu verachten. Sein Drehbuch sei „abscheulich“.

Netflix reagierte: Die Serie sei immer schon als fiktionales Drama konzipiert. „Es ist eine Fantasie darüber, was hinter verschlossenen Türen passiert sein könnte in einem für die Royal Family bedeutenden Jahrzehnt, das bereits zahlreiche Historiker und Biografen unter die Lupe genommen haben“, sagte eine Sprecherin.

Prinz William findet Dramatisierung als "finanziellen Interessen" abstoßend

Selbst in den USA kocht die Debatte hoch. So stimmte Moderatorin Sara Haines (45) in der Talkshow von Whoopi Goldberg (66) der Kritik von Judi Dench zu: Netflix dürfe ungehindert Profit machen, indem es Unwahrheiten über real existierende Menschen verbreite. Komikerin Joy Behar (80) hielt dagegen, dass man mit „etwas Gehirn“ begreife, dass „The Crown“ keine Dokumentation sei und Dialoge wie Handlung erfunden seien. Dabei war die Wahrheit dramatisch genug: Prinzessin Diana, die im Fernsehen über ihre „Ehe zu dritt“ klagte, während Charles sich in ein Hygieneprodukt seiner Geliebten Camilla Parker Bowles hineinfantasierte – das waren nur zwei Skandale jener Ära, in der zu allem Überfluss tatsächlich noch Schloss Windsor brannte.

Die damals gleichfalls entfesselte britische Presse hatte ein entsprechendes Telefonat zwischen Charles und Camilla aus dem Jahr 1989 abgehört. Charles-Darsteller Dominic West erklärte „Entertainment Weekly“, dass „Tampon-Gate“ ein Thema der fünften Staffel sei. „Wenn man darauf zurückblickt und es spielen muss, ist man sich bewusst, dass die Schuld nicht bei diesen zwei Leuten lag, zwei Liebenden, die ein privates Gespräch führten“, sagte er. Was ihn abstoße, sei die „aufdringliche und widerliche“ Berichterstattung, „dass sie es wortwörtlich abdruckten“ und man sich den Mitschnitt anhören konnte.

Auch Prinz William soll laut „The Telegraph“ sehr deutlich gemacht haben, dass ihn die Dramatisierung der letzten Tage seiner Mutter Diana aus „finanziellen Interessen“ abstoße. Den Zwist mit seinem Bruder Harry hat die Serie nur vergrößert. Denn der steht nach Meinung des Thronfolgers im Kampf gegen die Geschäftemacherei auf der falschen Seite: Harry (38) und Ehefrau Meghan (41) sind selber bei Netflix unter Vertrag. Kurz nach der letzten „The Crown“-Folge soll eine Dokumentation über ihr Leben laufen.

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