Berlin. Er war der Junge mit der Gitarre: 2022 vertrat Malik Harris (25), gebürtiger Bayer, Deutschland mit seinem Song „Rockstars“ beim Eurovision Song Contest in Turin – und landete auf dem letzten Platz. Für viele wäre das ein Grund, mit sich zu hadern. Aber nicht für ihn, wie er im Interview berichtet. Der ESC findet in diesem Jahr in Liverpool statt. Bei dem Wettbewerb, dessen Finale in der M&S-Arena am Sonntag, 13. Mai, stattfindet, treten für Deutschland „Lord of the Lost“ an.
Wie hat sich Ihr Leben seit dem Eurovision Song Contest in Turin verändert?
Malik Harris: Wo soll ich anfangen? Ich hab ja vorher schon Musik gemacht, aber durch den ESC ist das alles noch mal eine Ebene hoch gegangen. Da war der letzte Platz fast ein Segen für mich. Ich hatte im Nachhinein das Gefühl, dass sich die Leute mit dem ersten, dem zweiten und dem letzten Platz beschäftigt haben. Dementsprechend war ja mein Song später auch einer der erfolgreichsten. Für mich ging es dann direkt auf Tour. Ich bin von Turin nach Hamburg geflogen und war gefühlt seitdem nur unterwegs: von einem Festival zum anderen, ausverkaufte Tour. Und auch meine neue Single „Dreamer“ läuft super. Von daher bin ich total happy, dass ich da durch den ESC eine nächste Stufe erreichen konnte.
Was ist seitdem passiert?
Harris: Einiges! Ich war auf einer ausverkauften Tour, was gerade nach Corona natürlich sehr schön war. Die Stimmung war der Wahnsinn. Dann ging es direkt weiter auf Festivals. Ich war als Support mit Amy MacDonald unterwegs, hab einen Song veröffentlicht mit „You And I“. Man weiß ja vorher nicht, was passiert, wenn man einen Song veröffentlicht. Aber dass ein Lied dann so abgeht, die Leute berührt, so viele erreicht, so viel mit ihnen macht und sie es rauf und runter anhören: Das ist jedes Mal ein großes Geschenk und das alles ist eine sehr, sehr schöne Reise.
Sie bereuen es also trotz des letzten Platzes nicht, am ESC teilgenommen zu haben?
Harris: Ich glaube, wenn ich irgendwo im Mittelfeld gelandet wäre, würde keiner mehr darüber reden. Es hätte fast nicht besser laufen können. Von daher: Ich würde alles mit demselben Ausgang und genauso noch einmal machen.
Wie haben Sie den Eurovision Song Contest insgesamt wahrgenommen?
Harris: Ich hab mich vorher nicht viel mit dem ESC beschäftigt. Ich hab den schon immer wieder gesehen und als sehr cool empfunden, weil das für mich das Einzige war, was ich so kannte, was auf eine sehr harmonische Weise den ganzen Kontinent zusammenbringt und wo man einfach zusammen Musik zelebriert. Das fand ich immer sehr schön. Aber ich war nicht der ESC-Freak, der sich jedes Jahr hingesetzt und Tabellen gemacht hat, wer gewinnt. Aber ich war dann wirklich positiv überrascht und bin ein kleiner Fan geworden. Mir wurde schon vorher immer gesagt: Der ESC ist eine ganz eigene Welt. Jetzt weiß ich genau, was die Leute damit meinen. Die Menschen sind mit so einer Leidenschaft dabei – das hab ich in der Form bei noch keinem anderen Event erlebt. Ich hab das total genossen und werde den ESC jetzt auf jeden Fall jedes Jahr schauen. Mir ist einfach klar geworden, wie viel Liebe da drinsteckt.
„Lord Of The Lost“ werden dieses Jahr für Deutschland zum ESC nach Liverpool fahren. Was ist Ihre Prognose?
Harris: Ich bin kein Fan von Prognosen. Ich glaube aber, dass Metal und die Kombi mit diesen Outfits und so weiter schon einen Nerv beim ESC treffen. Ich räume ihnen mal gute Chancen ein. Sie machen das ja auch super, sind geil auf der Bühne, sie spielen ihre Sachen super. Da stimmt alles. Aber unabhängig davon sollte man sich nicht so viele Gedanken über die Platzierung machen.
Haben Sie Tipps für die Band?
Harris: Ach, ich glaube, das Wichtigste ist, das einfach zu genießen. Das ist eine unfassbare Erfahrung und man darf sich nicht zu sehr verkopfen. Ich bin ja das beste Beispiel dafür, dass man keine Angst vor einer schlechten Platzierung haben muss. Die Jungs sind bestimmt jetzt schon im Trubel, so war das bei mir zumindest letztes Jahr. Und da ist wirklich jeder Moment so speziell und so besonders. Da sollte man einfach alles mitnehmen, machen, worauf man Bock hat und was man liebt, das genießen und dann kann eigentlich nichts schiefgehen.
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