Bad Münstereifel. „Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung“, das wusste schon Oscar Wilde. Daran gemessen hat Heino vieles richtig gemacht. Unzählige Male wurde der Schlager- und Volksmusiksänger parodiert, vor allem von Otto Waalkes, der ihn in einem Film von 1985 sogar als Zombie mit „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ aus dem Grab auferstehen ließ. Bis heute ist Heino Kultfigur, Witzfigur und Reizfigur gleichermaßen. „Das ist alles Teil meines Erfolges“, sagt Heino im Interview. „Ohne Ecken und Kanten wird man nicht alt in diesem Job.“ Heute feiert der Musiker, der laut Plattenfirma mehr als 50 Millionen Tonträger unter die Leute gebracht hat, seinen 80. Geburtstag.
Anfangs deutete wenig darauf hin, dass der in Düsseldorf-Oberbilk geborene Heinz Georg Kramm zu einem der berühmtesten Sänger Deutschlands aufsteigen sollte. Sein Vater, ein Zahnarzt, fällt im Zweiten Weltkrieg, da ist er gerade mal drei Jahre alt. Seine Mutter muss sich und die zwei Kinder allein durchbringen.
Spitzname „Gummi“
Obwohl seine Mutter es sich nicht leisten kann, schenkt sie ihm im Alter von acht Jahren das gewünschte Akkordeon zu Weihnachten. Ihr zur Liebe macht er eine Lehre als Bäcker und Konditor, bis er sich ganz seiner eigentlichen Leidenschaft – der Musik – zuwendet.
Nebenher kickt er bei der Düsseldorfer Stadtmannschaft SC Schwarz-Weiß 06. Er bekommt den Spitznamen „Gummi“ verliehen, „weil ich so gelenkig und akrobatisch war“, so Heino. Seine erste Ehe schließt er 1959 mit Henriette Heppner, aus der ein Jahr später Sohn Uwe hervorgeht. In den 60er Jahren tritt er mit einem Musiktrio bei einer Modenschau auf. Dort wird er von Schlagersänger Ralf Bendix entdeckt, der ihn die nachfolgenden 25 Jahre als Produzent und Komponist begleiten soll. Heino bringt 1965 die erste Single „Jenseits des Tales“ auf den Markt. Ein Senkrechtstart: Sie verkauft sich mehr als 100 000 Mal.
Mit dem Album „Kein schöner Land“ gelingt Heino 1967 der endgültige Durchbruch. Es sind überwiegend Volkslieder, mit denen er in den von englischen Beatbands dominierten Sechzigern Erfolge feiert. „Für mich war es eine Frustreaktion, deutsch zu singen, weil im Radio überwiegend englische Musik lief.“
„Heino steht in einer Weise für Deutschland wie der Loreley-Felsen oder der Harzer Käse“, sagt Sebastian Zabel, Chefredakteur der Musikzeitschrift „Rolling Stone“ in der TV-Dokumentation „Mensch Heino! Der Sänger und die Deutschen“, beim ZDF. „Heino wird immer automatisch mit einem vielleicht etwas angemufften und etwas klischeebeladenen Bild von Deutschland assoziiert“, führt Zabel darin aus.
1972 kommt mit „Blau blüht der Enzian“ Heinos größter Hit; das Lied nimmt er später auch noch mal in einer Rap-Version auf. Im selben Jahr lernt er seine dritte Frau Hannelore Auer bei der „Miss Austria“-Wahl in Kitzbühel kennen. Das Paar heiratet 1979. Mit ihr tritt er auch als Heino & Hannelore in TV-Shows auf. Zu Heinos Markenzeichen werden die blonden Haare und die dunkle Sonnenbrille. Letztere setzt er anfangs nur auf, um die durch eine Morbus-Basedow-Erkrankung hervortretenden Augen zu verdecken.
Sein einziges Nummer-eins-Album in den Charts gelingt ihm als 74-Jähriger mit dem Werk „Mit freundlichen Grüßen“, für das er sich mit Coverversionen populärer Hits als Deutschrocker neu erfindet. „Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mein Publikum um 40 Jahre verjüngt, was wiederum auch mich verjüngt hat“, sagt Heino. Doch zu seinem 80. Geburtstag soll Schluss sein mit der Musikkarriere. Seinen Abschied besiegelt er mit dem Album „... und Tschüss“, dem 2019 eine letzte Tour folgen soll. „Am meisten stolz macht mich, dass ich trotz aller Anfeindungen 60 Jahre erfolgreich gesungen habe“, sagt der Künstler. Im Januar soll ihm noch eine ganz besondere Ehre zuteilwerden: Er wird Ehrenbürger seiner Wahlheimat Bad Münstereifel, wo er mit Hannelore bis 2012 „Heinos Rathaus-Café“ betrieb und einen wahren Touristenstrom in Gang brachte.
Schlagerstar mit jahrzehntelanger Erfolgsgeschichte
- Heino wurde am 13. Dezember 1938 in Düsseldorf geboren. Sein richtiger Name lautet Heinz Georg Kramm. Er hat eine ältere Schwester.
- Seine erste Ehe mit Henriette Heppner hielt von 1959 bis 1962. 1965 heiratete er seine zweite Frau Lilo, 1978 ließ sich das Paar scheiden. 1979 ehelichte Heino seine dritte Ehefrau Hannelore Auersperg.
- Das Paar lebt im Historischen Kurhaus von Bad Münstereifel.
- Am 1. August 2013 trat Heino als Überraschungsgast auf dem Metalfestival Wacken Open Air auf und spielte gemeinsam mit Rammstein den Song „Sonne“, den er auf dem Album „Mit freundlichen Grüßen“ gecovert hatte.
- Immer wieder sorgte Heino für Kontroversen, zum Beispiel als er in den Siebzigern auf Bitten des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger alle drei Strophen des Deutschlandliedes auf Schallplatte aufnahm. Auch, als er in den 80ern trotz des UN-Embargos in Südafrika auftrat, geriet er in die Kritik. (her/dpa)
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