Reise

Der Rhön-Rennsteig-Weg: Vielfältiger Winterwanderweg durch zwei Mittelgebirge

Ein unvergessliches Wintervergnügen bietet der Rhön-Rennsteig-Weg. Der älteste deutsche Fernwanderweg verspricht auf gut 90 Kilometern ein einzigartiges Erlebnis. Hier kann die wunderschöne winterliche Vielfalt der Natur aktiv erlebt werden

Von 
Jonas Redemann
Lesedauer: 

Der Rhön-Rennsteig bietet zu jeder Jahreszeit ideale Bedingungen zum Wandern – doch gerade im Winter kommt seine Ursprünglichkeit besonders zur Geltung. Anfänglich als schnelle Verbindung für Boten zwischen Rhön und dem Thüringer Wald gedacht, vereint der Wanderweg verschiedenste Landschaften beider Gebirge. So befinden sich vulkanische Bergkuppen, dichte Wälder oder malerische Bergrücken auf dem Weg der mehrtägigen Tour.

Die ersten Kilometer: Einsame Moore und ein alter Grenzturm

Los geht es in Rhön auf der fast 1000 Meter hohen Wasserkuppe. Es empfiehlt sich, schon am Vorabend anzureisen – vom höchsten Punkt der Rhön lässt sich ein herrlicher Sonnenuntergang beobachten. Im Anschluss an die Wasserkuppe führt der Weg an Mooren und Heidelstein vorbei. Am Roten Moor befindet sich ein Wegweiser zum Moorpfad, eine Alternativroute. Sie ist auch dank eines großen Aussichtsturms sehr sehenswert und verlängert die Wegstrecke nicht. Am Ende des Pfads befindet sich eine Schutzhütte mit Infotafeln zu den verschiedenen Ökosystemen des Naturparks Rhön.

Winterlich: Im Schneekleid zeigt die Thüringer Natur rund um den Rennsteig ihre eigentliche Ursprünglichkeit. © Oliver Hlavaty - Stock Adobe

Über den Heidelstein mit dem alles überragenden Sendemast führt der Weg auf knapp 900 Meter Höhe zum Stirnberg – mit Blick auf das Ulstertal sowie die zurückliegende Wasserkuppe und den Heidelstein. Auch ein Abstecher ins Schwarze Moor lohnt sich in jedem Fall. Dort kann nicht nur die Moorlandschaft aus nächster Nähe erlebt, sondern auch der ehemalige Grenzturm an der innerdeutschen Grenze besichtigt werden. Ein hölzerner Plattenweg führt zum Turm, in dem sich eine Infotafel sowie ein Mahnmal zum Gedenken an die Wiedervereinigung befinden.

Einmalig: Ein Abstecher ins Schwarze Moor lohnt sich bei der Winterwanderung. Dort kann der ehemalige Grenzturm an der innerdeutschen Grenze besichtigt werden. © Biosphärenreservat Rhön

Perfekte Aussichtspunkte und ungewöhnliche Bauwerke – Kilometer 18 bis 37

Weiter geht es nach Frankenheim, wo sich eine Rast in der neugotischen Kirche St. Peter und Paul aus dem 19. Jahrhundert anbietet. Mit dem Ellenbogen steht dann ein Anstieg auf rund 800 Meter Höhe an. Der vulkanisch geschaffene Berg belohnt ausdauernde Wanderer nicht nur mit dem großartigen Panoramablick von oben, sondern gleich einem ganzen Aussichtsturm. Das ungewöhnliche Bauwerk namens Noahs Segel verfügt über eine integrierte Rutsche, die den Abstieg von der Plattform auf eine rasante Art und Weise erleichtert.

Zurück im Tal verläuft der Weg Richtung Aschenhausen. Auf dem Weg durch den Ort wird der Jüdische Friedhof, die Dorfkirche und die Synagoge des Röhndorfs passiert. Am Ortsausgang geht es zum Berg Diesburg und dem Rhönblick. Im Gegensatz zur Diesburg – auf der sich gar keine Burg befindet – hält der Rhönblick das, was sein Name in Sachen Aussicht verspricht. In Thüringen angekommen, stehen weitere Gipfel auf dem Programm: Es gilt, die rund 750 Meter in die Höhe ragende Geba – mit einer fantastischen Fernsicht –zu bezwingen. Im Örtchen Geba gibt es zudem eine architektonisch kuriose, achteckige Kirche zu bestaunen.

Auf einen Blick: Rhön-Rennsteig

Dauer:  etwa 29 Stunden

Distanz: 97,81 Kilometer

Höchster Punkt: etwa 939 Höhenmeter

Tiefster Punkt:  etwa 277 Höhenmeter

Aufstieg: etwa 1990 Meter

Abstieg: etwa 2110 Meter

Hinweis: Die wettergerechte Ausrüstung ist neben festem Schuhwerk bei jeder Winterwanderung ein absolutes Muss. Informieren Sie sich im Vorfeld über die aktuellen Wetterbedingungen und die Schneeverhältnisse.

Die größte Kluft- und Spalthöhle Europas – Kilometer 38 bis 63

Daraufhin führt der Rhön-Rennsteig-Weg nach Stepfershausen. Durch das Örtchen mit 13 individuell benannten Brunnen und wunderschönen Fachwerkhäusern verläuft der Weg über Feldwege nach Walldorf, das seine Gäste am Ortseingang mit einer bemoosten Bank begrüßt. Kinder freuen sich über einen Zwischenstopp in der Sandstein- und Märchenhöhle Walldorf. Auf mehr als 65 000 Quadratmetern kann hier eine der größten künstlich geschaffenen Höhlen erkundet werden – ein wahres Labyrinth unter der Erde. Auch ein kleiner (Tier-)Park ist Teil des Geländes.

Orientierung: Unterwegs helfen Schilder dabei, auf dem richtigen Pfad zu bleiben. © Henry Czauderna - Stock Adobe

Über Utendorf wird nach Meiningen weitergewandert – bekannt für sein reichhaltiges kulturelles Angebot und die Götz-Höhle. In der größten europäischen Kluft- und Spalthöhle kann im Rahmen einer Führung in die Unterwelt eingetaucht werden. Alternativ bietet der Berggasthof die Möglichkeit, sich aufzuwärmen und für das Erklimmen des Dolmars zu stärken. Auf die schöne Aussicht folgt der Abstieg durch Wald und Wiesen gen Christes. Die dortige Basilika von 1443 ist die kleinste spätgotische Basilika mit drei Schiffen in ganz Europa. Auf die Durchquerung des Tals folgt der Berg Kleiner Dolmar, bevor der Rhön-Rennsteig schließlich dem Verlauf des Rennsteig-Dolmar-Wegs entspricht.

Highlight am Rennsteig: Der historische Bahnhof



Dampflokliebhaber sollten auf jeden Fall am Bahnhof Rennsteig einkehren – mit 747 Metern Thüringens höchster Kopfbahnhof. Nachdem die Deutsche Bahn sich 1998 aus Rennsteig zurückzog, sprang ein privater Anbieter sowie ortsansässige Eisenbahnfans ein. Gemeinsam kümmern sie sich um den mehr als hundert Jahre alten Bahnhof, seine altehrwürdigen Waggons und das integrierte Waldlokal.

Wenn eine Dampflok schnaubend im winterlichen Bahnhof einläuft, ist die Eisenbahnerwelt perfekt. Abseits der Sonderfahrten mit alten Lokomotiven gibt es auch wieder einen geregelten Fahrplan am Rennsteiger Bahnhof. So lässt sich das Eisenbahnparadies aus längst vergangenen Zeiten auch standesgemäß mit dem Zug erreichen.

Der Dreiherrenstein und verschneite Gipfel – die Schlussetappe des Rhön-Rennsteigs

Entlang eines Naturlehrpfads führt der Weg auf die Hellfurtsbrücke, mit der die Schönau überquert wird. Höhepunkt des folgenden, zunächst recht unscheinbaren Waldwegs ist der Dreiherrenstein – eine Bezeichnung für Orte und Plätze an der Schnittstelle dreier Herrschaften. Vor rund 200 Jahren trennte dieser Dreiherrenstein Preußen, Sachsen-Coburg-Gotha und Hessen. Auf der Suche nach der perfekten Aussicht bietet sich der knapp ein Kilometer lange Umweg zum über 800 Meter hohen Ruppberg an – von seinem Gipfel aus eröffnet sich bei guter Sicht ein Blick auf die gesamte Umgebung.

Der im Winter schneebedeckte Gipfel des Gebrannten Steins ist ebenfalls einen kleinen Umweg wert. Zurück auf dem Rhön-Rennsteig-Weg stehen die letzten Kilometer der Wanderung an. Mit einem Obelisken auf über 800 Metern Höhe sowie dem Rennsteiggarten Oberhof – einem sieben Hektar großen Botanischen Garten mit mehr als 4000 verschiedenen Pflanzenarten – gibt es noch zwei letzte Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Nach knapp 97 Kilometern ist mit dem Wintersportort Oberhof das Ziel des Rhön-Rennsteig-Wegs erreicht.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke