Lorsch. Wie lässt sich die Lebensqualität in Lorsch verbessern? Was macht die Stadt künftig noch attraktiver? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Bürgerforums, das auf Initiative von IFOK (Institut für Organisationskommunikation) und Bergsträßer Anzeiger organisiert wurde. Von den interessierten Lorschern, die am Mittwoch die Einladung ins Ehlried angenommen hatten, kamen zahlreiche Anregungen - und kritische Anmerkungen. Diese zeigten, dass sich viele Leute eine Menge Gedanken um ein gutes Leben in Lorsch machen. Bloße Nörgelei gab es aber überhaupt nicht.
Zuerst ging es um eine Bestandsaufnahme. An insgesamt vier Tischen trugen die Teilnehmer zusammen, was sie bisher schon an Lorsch schätzen. Bei der Runde, die sich zum Thema Freizeit und Einkaufsmöglichkeiten austauschte, wurde die Liste mit Lorsch-Vorteilen schnell so lang, dass auf der Pinwand bald kein Platz mehr blieb für all das, was mit den Schulnoten eins und zwei bewertet wurde.
Die Klosterwiese, die Cafés im Zentrum, das Schwimmbad, die Spazier- und Radwege mit Blick auf die Bergstraße, die Sportstätten, das Theater Sapperlot sowie das Birkengartengelände wurden beispielsweise genannt. Auch die Bäckereien, das Lorscher Brauhaus, die Milchtankstelle, die Direktvermarkter, der Wochenmarkt sowie die Auswahl zwischen mehreren Supermärkten wurden gelobt. "Es hätte gute Gründe gegeben, nach Lorsch zu ziehen", stellte persönlich überrascht Rebecca Ruhfass fest, die für das IFOK-Institut Bensheim eine der Runden moderierte. Sie erntete allseits Zustimmung dafür.
Für die Notdurft in die Büsche?
Mit der rosaroten Brille gehen diejenigen, die sich beim Bürgerforum zu Wort meldeten, aber nicht durch ihre Stadt. Keiner widersprach jedenfalls der Meinung, dass das Parkplatzangebot im Zentrum unzureichend ist und die Verkehrssicherheit optimierbar. Einen originellen Vorschlag, wie Verkehrsteilnehmer für rücksichtsvolles Verhalten sensibilisiert werden könnten - unabhängig von nötigen Tempolimits - brachten Eltern aus dem Wohngebiet am Wiesenteich ein. Sie schlugen ein Kinder-Straßenrennen als Aktion vor.
Die Anliegen junger Familien wurden mehrfach thematisiert. Wieso gibt es auf den Spielplätzen keine Sanitäranlagen, fragen sich etwa junge Mütter. Muss die Notdurft deshalb wirklich hinter der Hängebrücke auf dem Viehweide-Spielplatz verrichtet werden? Und auf dem Abenteuerspielplatz am Birkengarten gibt es zwar Toiletten. Der Anlage gab eine Lorscherin aber die Note fünf: "Unzumutbar".
Die Anlage müsste häufiger gereinigt werden. Vorstellbar ist auch, dass Nutzer für den WC-Besuch zahlen. Lebensqualität ist es jedenfalls nicht, wenn sich Kinder oder Eltern im Falle eines Falles ins Gebüsch schlagen oder stets schleunigst auf den Heimweg machen müssen.
Für junge Leute sollte es zudem einen Treffpunkt im Zentrum geben, wünschten sich Bürgerforum-Teilnehmer. Eine Versammlungsstätte plus Grillhütte, in der richtig gefeiert werden kann, als Alternative zum Depot, in dem derzeit auch eine Kindergarten-Notgruppe untergebracht ist, wurde gleichfalls genannt.
Eine offene Begegnungsstätte, ein Café ohne Konsumzwang würde die Kontakte zwischen Jung und Alt, Einheimischen und Zugezogenen erleichtern. Ein Vorschlag, wie Integration noch besser gelingen könnte, kam von einer Lehrerin. Sie regte an, interessierten Flüchtlingen Hospitanzen anzubieten. Diejenigen, die bereits Sprachkurse besucht haben, könnten vom Unterrichtsbesuch in der Klasse in besonderem Maße profitieren. Sie könnten mitlernen, kämen mit Kindern ins Gespräch und würden sich in der Alltagssprache üben statt nur in Grammatik. Kinder seien meist erfreulich offen und unkompliziert gegenüber Gästen. Ob die Idee bei Lehrern und Eltern auf Zustimmung stößt und rechtlich machbar wäre, soll nun geprüft werden.
Auch die Angst vor Einbrüchen, die Forderung nach mehr Kinderbetreuungsplätzen, der Wunsch nach mehr Fahrradständern und Lob für gute Nachbarschaft waren mehrfach zu hören. Aus allen Anregungen werden nun Steckbriefe zusammengestellt und - nach Bedarf - Handlungsoptionen gefertigt.
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