Kommentar „Richtiges Signal“ und Bericht „So soll Fliegen billiger werden“, BA vom 23. Juli
Vielen Dank, dass Sie das Thema Luftverkehrssteuer aufgegriffen haben. Sie kritisieren in Ihrem Kommentar die „eher ablehnende Haltung“ der Ampel-Koalition gegenüber dem Flugverkehr und begrüßen es, dass Fliegen in Zukunft für uns Deutsche wieder billiger werden wird.
Einen Billigflug von Hamburg nach Wien (nonstop) hin und zurück bekommt man aktuell, unter Einbeziehung der Ihrer Meinung nach zu hohen Steuern, bereits ab 130Euro. Mit der Deutschen Bahn ist dieselbe Strecke (ohne BahnCard) nicht für unter 150 Euro zu schaffen. Nach Antalya/Türkei kommt man mit günstigen Fluggesellschaften locker für unter 300 Euro, selbst mit der sichersten Fluglinie der Welt, der Lufthansa, kostet es an die türkische Mittelmeerküste kaum mehr als 350 Euro hin und zurück. Ganz zu schweigen von „all inclusive“-Angeboten, die samt 5-Sterne Hotel und Flug für 7 Tage leicht für unter 500 Euro erhältlich sind. Solche niedrigen Flug- bzw. Urlaubspreise sind nur deshalb möglich, weil die dramatischen Folgekosten für Mensch, Tier und Natur, die das Fliegen verursacht, nicht eingepreist sind und daher auf die Allgemeinheit umgelegt werden und weil Personal an Flughäfen und in Hotels in vielen Ländern sehr schlecht bezahlt wird. Müssen diese Flüge nun noch preiswerter werden?
Der weltweite Verkehr trägt zu etwa 15 Prozent zum menschengemachten Klimawandel und in erheblichem Maße auch zum Artensterben bei. Etwa ein Viertel dieser 15 Prozent gehen zu Lasten des weltweiten Flugverkehrs. Dass ausgerechnet das Fliegen, das pro Personenkilometer 10 Mal umweltschädlicher als das Fahren mit einem Fernzug ist (Quelle Umweltbundesamt), nun noch mehr bevorzugt werden soll, ist mir unverständlich. Ich hätte mir hier eine kritischere Sicht gewünscht.
Fliegen hat ja schon eine jahrzehntelange Bevorzugung durch die Steuerfreiheit des Flugbenzins erlebt; im April 2021 hatte das Bundesverfassungsgericht dann die damalige Bundesregierung aus Verantwortung für kommende Generationen dazu verpflichtet, die Treibhausgasemissionen stärker als bis dahin geplant zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund war es konsequent von der alten Bundesregierung, das Fliegen teurer zu machen und so mehr Menschen zum Umsteigen auf andere Verkehrsmittel zu motivieren. Wo bleibt der Ruf nach Preissenkung für die Fahrt mit Bussen und Bahnen, wo die Forderung, sichere und attraktive Arbeitsplätze bei der Bahn und ihren Zulieferbetrieben zu schaffen?
Leserbriefe
Persönliche Meinung
Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich sinnwahrende Kürzungen vor, um möglichst vielen Lesern Gelegenheit zu geben, ihre Meinung zu äußern. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.
Alle Zuschriften müssen die komplette Adresse des Absenders und möglichst auch eine Telefonnummer enthalten. Weder die genaue Anschrift noch die Telefonnummer werden veröffentlicht. Leserbriefe werden von der Redaktion nicht an den Absender zurückgesendet und in der Regel auch nicht beantwortet.
Unsere ausführlichen Richtlinien zu Leserbriefen finden Sie hier.
UNSERE ADRESSE:
Bergsträßer Anzeiger, „Leserforum“ Rodensteinstraße 6 64625 Bensheim