Leserforum „Kein Nutzen für Tempo-30-Welle in Bensheim“, BA vom 12. September
Herr Scholz spricht in seiner Antwort auf meinen Leserbrief vom 6. September nochmals wichtige Themen an. Ich begrüße seine kritische Auseinandersetzung mit meinem Text, möchte dem aber Auszüge aus der umfangreichen wissenschaftlichen Auswertung des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Jahre 2016 entgegenhalten. Das UBA stand damals unter der Leitung der SPD-Politikerin Maria Krautzberger. „Der Lärmpegel sinkt durch Verringerung der Geschwindigkeit von Tempo 50 km/h auf Tempo 30 durchschnittlich um 3 dB; das verringert den empfundenen Lärmpegel deutlich. Außerdem kommt es bei Tempo 30 seltener zu den als besonders störend empfundenen lauten Einzelereignissen wie lautstarkes Beschleunigen und Motoraufheulen eines Pkws oder Motorrads.“ Bereits ab Tempo 25 sind Elektrofahrzeuge genauso laut wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, da das Fahrgeräusch überwiegend von Reifen- und Windgeräuschen bestimmt wird. Entgegen der Annahme von Herrn Scholz spielt das Motorengeräusch also zwischen Tempo 30 und Tempo 50 bezüglich der Lärmbelästigung keine große Rolle – Ausnahme Aufheulen lassen des Motors, s. o..
„In der Praxis wurden bei Messfahrten Reisezeitverluste an Tempo-30 Strecken von 0-4 Sekunden je 100 Meter festgestellt. Dies ist…volkswirtschaftlich kaum relevant.“ Würde man also die 10 Kilometer von Zwingenberg nach Heppenheim auf der B 3 durchgehend mit Tempo 30 statt 50 fahren, würde sich die Reisezeit nur um durchschnittlich 3,5 Minuten verlängern; das subjektive Empfinden ist natürlich anders. Herr Scholz hat im Übrigen recht mit seiner Forderung nach Anpassung der Ampelphasen, um den Verkehrsfluss bei Tempo 30 zu optimieren.
Positive Auswirkungen auf die Sicherheit
„Tempo 30 hat positive Auswirkungen auf die Sicherheit.“ Studien aus Schwerin, Brüssel, Köniz (Schweiz) und zahlreichen französischen Städten, die über mehrere Jahre liefen, haben allesamt gezeigt, dass die Reduktion auf Tempo 30 zu einem Rückgang der Verkehrstoten und der Verletzten um 30-70 Prozent führte. Herr Scholz schreibt in seinem Artikel, dass die Statistik in unserer Region diesbezüglich keinen akuten Notstand aufzeige; jedoch gibt es ja noch keine Untersuchungen, wie sich ein Tempolimit in den Bergsträßer Gemeinden langfristig auf die Unfallstatistik auswirken wird. Es wäre überraschend, wenn die Zahlen bei uns anders als in den erwähnten Städten wären. Und gilt hier nicht auch der alte jüdische Spruch: Wer auch nur ein Leben rettet, rettet die ganze Welt?
Jens Braun
Bensheim
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