„Mit einem Anruf neuer Krieg?, BA vom 21.7.
Als ich am 21.7. die Seite 3 im BA aufschlug, bekam ich einen Schreck, gefolgt von einem Gefühl der Unsicherheit und Angst. Auslöser war ein großes Foto mit einem bedrohlich rollenden Panzer im Zentrum und riesigem Feuerschein dahinter, darunter die dick gedruckte Überschrift: „Mit einem Anruf neuer Krieg?“. So schnell und einfach könnte es zu einem Krieg kommen? Im folgenden Artikel waren dann Formulierungen enthalten wie: „China könnte …“, die „Nato-Militärs sind so besorgt, dass sie Alarm schlagen“, es „gebe ein erhöhtes Risiko. . …“, „die USA würden …“, „Putin hätte …“, „Es ist nur ein Verdacht, aber …“
Natürlich muss man realistisch und vorausschauend sein und angemessene Handlungsstrategien und Konzepte zur Konfliktbewältigung entwickeln. Aber ist es förderlich, dazu Ängste zu schüren und zu verbreiten? Angst lähmt, macht die Menschen manipulierbar und macht sie unfähig zu sinnvollem Handeln.
Ganz anders der Ansatz des Philosophen und promovierten Erziehungswissenschaftlers Roland Ullmann, der als Gastbeitrag im BA am 26.7. vorgestellt wird. Kernaussage ist: Eine sinnvolle und erfolgreiche Problemlösungsstrategie muss „menschenstärkend“ sein.
Mitgefühl und Zuversicht
Dazu müsse man Empathie, Mitgefühl und Zuversicht lernen, gerade in Anbetracht aktueller Krisen. Der Bundestag hat „riesige Milliardensummen zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit beschlossen. Doch mit Geld allein können krisenhafte Herausforderungen dieser Welt nicht gelöst werden. Das Grundproblem liegt für den Philosophen Kufeld tiefer: Es geht letztlich um Menschen, die lernen müssen, sich auf eine unsichere, instabile Gegenwart einzulassen. Es geht also darum, die Menschen im Umgang mit Krisensituationen zu stärken. Was auch eine erzieherische Aufgabe impliziert.“
Das Grundprinzip dabei ist, pragmatisch den Menschen zu vermitteln, dass alles, was sich in der kleinsten sozialen Interaktion zwischen zwei Personen zeigt, an positiven wie an negativen Verhaltensweisen und Werten sich auf das große Ganze (Familie, Gesellschaft) übertragen lässt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, erfahrbar zu machen, wie gut es tut, wie stärkend es ist, wenn einem selbst Empathie entgegengebracht wird, wenn man Mitmenschlichkeit am eigenen Leib spüren kann, um dieses Prinzip dann auch aktiv leben zu können.
Fähigkeit zur Empathie
„Jeder von uns, wir alle sind gefordert, an uns zu arbeiten. Demokratische Fähigkeiten, Fähigkeiten zu Resilienz, zur Lebenszuversicht, zur Friedenssicherheit, zum Aushalten von Zumutungen, zum Umgang mit Desinformationen – all das fällt nicht vom Himmel.“ In gleicher Weise sind gefragt: „Eltern, Kitas, Schulen, Vereine, Betriebe, Gesellschaft und Politik.“ Und meiner Meinung nach auch und vor allem die Presse, die Zeitung. Das heißt, es muss auf allen Ebenen das getan werden, was „menschenstärkend“ ist. Das ist nicht das Schüren von Ängsten, von Hass. Das ist die Fähigkeit zur Empathie, zur Mitmenschlichkeit; das ist es, was stark macht, was stabil macht.
Vor diesem Hintergrund würde man auch die Forderung nach mehr Tempo beim Kauf von Rüstungsgütern für die Bundeswehr sehr wahrscheinlich differenziert einschätzen oder kritisch hinterfragen.
Eine empathische Person ist zum Beispiel „in der Lage, sich vor übergriffiger emotionaler Inanspruchnahme. . zu schützen“ und „erkennt auch, ob sich jemand aus taktischen Gründen oder aus echtem mitmenschlichem Interesse“ so verhält.
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