Bergstraße. Was tun, wenn das Ende der Schulzeit naht und es noch keinen richtigen Plan gibt, wie es danach weitergehen soll? Ein Angebot, das die Schüler weiterbringen soll, ist der digitale Ausbildungsinfotag – organisiert vom Lenkungsausschuss des Ausbildungs- und Studieninfotages Bensheim. Dieses virtuelle Angebot findet in diesem Jahr zum ersten Mal in dieser Form statt und schafft die Möglichkeit, sowohl live aus dem Klassenzimmer als auch über das Smartphone viele Informationen zum Thema Ausbildung schnell und einfach zu erhalten. Durch die drei Programmblöcke führt die Vertreterin des Unternehmerverbands, Katja Kramer.
Den passenden Beruf finden
Zuerst geht es um die Frage, welcher grundsätzliche Weg eingeschlagen werden soll:
- Duale Ausbildung
- schulische Ausbildung
- weiterführender Schulbesuch
- duales Studium
- Studium
- Überbrückungszeit
– diese Optionen stehen den Schülern nach dem Abschluss offen. Referentin Susanne Berneit von der Bundesagentur für Arbeit gibt Tipps, wie man zu einer passenden Entscheidung gelangen kann. Grundsätzlich sollte der Beruf zu den eigenen Kompetenzen und Interessen passen, aber auch Freude bereiten sowie Perspektiven, Sicherheit und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bieten. Dafür ist es wichtig, dass sich die Schüler selbst gut kennen, um eine fundierte Wahl zu treffen.
Im vorletzten Schuljahr beginnt der Berufswahlprozess, in dem auch die Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit ansetzt und den Schülern verschiedene Angebote macht, so Susanne Berneit. Von der Information über Orientierung und Beratung bis hin zur Vermittlung und Förderung versuchen die Berufsberater, die Schüler zu unterstützen und vor allem Talente sichtbar zu machen.
Bundesagentur für Arbeit bietet auch Beratungstests zu Studiengängen an
Susanne Berneit erläutert, wie sich die künftigen Absolventen online auf der Seite der Bundesagentur für Arbeit informieren können. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, verschiedene Berufsfelder zu entdecken. Zudem gibt es Online-Tools mit verschiedenen Testverfahren, um die eigenen Stärken herauszufinden.
Auch Tipps für die Wahl des richtigen Studiengangs gibt die Referentin in der digitalen Veranstaltung, denn studienfeldbezogene Beratungstests gehören ebenfalls zum Angebot der Bundesagentur für Arbeit. Diese Tests dauern zwei bis drei Stunden und werden anschließend mit einem Psychologen besprochen, der hilft, das Ergebnis einzuordnen. Hier ist der Abiberater der Berufsberatung für die Vermittlung zuständig. Außerdem stellt Susanne Berneit verschiedene Apps vor.
Wie machen die Schülerinnen und Schüler im Vorstellungsgespräch den besten Eindruck?
Im zweiten Teil des Infotages geht es thematisch einen Schritt weiter. Die Entscheidung für eine Ausbildung ist gefallen, die Bewerbungen sind verschickt und es folgt die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Das macht viele Schüler zunächst nervös, aber Janine Klingler und Thomas Bartelsen von den Fachstellen Jugendberufshilfe der Regionalen Diakonie Bergstraße geben viele Tipps, wie man sich am besten präsentiert, sodass es mit der Ausbildung am Ende auch klappt.
Zunächst geht es um die richtige Kleidung. Hier sollten Bewerber auf den gewählten Beruf achten – ein angehender Handwerker muss nicht im Anzug erscheinen, für den Bankkaufmann ist dies hingegen angemessen. Neutrale Farben ohne Aufdrucke sind empfehlenswert, die Kleidung sollte sauber und gebügelt sein. Grundsätzlich raten die Experten dazu, sich nicht zu verkleiden und Kleidung zu tragen, in der man sich wohlfühlt – dennoch sind Baseballmützen und Kopfhörer tabu.
Fahrzeiten zum Vorstellungsgespräch großzügig kalkulieren
Auch der Geruch spielt eine Rolle: Nicht zu viel Parfüm, aber frisch geduscht, mit gewaschenen Haaren und Deo – das sind grundsätzliche Empfehlungen. Zu lange Fingernägel können in manchen Berufen, beispielsweise im medizinischen Bereich, ein Thema sein. Die Körpersprache ist ebenfalls wichtig. Ein fester, aber angenehmer Händedruck schadet nicht. Blickkontakt und eine gute Haltung helfen, einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen. Auch eine gute Vorbereitung auf das Gespräch ist entscheidend.
Sehr wahrscheinlich wird die Frage gestellt, warum man sich für einen bestimmten Ausbildungsberuf und diesen Arbeitgeber beworben hat. Es ist daher sinnvoll, sich im Vorfeld eine passende Antwort zu überlegen. Sich über Ansprechpartner im Unternehmen zu informieren, kann zudem ein entscheidender Pluspunkt sein. Zeitmanagement spielt ebenfalls eine große Rolle – Fahrzeiten sollten großzügig kalkuliert werden. Staus, Parkplatzsuche oder Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr müssen eingeplant werden. Falls doch etwas schiefgeht, raten die Experten, immer die Nummer des Unternehmens parat zu haben, um rechtzeitig eine mögliche Verspätung mitzuteilen.
Nachfragen belegen das Interesse der Bewerberinnen und Bewerber
Es ist hilfreich, die eigenen Stärken zu kennen, um diese im Gespräch zu betonen. Hobbys und bestimmte Schulfächer, die einem liegen, können Pluspunkte sein, die den Arbeitgeber beeindrucken. Auch die Frage nach den Schwächen kommt häufig vor – hier ist es sinnvoll, sich vorab Gedanken zu machen. Ehrlichkeit ist grundsätzlich wichtig in einem Vorstellungsgespräch, so die Experten. Ebenso sind Vorstellungen zur beruflichen Zukunft von Vorteil, denn viele Unternehmen haben Interesse daran, ihre Auszubildenden langfristig zu übernehmen und zu fördern.
Auch eigene Fragen sollte sich der Bewerber vorab überlegen, da dies gegen Ende des Gesprächs thematisiert wird. Wichtig ist, während des Gesprächs gut zuzuhören, um keine Fragen zu stellen, die bereits beantwortet wurden. Fragen zu Fortbildungsmöglichkeiten, zur Berufsschule, zum Ausbilder oder zum weiteren Bewerbungsprozess signalisieren Interesse. Und wer dann noch sein Handy ausschaltet, die Gesprächspartner siezt und auf Jugendsprache wie „Digga“ oder „Bro“ verzichtet, hat gute Chancen, in die engere Auswahl zu kommen – und am Ende vielleicht sogar den Vertrag in der Tasche zu haben.
Auszubildende berichten aus ihrem Berufsalltag
Im dritten Teil des digitalen Ausbildungsinfotages kommen Auszubildende selbst zu Wort. Virtuell zu Gast sind Azubis des Heizungs- und Klimatechnikbetriebs Herbert aus Bensheim, des Autohändlers Emil Frey Vogel Automobile aus Zwingenberg und von Dentsply Sirona am Standort Bensheim. Sie berichten über ihre Arbeitstage, die Berufsschule und ihre Abschlussprüfungen.
Auch der Weg in die Unternehmen ist ein Thema: Bei Herbert führt der Weg in die Ausbildung über ein Praktikum, im Autohaus ist es das klassische Vorstellungsgespräch, und bei Dentsply Sirona sind es ein Online-Test, ein Online-Gespräch und verschiedene Einstellungstests vor Ort. Alle drei Azubis haben jedoch gemeinsam, dass sie ihre Ausbildung gerne machen und sich mit ihrem jeweiligen Ausbildungsbetrieb verbunden fühlen.
Wichtige Anlaufstelle: die Azubi-Plattform für den Kreis Bergstraße
Zum Abschluss stellt Andreas Wohlfart vom Bergsträßer Anzeiger die Online-Plattform ausbildung-bergstrasse.de vor. Dort gibt es Videos über verschiedene Ausbildungsberufe, die von Unternehmen im Kreis angeboten und von Azubis selbst vorgestellt werden. Zudem finden sich dort Tipps rund um die Aus- und Weiterbildung, Informationen zum Azubi-Netzwerk und ein Überblick über Events.
Weitere Veranstaltungen
Der digitale Ausbildungsinfotag wird am Donnerstag (6.) von 9 bis 12 Uhr wiederholt. Die Links zur Veranstaltung sind auf ausbildung-bergstrasse.de verfügbar. Dort finden sich auch die Zugangsdaten für den digitalen Elternabend um 19 Uhr, bei dem Eltern als „Influencer“ ihre Kinder bei der Berufswahl unterstützen können.
In Präsenz findet am 25. März von 8.30 bis 15 Uhr der Ausbildungs- und Studieninformationstag in der Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim statt.
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