Selbstversuch

Beim „Brunch in the Dark“ ist jeder Bissen eine Überraschung

BAnane-Mitarbeiter Frederik brunchte in völliger Finsternis – beim „Brunch in the Dark“ in Mannheim.

Von 
Frederik Koch
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Noch ist es hell: Der Eingang zum Keller von „Brunch in the Dark“. © Frederik Koch

Mannheim. In einem Mannheimer Hinterhof beginnt der Weg zum „Brunch in the Dark“. Über eine Treppe geht es hinunter in einen Keller, bis ein schwarzer Vorhang den letzten Rest Tageslicht abschneidet. Dahinter liegt völlige Dunkelheit.

Gemeinsam mit einer Freundin lasse ich mich von der Bedienung hineinführen. Sie erklärt uns, dass Norman, der Kellner, von Geburt an blind ist. Für ihn ist die Dunkelheit Alltag, für uns eine ungewohnte Erfahrung. Plötzlich ist alles schwarz. Orientierung gibt es nur noch über Hände, Stimmen und Geräusche.

Dabei fällt sofort auf, dass der Keller muffig riecht – ein Nebeneffekt des ungewöhnlichen Ortes, der ein wenig störend wirkt. Die Atmosphäre ist dadurch nicht nur geheimnisvoll, sondern auch leicht bedrückend.

Serviert wird zunächst ein kleines Trio: ein Schälchen Joghurt, eine Trüffelpraline und ein Muffin. Es ist eine ungewohnte Mischung, die sofort zeigt, wie stark Geruch, Konsistenz und Geschmack plötzlich in den Vordergrund treten.

Danach folgt ein Frühstücksteller mit Knäckebrot, Mehrkornbrot, einem gekochten Ei, Paprikaaufstrich und frischem Rohkostgemüse. Dazu gibt es Kaffee, Wasser und Apfelsaft. Schon der Griff zum Glas oder zum Messer wird zur großen Herausforderung, doch genau das macht den Reiz aus.

Jeder Bissen ist eine Überraschung. Selbst vertraute Speisen wirken fremd, weil der gewohnte visuelle Hinweis fehlt. Nach und nach entsteht ein ungewohntes Gemeinschaftsgefühl.

Ohne Blickkontakte und Gesten hört man intensiver hin, lacht spontaner und erzählt offener. Der Brunch wird so nicht nur zum kulinarischen Experiment, sondern auch zu einer sozialen Erfahrung. Frederik Koch

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