Paris 2024

Seine, Eiffelturm, Versailles - Postkartenkulisse für Olympia

Paris will die Sommerspiele nutzen, um sich von seiner besten Seite zu zeigen. Dafür bezieht die französische Hauptstadt alles mit ein, was sie zu bieten hat

Von 
Birgit Holzer
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Die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Paris laufen auf Hochtouren. Den Eiffelturm schmücken nun die fünf Olympischen Ringe. © Thomas Padilla/dpa

Olympia hat Frankreichs Hauptstadt übernommen. Und auch wenn noch kein Meter gerudert oder geworfen wurde, die Slogans und Symbole sind allgegenwärtig.

„Stolz auf die Olympischen Spiele 2024“ steht im Abstand von wenigen Metern auf einen Radweg gedruckt, der von der Vorstadt Pantin am Kanal entlang in die französische Hauptstadt führt - wie eine Art Erinnerungsservice. An Gebäuden der Flughäfen und Bahnhöfe sind die fünf charakteristischen Ringe angebracht, die auch das Rathaus zieren - und neuerdings den Eiffelturm, wo sie nachts beleuchtet werden.

Die Baustellen sollen ruhen, die Pariser schimpfen trotzdem

Wenige Wochen vor dem Startschuss am 26. Juli prangen in etlichen Schaufenstern XXL-Exemplare der flauschigen Maskottchen in Frankreichs Nationalfarben Blau, Weiß und Rot - eines der Beinchen besteht aus einer Prothese, als Verweis auf die Paralympischen Spiele vom 28. August bis 10. September. Mehrere Museen bieten Sonderausstellungen zu Sportthemen an, Schüler beteiligten sich an einer „Kulturellen Olympiade“, selbst die Kleinsten in den Krippen bekommen „internationale Menüs“ vorgesetzt.

Im nördlichen Vorort Saint-Denis, wo das Olympische Dorf entstanden ist, wurde gerade noch rechtzeitig eine neue Station der Metrolinie 14 eingeweiht. Ansonsten ruhen die vielen teils vorgezogenen Baustellen demnächst, die den Stadtbewohnern zuletzt den Alltag oft so erschwert haben. Auch deshalb haben viele Pariser ihrem Ruf als „râleurs“ - als permanente Nörgler - alle Ehre gemacht: Es werde Chaos herrschen, das Zentrum noch überfüllter sein, schimpften manche.

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Ein Parodie-Video machte die Runde, in dem ein Mann im Café seinen Espresso bezahlen will und schockiert ist über die Rechnung. „25 Euro? Wollen Sie mich veräppeln? Das ist ja genau so viel wie für ein Metro-Ticket!“ Eine Übertreibung: In Wahrheit wird sich der Preis im Sommer „nur“ verdoppeln, von knapp zwei auf vier Euro. Das erhöhte Angebot an Metros, Zügen und Bussen will finanziert sein, hieß es zur Begründung.

Premiere mit Eröffnungsfeier auf der Seine

Schon in Normalzeiten ist Paris die am meisten besuchte Stadt der Welt. Während der Wettkämpfe werden 15 Millionen Gäste erwartet - eine gigantische Herausforderung in Sachen Transport, Sicherheit, Unterbringung. Und eine Chance für Frankreichs Capitale, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren, wie der Vorsitzende des Pariser Organisationskomitees, der ehemalige Spitzenkanute Tony Estanguet, oft betonte.

„2024 wird ein historisches Jahr, das Paris und Frankreich in der ganzen Welt erstrahlen lässt“, schwärmte er. Mit einem Höhepunkt zum Auftakt: „Zum ersten Mal in der Geschichte der Spiele wird die Eröffnungszeremonie außerhalb eines Stadions stattfinden.“

Ständige Angst vor Anschlägen begleitet die Vorbereitungen

Über eine Strecke von sechs Kilometer werden rund 100 Boote 8700 Athletinnen und Athleten über die Seine transportieren. Insgesamt 326 000 Zuschauer sind zugelassen: 104 000 an den unteren Ufern haben für ihre Tickets bezahlt, während die Plätze an den oberen Quai-Straßen gratis sind, aber namentlich vergeben wurden. Alle - ob Zuschauer, Bootskapitäne oder das Sicherheitspersonal - müssen sich Überprüfungen unterziehen.

Denn die größte Furcht im Vorfeld der Spiele ist jene vor einem Anschlag. „Alles ist unter Kontrolle“, heißt es vonseiten der Organisatoren. Dennoch versicherte Präsident Emmanuel Macron, dass es einen Plan B und gar einen Plan C für die Eröffnungsfeier gebe. Bei konkreter Bedrohung würde diese kleiner ausfallen und in ein geschlossenes Stadion, das leichter zu überwachen wäre, umgesiedelt.

Fechten im Grand Palais, Beachvolleyball unter dem Eiffelturm

Und doch halten die Organisatoren am „Plan A“ fest, der gigantischen Zeremonie im Herzen der Stadt mit Traumkulisse: Die Boote passieren den Eiffelturm, den Louvre, die Kathedrale Notre-Dame. Die vier Milliarden Menschen weltweit, die die Spiele vor dem Fernsehen verfolgen, bekommen so einen Eindruck vom Paris-Flair, auch wenn sie nicht an der Seine entlang bummeln.

Auch die Austragungsorte ermöglichen, die schönsten Facetten der Metropole zu präsentieren. Im Grand Palais werden die Wettbewerbe im Fechten und Taekwondo ausgetragen. Auf dem Marsfeld unter dem Eiffelturm soll Beachvolleyball und Blindenfußball gespielt werden. Reitsport und Moderner Fünfkampf finden vor der prachtvollen Kulisse des Versailles-Schlosses statt.

Historische Anknüpfung an der Französischen Revolution

Der Concorde-Platz am Fuß der Champs-Élysées wird den urbanen Sportarten wie BMX Freestyle, 3x3-Basketball oder Breaking gewidmet. Der Marathon startet am Rathaus, führt bis zum Schloss von Versailles und zurück nach Paris zum Invalidendom. Historischer Anknüpfungspunkt ist der Marsch von mehr als 6000 Pariser Marktfrauen in die einstige Königsstadt am 5. Oktober 1789 - eine wichtige Etappe der Französischen Revolution.

An jenem Tag zwangen sie König Ludwig XVI., die Menschenrechtserklärung zu unterschreiben. Historisch, so hoffen die Organisatoren, werden auch diese Spiele, genau 100 Jahre nach der letzten Olympiade in Paris. Historisch fröhlich, strahlend und schön.

Korrespondent

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