Nach dem feststehenden Abgang von Juri Knorr spätestens 2025 und den von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann öffentlich gemachten Unregelmäßigkeiten in den Club-Finanzen hätte ein Bundesliga-Sieg der Rhein-Neckar Löwen vielleicht wieder etwas Licht in die Liga-Tristesse bringen können. Diese Hoffnung blieb aber unerfüllt. Gegen die MT Melsungen kassierte der Mannheimer Handball-Bundesligist am Donnerstagabend vor 5685 Zuschauern mit 23:28 (14:13) die nächste ernüchternde Niederlage gegen ein Team aus dem oberen Drittel. Es war bereits die siebte Liga-Schlappe im zehnten Spiel des neuen Handball-Jahres, vor allem im Angriff kamen die Gelbhemden nie auf das notwendige Niveau.
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„Wir haben es in der ersten Halbzeit eigentlich ganz gut gemacht, nach dem Wechsel war das aber deutlich zu wenig, da haben wir zu viele Bälle verworfen. Deshalb hat Melsungen dann auch verdient gewonnen“, sagte Kreisläufer Jannik Kohlbacher nach der Partie. Der Fokus liegt nun ganz auf dem ersten Viertelfinale in der European League am Dienstag gegen Lissabon.
Die Löwen mussten kurzfristig auf ihren Abwehrspezialisten Yimir Örn Gislason verzichten, der mit einer fiebrigen Erkältung ausfiel. Für ihn rückte der Däne Steven Plucnar in den Innenblock der Mannheimer, der in einem auf beiden Seiten fehlerhaften Spielbeginn Melsungens Kreisläufer Arnar Arnarsson nicht so recht in den Griff bekam. Allerdings hielten sich die Fehlwürfe und Ballverluste bei beiden Mannschaften die Waage, so dass sich kein Team entscheidend absetzen konnte.
Rückraumreihe muss zu lange durchhalten
Erst beim 5:7 (14.) wurde es für die Löwen erstmals brenzlig, die eigene Angriffsquote brachte die Gelbhemden hier ordentlich in Bedrängnis. Zwei Zeitstrafen in Folge für die Nordhessen nutzten die Löwen dann aber effektiv aus, und als Tobias Reichmann sein 900. Bundesliga-Tor zum 9:8 erzielte (19.), hatten die Badener die Partie wieder gedreht.
Bis zur Pause blieben die Löwen dann durchweg in Führung, weil sie sich zwischen den Pfosten auch auf Mikael Appelgren verlassen konnten. Der schwedische Routinier kam im ersten Durchgang auf acht Paraden und knüpfte an seine starke Leistung gegen den Bergischen HC an, auf der Gegenseite hielt aber auch Melsungens polnischer Nationaltorwart Adam Morawski mit neun gehaltenen Bällen dagegen.
Auf der Anzeigetafel blieb es deshalb mehr oder weniger ausgeglichen, bis zum Halbzeitpfiff verpassten es die Löwen aber, mit einer klareren Führung in die Pause zu gehen. Beim Stand von 14:12 ließen die Gelbhemden gleich mehrere Möglichkeiten aus und schluckten dafür praktisch mit dem Halbzeitpfiff noch das 14:13 durch den künftigen Löwen Ivan Martinovic. Der Kroate gehörte zu der „schnelleren“ Aufstellung Melsungens, das nun auch mit ihrem wendigen Spielmacher Erik Balenciaga agierte, die Müdigkeit aus dem langen Pokalwochenende von Köln aber nie so ganz ablegen konnte.
Mit einem gewissen Verschleiß hatten aber auch die Löwen zu kämpfen - wobei der allerdings hausgemacht war. Vom Start weg agierte die Heimmannschaft mit der gleichen Rückraumachse, Zeit zum Durchatmen bekam das Trio Olle Forsell Schefvert, Juri Knorr und Niclas Kirkeløkke keine, während Melsungen die Lasten hier besser verteilen konnte. Erst nach 43 Minuten kam mit Jon Lindenchrone auf der rechten Seite eine Variante ins Spiel, bis zu diesem Zeitpunkt lagen die Löwen aber schon mit 17:20 zurück, weil zuvor David Moré und Tobias Reichmann klare Chancen ausließen, Kirkeløkke nur den Pfosten traf und sich Schefvert einen fatalen Fehlpass leistete. Beim 20:22 war der am Wochenende entthronte Pokalsieger nochmals in Reichweite, doch mit einem 3:0-Lauf ging die MT sogar mit 25:20 in Führung (50.). Melsungens Rückraum-Riese Dainis Kristopans kam nun immer wieder zu „einfachen“ Abschlüssen, den Löwen fehlte es dagegen an Substanz, noch einmal zulegen zu können.
Auch der eingewechselte David Späth im Tor der Löwen konnte die nächste Enttäuschung nicht mehr verhindern, sein Gegenüber Morawski war am Ende mit der Bilanz von 20 Paraden (!) weit enteilt. Auch daran zeigte sich, woran die Löwen an diesem Abend gescheitert waren. Melsungen konnte die Partie nun locker bis zum 23:28-Endstand herunterspielen.
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